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Die komplette Aussage von Bushido gegen Abou-Chaker

Rapper Bushido sitzt endlich im Zeugenstand und darf aussagen. Damit bringt er Arafat Abou-Chaker in Bedrängnis.

David Slomo
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Bushido vor Gericht - er tritt als "Kronzeuge" auf.
Bushido vor Gericht - er tritt als "Kronzeuge" auf.
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Seit einer gefühlten Ewigkeit wartet die Musikszene auf diesen Prozess. Und vor allem darauf, was eigentlich Bushido dazu zu sagen hat. Bislang wurde viel über den berüchtigten Abou-Chaker-Clan spekuliert, nun kommt aber eben der Rapper zu Wort, der wohl so viel darüber zu sagen hat, wie kaum ein anderer.

Über mehrere Tage hinweg erstreckt sich die Aussage von Bushido, der gegen Arafat und seine drei Brüder als Nebenkläger auftritt. Dennoch tritt er quasi als Kronzeuge auf. Der Prozess ähnelt einem Mafia-Film: Fünf breite Muskelprotze verfolgen den Rapper auf Schritt und Tritt, tragen kugelsichere Westen. Arafat beobachtet das Schauspiel mit einem verschmitzten Lächeln.

Diese Männer folgen Bushido bei jedem Schritt.
Diese Männer folgen Bushido bei jedem Schritt.
imago

"Worüber ich heute nicht sprechen soll"

Am ersten Tag der Verhandlung erzählte der Rapper über die Anfänge seiner Karriere. Er erinnerte sich, wie er als 18-Jähriger ein kleines Studio in seinem Kinderzimmer aufbaute. Seine Mutter nahm damals sogar einen Kredit auf, um das Equipment zu besorgen. In dem Studio nahm dann nicht nur er Songs auf, sondern beispielsweise auch Sido.

Mit dem eigenen Mixtape "King of Kingz" konnte er einen ersten kleinen Erfolg feiern. Über 1.000 Mal verkaufte er die Platte, verdiente damit in einem Monat 4.000 Mark – umgerechnet 2.000 Euro. Als Lackierer habe er lediglich 180 Mark verdient, erzählt er dem Gericht. Er habe sich "unfassbar reich" gefühlt, gab aber den Großteil seines Geldes an seine Mutter. 

Arafat Abou-Chaker hat gute Laune im Gericht.
Arafat Abou-Chaker hat gute Laune im Gericht.
Imago

Kurze Zeit später tat er sich mit dem damals neuen Label "Aggro Berlin" zusammen. Neben ihm standen noch Sido und B-Tight unter Vertrag. Bushido dazu: "Eine Riesenehre für mich. Wir hatten viel Power und Pläne." Zu dieser Zeit entstand auch das Album "Carlo Cokxxx Nutten". Wie Bushido meint, war das "eines der wichtigsten Alben" für ihn.

Im Anschluss kam es zu einem Rechtsstreit mit "Aggro Berlin", woraufhin er sein eigenes Label gründete: "Ersguterjunge". Mehr sagte er am ersten Tag nicht und beendete seine Aussage mit: "Und dann geht es weiter mit dem, worüber ich heute noch nicht sprechen soll."

Plötzlich raus aus dem Vertrag

Am zweiten Tag seiner Aussage sprach er dann aber darüber – und zwar über das erste Treffen mit Arafat Abou-Chaker. Konkret ging es um einen Streit mit "Aggro Berlin" im Jahr 2004. Er wollte aus dem Vertrag aussteigen, hätte dafür aber 400.000 Euro Ablöse zahlen müssen. "Das Geld hatte ich nicht. 2004 hatte ich nicht mal ein Girokonto! Ich bot an, sie dürfen alles, was ich bei ihnen in den letzten Jahren veröffentlicht hatte, zu hundert Prozent behalten", führte Bushido dem Richter aus.

Gleichzeitig hatte er versucht, Kontakt zu mehreren Gangs in Berlin aufzunehmen. Darunter war auch der Abou-Chaker-Clan. Denen erklärte er die Situation und bat sie um Hilfe. Der damalige Boss Ali und ein gewisser Hamoudi schlugen den Cousin Arafat als "Problemlöser" vor: "Wir fuhren mit dem Auto ins Aggro-Büro in die Goebenstraße. Arafat ging einfach rein. Holte die Aufhebungsvereinbarung raus und sagte: 'Hier, unterschreiben!'"

Zunächst wurde nicht unterschrieben, man verwies darauf, dass die Anwälte sich der Sache angenommen hätten. Darauf Arafat: "Sehe ich etwa aus wie ein Anwalt?" Er hatte den Label-Boss am Ohr genommen und sagte: "Sofort unterschreiben!“ Bushido erzählte, dass er überrascht war, dass die Unterschrift tatsächlich gesetzt wurde: "Es ging schnell". 

Weshalb Bushido nur 20 Prozent blieben

Nach dem Austritt aus "Aggro-Berlin" hatte ihn Arafat zu sich bestellt: "Wir saßen in seinem silbernen Audi. Universal bot mir einen Band-Übernahmevertrag und 50.000 Euro Vorschuss. Arafat fragte, was er bekommt für das, was er für mich getan hat. Ich war bereit, 20.000 Euro zu zahlen“, sagt Bushido aus. Danach ist Arafat jedoch völlig ausgerastet: "Ich hatte nie vor, ihn zu beteiligen. Ich kann meine Geschäfte selber führen. Er wollte prozentual an allem beteiligt werden, was ich je verdiene!"

Danach kam es zu der Erklärung, bei der das komplette Gericht ganz genau zuhörte: Bushido zeichnete auf, wie wenig Geld ihm blieb. Der Rapper hat ihm eine Beteiligung von 20 Prozent vorgeschlagen, Arafat wurde daraufhin noch wütender und meinte, dass ihm eigentlich 100 Prozent zustehen würden, er würde sich aber mit der Hälfte begnügen. Bushido erklärte, dass er das nicht machen könnte, woraufhin sie sich auf 30 Prozent einigten: "Ab da musste ich Arafat zu 30 Prozent an allem beteiligen. Ich wurde gezwungen. Ohne Vertrag. Ich war nicht bereit gewesen, ihn prozentual zu beteiligen." 

Bushido erzählt interessante Details aus dem Verhältnis mit Abou-Chaker.
Bushido erzählt interessante Details aus dem Verhältnis mit Abou-Chaker.
imago

Das war jedoch nicht alles. Der Rapper erklärt, weshalb ihm nur 20 Prozent der Einnahmen blieben: "Sie werden keinen Vertrag zwischen mir und Arafat finden. Von Management war nie die Rede. Er war einfach nur an meinen Einnahmen beteiligt. Ich hob das Geld für ihn bar ab, steuerlich wurde das bei ihm nicht erfasst. Die Steuern habe ich bezahlt. Wenn ich 100.000 Euro bekam, gingen 30.000 Euro in bar an ihn, ohne Rechnung. 50.000 Euro ans Finanzamt, 20.000 Euro behielt ich." Ein Satz, bei dem das Gericht sich Notizen machte, denn diese Aussage könnte Arafat in Bedrängnis bringen. Zusätzlich zu Anklagen wegen Erpressung und Körperverletzung, würden hier auch steuerliche Probleme auf ihn zukommen.

Arafat verdiente 9 Millionen an Bushido

Dass Bushido aber nicht lediglich 100.000 Euro verdiente, dürfte allen klar sein. Am dritten Tag seiner Aussage legte er offen, wie viel Geld Arafat tatsächlich von ihm bekam. Drei Jahre lang hob er immer wieder Bargeld ab und gab es dem Abou-Chaker-Chef auf die Hand. Erst im Jahr 2007 wurde ein Vertrag aufgesetzt. Dieser hielt zehn Jahre lang. In dieser Zeit soll Arafat ganze neun Millionen Euro an Bushido verdient haben. "Offiziell", erklärt Bushido. Was er damit aber genau meint, wollte er nicht weiter ausführen. 

Weshalb es ab 2007 einen Vertrag gab? "Mein Steuerberater fing an zu fragen, was da läuft mit dem Geld, das ich abhebe. Könnte ja sein, ich verpulvere das Geld. Ich ging zu Arafat. Sagte, wir müssten jetzt einen Vertrag machen", klärte Bushido auf. 

Bushido gab weitere Einzelheiten aus dem Verhältnis mit Arafat bekannt: "Meinen Zahlungsverpflichtungen an Arafat musste ich nachkommen. Einmal war er todessauer, weil er wusste, dass bei mir Geld von Universal eingegangen war. Er haute mir die Fingerknöchel in die Brust und sagte: 'Wann kriege ich mein Geld, soll ich dir die Fresse polieren?' Er hatte auch die PIN zum Konto."

Worum geht es eigentlich?

Im Dezember 2017 soll der Abou-Chaker mehrere Millionen von dem Musiker verlangt haben. Der Grund: Bushido kündigte kurz zuvor dem Clan-Führer die Freundschaft. Als Abfindung wollte er nun eine hohe Summe haben. Es geht um versuchte schwere räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Beleidigung. Den Arafat-Brüdern Nasser (49), Rommel (42) und Yasser (39) wird Beihilfe vorgeworfen. Rapper Bushido soll im Büro eingesperrt, mit einer Flasche und einem Stuhl beworfen worden sein.

Der Prozess wird am 7. September fortgesetzt, das Urteil für den 30. November erwartet.

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