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"Die Menschen wurden im Stehen zu Tode gequetscht"

Nach der tödlichen Massenpanik in Seoul, die mehr als 150 Menschen das Leben kostete, schildert nun ein Augenzeuge die verheerenden Minuten. 

Die Rettungskräfte standen im Großeinsatz.
Die Rettungskräfte standen im Großeinsatz.
ANTHONY WALLACE / AFP / picturedesk.com

Nach der Massenpanik in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul ist die Anzahl der Todesopfer jüngsten Angaben zufolge auf mehr als 150 Menschen gestiegen. Darunter seien nach Behördenangaben auch 20 Ausländerinnen und Ausländer. Die Opfer stammten den Angaben zufolge aus China, dem Iran, Russland, den USA, Frankreich, Australien, Vietnam, Usbekistan, Norwegen, Kasachstan, Sri Lanka, Thailand und Österreich.

Der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol rief am Sonntag eine einwöchige Staatstrauer aus und erklärte, die Regierung werde für Beerdigungen der Todesopfer zahlen sowie für die medizinische Behandlung der Verletzten. Er versprach, den Vorfall "gründlich zu untersuchen" und sicherzustellen, dass so etwas nie wieder passiere. In einer im Fernsehen übertragenen Ansprache an die Nation sagte er am Sonntag: "Im Zentrum von Seoul ist eine Tragödie und Katastrophe geschehen, die nicht hätte passieren dürfen." Am Morgen besuchte Suk-yeol den Ort des Geschehens.

Nach der Massenpanik in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul ist die Anzahl der Todesopfer jüngsten Angaben zufolge auf mehr als 150 Menschen gestiegen.

Opfer sollen im Stehen zerquetscht worden sein

Tausende, vor allem junge Menschen, hatten sich zu den ersten Halloween-Feiern seit Beginn der Corona-Pandemie 2020 am Samstagabend in den engen Straßen des Viertels Itaewon gedrängt. Dabei entstand gegen 22 Uhr (Ortszeit) eine Massenpanik. "Es gab so viele Menschen, die herumgeschubst wurden, und ich wurde in der Menge eingeklemmt und konnte zuerst auch nicht heraus", sagte der 30-jährige Jeon Ga-eul der Nachrichtenagentur AFP. Er habe das Gefühl gehabt, dass früher oder später ein Unfall passieren würde.

Hosu Lee von der BBC war zum Zeitpunkt der Massenpanik vor Ort. Er habe "viel medizinisches Personal und viele Krankenwagen gesehen, die eine Leiche nach der anderen abtransportieren". Südkoreanische Medien berichteten unter Berufung auf die Feuerwehr, dass "die Opfer nicht zertrampelt, sondern im Stehen zu Tode gequetscht wurden". Ha-seong Gong, Professor für Brand- und Katastrophenschutz an der Woosuk-Universität, teilt gegenüber Chosun.com mit: "Auch im Stehen und in der Hocke kann man unter starkem Druck zerquetscht werden."

"Die Leute fielen wie Dominosteine"

Jessi Jassicah befand sich am Samstagabend in einem Pub an der Ecke der Gasse, in der sich die Massenpanik ereignete. Sie sagt gegenüber BBC, dass sie gerade eine Flasche Champagner geöffnet habe, als sie einen Schrei gehört und sich umgedreht habe. "Die Leute waren bereits gestürzt, sie fielen wie Dominosteine", sagte sie. Sie berichtet weiter, dass die Menschen daraufhin versucht hätten, wieder aufzustehen.

Gleichzeitig hätten Sicherheitskräfte versucht, die Menschen am Betreten des Pubs zu hindern, während diese in Panik versucht hätten, dem Gedränge zu entkommen. "Ich war eine Zeit lang eingeschlossen, weil der Sicherheitsdienst mich nicht rausließ", so die Augenzeugin weiter. "Ich war entsetzt, als ich sah, wie Menschen Blut spuckten und wiederbelebt wurden", sagt Jassicah.

Als sie es endlich geschafft habe, sich zu befreien und zur nächsten Gasse zu gehen, sei sie schockiert gewesen: "Ich stellte fest, dass die Leute immer noch tanzten und Fotos machten. Es war schockierend, weil viele Leute noch immer nicht begriffen hatten, was hier vor sich ging."

"Ich pumpte Blut aus ihrem Mund ab"

In einem Interview mit dem Lokalsender YTN beschrieb ein Arzt chaotische Szenen von der Tragödie. "Als ich zum ersten Mal Wiederbelebungsmaßnahmen versuchte, lagen zwei Opfer auf dem Trottoir. Aber kurz darauf explodierte die Anzahl und übertraf die Anzahl der Ersthelfer vor Ort", sagte er.

Es sei schwer, die Geschehnisse in Worte zu fassen. "Die Gesichter so vieler Opfer waren blass. Ich konnte ihren Puls oder Atmung nicht fühlen und viele von ihnen hatten blutige Nasen. Als ich versuchte, sie wiederzubeleben, pumpte ich auch Blut aus ihrem Mund."

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    Sven Hoppe / dpa / picturedesk.com