Ein deutscher Staatsbürger ist nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation in Belarus am 24. Juni zum Tode verurteilt worden. Der Mann sitze seit November 2023 in Haft, berichtete die NGO weiter. Unklar war zunächst, ob er Berufung gegen das Urteil eingelegt hat.
Wie die belarussische Organisation Wjasna am Freitag mitteilte, wurde der 30-Jährige wegen mehrerer Straftaten schuldig gesprochen, darunter "Terrorismus" und "Söldnertum". Insgesamt sei er in sechs Punkten angeklagt gewesen. Wjasna ist international sehr angesehen, ihr Gründer Ales Bjaljazki ist 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.
Laut Wjasna hängt die Verurteilung des Deutschen mit dem Kastus-Kalinouski-Regiment zusammen, einem militärischen Verband aus belarussischen Freiwilligen, die an der Seite der Ukraine gegen Russland kämpfen. In Belarus ist das Regiment als "extremistische Gruppe" eingestuft. Nach Angaben der NGO war der Fall des Deutschen das erste Gerichtsverfahren in Belarus wegen Söldnertums.
Der Prozess fand zum Teil hinter verschlossenen Türen statt. Die staatliche belarussische Nachrichtenagentur Belta berichtete zunächst nicht über den Fall.
Belarus ist das einzige europäische Land, in dem die Todesstrafe noch verhängt und vollstreckt wird – ausschließlich gegen Männer. Die Verurteilten werden mit Schusswaffen hingerichtet. Die Daten der Hinrichtungen werden nicht veröffentlicht, die Leichname der Hingerichteten werden ihren Familien nicht übergeben. Diese werden auch nicht über den Begräbnisort informiert.
Seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1991 wurden in Belarus nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International bis zu 400 Menschen hingerichtet. Hinrichtungen von ausländischen Staatsbürgern sind jedoch selten.
Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, der Fall sei bekannt und die deutschen Behörden setzten sich "intensiv" für den Mann ein. Der Betroffene werde konsularisch betreut.
Das Außenamt und die Botschaft in Minsk setzen sich demnach "intensiv gegenüber den belarussischen Behörden für ihn ein". Die Todesstrafe sei "eine grausame und unmenschliche Form der Bestrafung, die Deutschland unter allen Umständen ablehnt".
Laut einem Profil im Onlinenetzwerk Linkedin, das Wjasna dem 30-jährigen Rico K. zuordnete, arbeitete dieser als Rettungshelfer für das Deutsche Rote Kreuz und als Sicherheitsmann für die US-Botschaft in Berlin.