Wien

Deutschförderung in Kigas hilft nur jedem dritten Kind

Scharfe Kritik an der Deutschförderung für Kleinkinder in Wien: Bei mehr als zwei Drittel der Kinder bliebe sie wirkungslos, so die Volkspartei.

Heute Redaktion
Die Chance, Kindern schon im Kindergarten eine korrekte Sprache beizubringen, wird in Österreich nicht ausgiebig genutzt, so kristisiert die ÖVP.
Die Chance, Kindern schon im Kindergarten eine korrekte Sprache beizubringen, wird in Österreich nicht ausgiebig genutzt, so kristisiert die ÖVP.
Getty Images/iStockphoto

Seit dem Kindergartenjahr 2019/20 wird in Österreichs Kindergärten nach einheitlichen Vorgaben die Deutschkompetenz der Kinder erfasst. Damit soll festgestellt werden, wie der Stand ist und wie hoch der Förderbedarf eines Kindes ist. Die ÖVP ist damit nicht zufrieden. In Summe zeige die Deutschförderung in Wiener Kindergärten bei mehr als zwei Drittel der Kinder mit Deutschproblemen keine Wirkung, so die Volkspartei – und bezieht sich dabei auf "mehrere Anfragebeantwortungen von Bildungsstadtrat Wiederkehr". Es gebe "massiven Aufholbedarf". 

"Nach wie vor fehlt leider in vielen Familien sowohl das Problembewusstsein als auch der Anreiz Deutsch zu lernen. Deshalb ist es Aufgabe der Stadt, Eltern die Wichtigkeit guter Deutschkenntnisse sowie ihr Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihren Kindern zu vermitteln. Dazu braucht es klar definierte und einzufordernde Integrationsmaßnahmen, wie etwa verpflichtende Deutschkurse für Eltern von Kindern mit Sprachförderbedarf, um den Kindern einen erfolgreichen Bildungsweg, Integration am Arbeitsmarkt sowie Teilhabe am politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben in Österreich zu ermöglichen", meint ÖVP-Integrationssprecherin Caroline Hungerländer.

Deutschförderung entfällt für 40 Prozent der Kinder - trotz Bedarf

Jährliche Erhebungen seit 2019 zeigen, dass von zehn 4-Jährigen nur ein Kind nach einem Jahr keine Deutschförderung mehr braucht. Und dass von zehn 5-Jährigen nur 2,5 Kinder nach einem Jahr keine Deutschförderung mehr brauchen. Konkret heißt das, dass die Deutschförderung in Wiener Kindergärten bei mehr als zwei Drittel der Kinder mit Deutschproblemen keine Wirkung zeige, meint die ÖVP Wien. 

Über 40 Prozent der Kinder mit nachgewiesenem Deutschförderbedarf erhielten im Untersuchungszeitraum 2019 bis 2022 keine Deutschförderung: Nur knapp 60 Prozent der Wiener Kindergartenkinder mit nachgewiesenem Deutschförderbedarf erhalten auch tatsächlich eine Deutschförderung im Kindergarten.

ÖVP-Bildungssprecher Harald Zierfuß und Landesparteiobmann der Wiener Volkspartei, Stadtrat Karl Mahrer
ÖVP-Bildungssprecher Harald Zierfuß und Landesparteiobmann der Wiener Volkspartei, Stadtrat Karl Mahrer
ÖVP Wien

Sprachlehrer fehlen

Die aktuelle Stadtregierung hatte in ihrem Regierungsübereinkommen 2020 die Aufstockung der Sprachförderkräfte von 300 auf 500 festgeschrieben. Dennoch gäbe es nun nach fast zwei Jahren lediglich 300 Sprachförderkräfte in Wien, kritisiert die VP. Von den 352 städtischen Standorten seien nur rund die Hälfte mit Sprachförderkräften besetzt, obwohl 225 Standorte Bedarf hätten.

"Auch Eltern in die Pflicht nehmen"

80 Prozent der 10.484 außerordentlichen Wiener Schüler mit Deutschproblemen haben mehr als zwei Jahre lan einen Kindergarten (durchschnittlich 2,6 Jahre) besucht. "Unser Ziel muss es sein, dass jedes in Österreich geborene Kind zu Schulbeginn ausreichend Deutsch kann, um dem Unterricht als ordentlicher Schüler folgen zu können. Aktuell sind jedoch 60 Prozent der Wiener Volksschulkinder mit Deutschproblemen bereits in Österreich geboren, 80 Prozent haben sogar mehr als zwei Jahre Kindergarten besucht und sprechen dennoch nicht ausreichend Deutsch, um dem Unterricht folgen zu können. Das ist inakzeptabel. Deshalb muss die Stadt massiv in die Deutschförderung im Kindergarten investieren, aber auch die Eltern in die Pflicht nehmen", so VP-Wien-Chef Karl Mahrer.

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