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Die "Attentäter" stehen in Linz in der Schusslinie!

Heute Redaktion
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"Attentäter" gehört zu den kontroversesten Musicals ever, der Grund: Stephen Sondheim bringt neun US-Präsidentenattentäter auf die Bühne!

US-Präsidenten geraten nicht immer nur verbal in die Schusslinie - davon kann „Attentäter (Assassins)" ab morgen ein trauriges Lied singen. Musical-Mastermind Stephen Sondheim verschreibt sich neun Mördern und jenen, die's probiert haben, die mächtigsten Männer der Welt zu töten:

John Wilkes Booth (Attentat auf Abraham Lincoln), John Hinckley jr. (Mordversuch an Ronald Reagan) oder der berüchtigte Lee Harvey Oswald (erschoss John F. Kennedy) entern das Linzer Schauspielhaus.

Das Stück der Stunde wird inszeniert von Evgeny Titov, der die bitterbösen Szenen aus der amerikanischen Geschichte in einem merkwürdigen Cabaret spielen lässt. Nicole von Graevenitz hat die expressiv-düsteren Kostüme entworfen, und die Linzer Meisterschule für Kommunikationsdesign zeichnet verantwortlich für die Comic-Animationen.

Attentäter als Musicalstoff

In den späten 1980er Jahren las Stephen Sondheim ein Skript des Dramatikers und Theaterpädagogen Charles Gilbert, für das Gilbert die berüchtigtsten Attentate der Geschichte recherchiert hatte. Sondheim fragte Gilbert um Erlaubnis, seine Idee verwenden zu dürfen, und erhielt sie. In Zusammenarbeit mit Librettist John Weidman beschränkte er sich auf Attentäter, die den Präsidenten der Vereinigten Staaten umgebracht haben oder dies versucht haben.

Durch die Zusammenführung von Tätern aus mehreren Jahrhunderten auf der Bühne versuchen die Autoren der Theorie nachzuspüren, nach der die schlimmsten Mörder unserer Zeit Produkte unserer Kultur sind und dass sie trotz ihrer Unterschiedlichkeit eine Menge miteinander – und mit uns – gemeinsam haben.

Kontrovers - aber erfolgreich

"Assassins" wurde am 27. Januar 1990 Off- Broadway uraufgeführt, und der Run war trotz seines düsteren Themas ausverkauft. Am 29. Oktober 1992 feierte Assassins seine Premiere in London, lief dort 76-mal und wurde – wie schon in New York – von der Kritik gefeiert. Im Herbst 2001 sollte ein Broadway-Revival nach New York kommen, das allerdings nach den Angriffen auf die World Trade Center verschoben wurde. Als die Show 2004 schließlich am Broadway herauskam, gewann sie fünf Tony Awards, u. a. für das beste Revival, den besten Darsteller in einem Musical und die beste Regie.

(tim)