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Generation Party Pooper: Millenials igeln sich ein

Heute Redaktion
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Das Leben der jüngeren Generationen verlagert sich zusehens in die eigenen vier Wände. Dazu hat sich sogar der Begriff des "Cocooning" etabliert.

Seit Jahren zeichnet sich ab, dass die Wohnung sich zum Zentrum der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit entwickelt. Dazu beigetragen haben wachsende Interior- und Home-Channels auf sozialen Netzwerken wie Youtube und Instagram. Wer einem Youtuber folgt, verfolgt auch dessen Veränderungen und verändert sich teilweise mit.

Kanäle, deren Konzentration anfangs ausschließlich auf Beauty- oder Fashion lag, mutierten mit ihrer Reichweite zur Darstellung der Beschaulichkeit des täglichen Lebens in perfekt inszenierten Räumlichkeiten, die spätestens alle paar Monate ihre Designs ändern. Auf ähnliche Weise erreicht nun auch die Nachhaltigkeit die Mainstream-Influencer. Die meisten, die zumindest einmal pro Woche einen riesigen Haul veranstaltet hatten, erkennen nun die Konsequenzen des konsumüberfluteten Verhaltens.

Millenials mutieren zu Stubenhockern

Der Nebeneffekt der neuen Wohnlichkeit bleibt währenddessen als stabiler Faktor erhalten. Die junge Generation verwandelt sich vermehrt zu Stubenhockern. "(Social) Cocooning" hat sich dafür als offizielle Beschreibung des weit verbreitenden Phänomens etabliert. Beim deutschen „Freizeit-Monitor"zeigt sich: Die Zahl der Menschen zwischen 18 und 25, die mindestens einmal pro Woche „etwas mit Freunden unternehmen", ist seit 2004 um 44 Prozent gesunken. Bars besuchen 56 Prozent weniger.



Cocooning ist das neue Biedermeier


Das neue Biedermeier hat es sich prunkvoll und stets instagrammable mit teuren Duftkerzen und Pflanzen, die wie ein Staubwedel aussehen, gemütlich gemacht. The Joy of Missing Out regiert die junge Generation. Statt wilden Partynächten gibt es Schlummerpartys in Form von Netflix-Abenden, die Kino-Besuche abgelöst haben, man shoppt online statt auf Shopping-Touren zu gehen und nicht einmal für die Party- oder Dating-Suche muss man dank Dating-Apps noch das Haus verlassen.

Auch gemeinsames Einigeln liegt im Trend

„Wir nennen das Social Cocooning. Damit ist die Rückbesinnung auf die eigenen vier Wände gemeint. Und das beobachten wir bei den 20- bis 35-Jährigen besonders stark", bestätigt Zukunftsforscherin Lena Papasabbas gegenüber dem Kurier.

Mit dem "Social Cocooning" als Ausgangslage ist schließlich ein Wir-Gefühl verbunden. Diese Ursprünglichkeit wurde als Antwort auf die Unsicherheit der Welt gesehen. Es betrifft nicht nur die eigene Person sondern die Aktivitäten im freundschaftlichen Umfeld, die zunehmend in einen privaten Raum verlagert werden.

Der Rückzug in das eigene Zuhause, der sowohl mit Isolation als auch einem neuen Wir-Gefühl verbunden werden kann, was vor allem im urbanen Raum eine Rolle spielt, wo man die kleine Gruppe der anonymen Masse vorzieht.



Einsamkeit steigt bei Millenials an


Mit Aufkommen virtueller Prediger der Me-Time-Religion zeigt sich jedoch auch, dass daneben die Einsamkeit unter den Millenials zunimmt. Zu starker Rückzug kann schließlich zu Vereinsamung aufgrund der Isolation führen. Diesen Kreislauf kann man unterbrechen, indem man jemanden zu sich einlädt und sich gemeinsam einigelt. „Grund dafür ist, dass Millennials stark durch digitale Medien und Tools geprägt sind. Viele Tätigkeiten haben durch das Internet eine neue Qualität bekommen und können von zu Hause erledigt werden", ergänzt die Expertin.

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