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Die Mumie: Action-Abenteuer statt Gruselfilm

Das legendäre Mullbinden-Ungeheuer weiht eine neue Franchise von Monsterfilmen ein. Tom Cruise und Russell Crowe sind mit an Bord.

Heute Redaktion
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Stolpert man nach 111 Minuten "Die Mumie" leicht mitgenommen aus dem Kinosaal, wünscht man sich, Regisseur, Skriptteam und Produzenten stünden am Ausgang Spalier. Jeden einzelnen möchte man herfassen, kräftig durchschütteln und inbrünstig anbrüllen: "Einen Job! ihr hattet bloß einen Job!" Der bestand darin, die altägyptische Schreckensgestalt und Veteranin des klassischen Horrorkinos wieder gruselig zu machen. Anders gesagt: "Die Mumie" durfte alles sein, nur nicht der Actionkomödien-Bösewicht, in den sie die Filmtrilogie (1999 - 2008) mit Brendan Fraser verwandelt hatte.

Für Enttäuschung sorgt daher schon das Ouevre des Mumien-Neustarts. Nach altbackener Exposition samt Erzählstimme aus dem Off - Fazit: die böse Prinzessin Ahmanet (Sofia Boutella) wurde vor 5000 Jahren lebendig mumifiziert und im (heutigen) Irak verbuddelt - werden Hauptfigur Nick Morton (Tom Cruise) und sein Sidekick Chris Vail (Jake Johnson) vorgestellt. Die beiden sind ein Buddy-Gespann wie es klischeehafter kaum möglich wäre, zwei sich neckende Haudegen und Abenteurer, die mit schalen Gags und großen Knarren dem schnellen Geld hinterherjagen. Die Fraser-Filme lassen grüßen!

Endstation London

In einer von Schurken besetzten Wüstensiedlung legen Nick und Chris zufällig Ahmanets Sarkophag frei. Archäologin Jenny Halsey (Annabelle Wallis) ordnet den Lufttransport der gruseligen Reliquie nach London an, wo Monsterjäger Dr. Jekyll (Russell Crowe) sein Hauptquartier aufgeschlagen hat. Das Flugzeug stürzt ab, Ahmanet entkommt, bastelt sich ein Heer aus Mumien-Zombies und wählt Nick als Inkubationskammer für den Todesgott Seth aus. Letzterer kann aber nur mit einem Artefakt zu neuem Leben erweckt werden, das sich im Besitz von Dr. Jekyll befindet.

Lichtblicke im "Dark Universe"

"Die Mumie" hat zweifellos ihre Momente. Für mehr als einen großartigen Stunt (schwerelos im Flugzeug!) und eine Handvoll markerschütternder Schocker-Szenen reicht es am Ende aber leider nicht. Schade um das vergeudete Potential - die wenigen Lichtblicke lassen vermuten, dass die "Die Mumie" als reiner Horrorfilm geplant gewesen war und danach auf Entertainment getrimmt wurde. Gleich sechs Writing Credits (drei für das Drehbuch, drei für die Story) liefern diesbezüglich ein deutliches Indiz.

Das "Dark Universe", die neue Monsterschiene von Universal Pictures, dem sich bald auch Berühmtheiten wie der unsichtbare Mann und der Glöckner von Notre Dame anschließen sollen, legt somit einen mehr als wackeligen Start aufs Parkett. Während die Figur des Nick Morton gänzlich farblos bleibt, wecken zumindest Ahmanet und Dr. Jekyll Interesse an weiteren Filmen.

"Die Mumie" startet am 8. Juni 2017 in den österreichischen Kinos. (lfd)

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