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Griechenland: Deutschland soll für Kriegsschäden zahlen

Griechenlands konservative Regierung hat ihre Forderung nach Verhandlungen über Reparationen für die verursachten Kriegsschäden bekräftigt. 

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Der ehemalige griechische Premier George Papandreou beim Besuch des Museums in Distomo. In dem Dorf 160 Kilometer nordwestlich von Athen richteten Truppen der Nazis im Juni 1944 ein Blutbad an.
Der ehemalige griechische Premier George Papandreou beim Besuch des Museums in Distomo. In dem Dorf 160 Kilometer nordwestlich von Athen richteten Truppen der Nazis im Juni 1944 ein Blutbad an.
GREEK PRIME MINISTER'S PRESS OFFICE / EPA / picturedesk.com

80 Jahre nach dem deutschen Angriff auf Griechenland im Zweiten Weltkrieg hat die Regierung in Athen ihre Forderung nach Verhandlungen über Reparationen für die verursachten Kriegsschäden bekräftigt. Kurz vor dem Jahrestag an diesem Dienstag erklärte das Außenministerium, dass die Frage der Entschädigung aus griechischer Sicht weiterhin offen sei.

"Die Frage bleibt offen bis zur Erfüllung unserer Forderungen. Diese Forderungen sind gültig und aktiv und sie werden mit jedem Mittel geltend gemacht", sagte Ministeriumssprecher Alexandros Papaioannou der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage. 

 "Verhandlungen würden sehr positiv zur weiteren Förderung der griechisch-deutschen Beziehungen beitragen."

Griechenland hatte Deutschland im Juni 2019 – damals noch unter dem linken Ministerpräsidenten Alexis Tsipras – zu Verhandlungen über Reparationen aufgefordert. Im Oktober wurde diese Forderung von deutscher Seite zurückgewiesen. Anschließend bekräftigte auch die Regierung des heutigen konservativen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis im Januar 2020 noch einmal in einer diplomatischen Note, dass die Reparationsfrage für sie offen sei.

Durch Zwei-plus-Vier-Vertrag erledigt?

Nazi-Deutschland hatte Griechenland und Jugoslawien am 6. April 1941 überfallen. Bis 1944 verübten SS und Wehrmacht in Griechenland zahlreiche Massaker. Sie bezeichneten das als "Vergeltung" für Partisanenangriffe. Zehntausende griechische Zivilisten kamen im Krieg ums Leben.

Eine griechische Parlamentskommission schätzte die Summe für die von Deutschland verursachten Kriegsschäden im Land auf mindestens 289 Milliarden Euro – inklusive einer Zwangsanleihe, die Griechenland der Deutschen Reichsbank während des Krieges gewähren musste.

 Für Berlin ist das Reparationsthema dagegen mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag über die außenpolitischen Folgen der deutschen Einheit von 1990 rechtlich und politisch abgeschlossen.

In dem Vertrag zwischen der Bundesrepublik, der DDR und den vier ehemaligen Besatzungsmächten USA, Sowjetunion, Frankreich und Großbritannien sind Reparationen allerdings nicht ausdrücklich erwähnt. Außerdem waren zahlreiche von Nazi-Deutschland angegriffene und besetzte Staaten wie Griechenland und Polen an den Verhandlungen darüber nicht beteiligt.

Polen macht unter der Regierung der rechtskonservativen PiS-Partei ebenfalls Reparationsansprüche geltend. Auch hier wurde eine Parlamentskommission eingesetzt, um die Kriegsschäden zu beziffern. Das Gutachten ist fertig, wird aber seit einem Jahr unter Verschluss gehalten. Nach früheren polnischen Schätzungen, die auf einer Bestandsaufnahme von 1946 plus Zinsen beruhen, belaufen sich die Schäden auf 800 Milliarden Euro.

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