Österreich

Deutschklassen? Ärger um Boykott-Drohungen

Heute Redaktion
Teilen
Von der Regierung geplante Deutschklassen stoßen bei Direktoren auf wenig Gegenliebe.
Von der Regierung geplante Deutschklassen stoßen bei Direktoren auf wenig Gegenliebe.
Bild: iStock

Wiener Direktoren sträuben sich gegen die Regierungslinie; manche schließen die geplanten Deutschklassen sogar kategorisch aus. Die ÖVP reagiert brüskiert.

Die Bundesregierung plant ab Herbst eigene Klassen für Schüler, die schlecht Deutsch sprechen. Dieses Vorhaben kommt aber nicht überall gut an: Nach der Kritik des Wiener Bildungsstadtrats Jürgen Czernohorszky haben jetzt mehrere Direktoren einen Boykott der neuen Förderklassen in den Raum gestellt.

Die Schulleiter bemängeln organisatorische Probleme (etwa zu wenige Räume) und Überforderung durch die große Anzahl an Schülern mit geringen Deutschkenntnissen. Auch die Bildung von Ghettoschulen wird an die Wand gemalt: Einrichtungen mit vielen Migrantenkindern könnten durch die separaten Klassen und die resultierenden Herausforderungen aus der Sicht von deutschsprachigen Eltern noch unattraktiver werden.

Die Leiterin der Volksschule Vereinsgasse, Gabriele Lener, betonte am Dienstag Abend, sie hoffe darauf, "dass unsere gewerkschaftliche Vertretung uns unterstützt, wenn wir Dinge tun müssn, die das Gesetz vielleicht nicht so vorsieht". Die Direktorin der AHS Rahlgasse, Ilse Rollett, schloss Deutschklassen an ihrer Schule sogar kategorisch aus.

Scharfe Kritik seitens der ÖVP

Erzürnt reagierte unterdessen Karl Nehammer auf die sich abzeichnende Wiener Direktorenrevolte: "Wer Kindern mit Sprachdefiziten Deutschförderklassen verwehrt, nimmt ihnen alle Chancen für die Zukunft. Es kann nicht sein, dass sich Lehrer gegen eine gesetzliche Regelung sträuben." Der ÖVP-General bezeichnet die Direktoren in einer Aussendung als linke Ideologen und sieht den Wiener Bildungsstadtrat "aufgefordert, hier konsequent zu handeln". Und betont: "Österreich ist ein Rechtsstaat und hier hat man sich an Gesetze zu halten – auch, wenn sie der eigenen Ideologie widersprechen." (red)