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Die Social-Media-App für alle, die Social Media hassen

Die App Bereal will den ungefilterten Alltag sichtbarer machen. Einmal am Tag werden spontane Momentaufnahmen aus dem Leben hochgeladen. 

Bereal will Social Media authentischer machen. Die App fordert auf, einmal am Tag ein ungefiltertes Foto zu machen.
Bereal will Social Media authentischer machen. Die App fordert auf, einmal am Tag ein ungefiltertes Foto zu machen.
Unsplash/Samsung UK

Bereal will, wie der Name schon deutet, mehr Echtheit und Authentizität ins Social-Media-Leben bringen. Das Konzept ist einfach: ein Schnappschuss pro Tag inklusive Selfie, ungefiltert, unbearbeitet. Diese Momentaufnahmen aus dem Alltag sind momentan ein Hype. Besonders Jugendliche teilen die spontanen Fotos gerne mit ihren Freunden und Bekannten.

Bereal wurde 2020 von zwei französischen Entwicklern veröffentlicht. Durchgestartet ist die App vielerorts aber erst seit Ende Sommer: Der Reiz der App liege laut Experten darin, dass sie einen Kontrast zu TikTok oder Instagram darstelle: "Auf den anderen Apps wird viel überlegt, was und wie man postet. Bei Bereal läuft alles spontan ab, auch wenn das Selfie mal nicht perfekt ist", so Alexandra Sutter, Projektleiterin Social Media bei Monami, "die Leute wollen mehr Echtheit auf Social Media".

So funktioniert die App:
Einmal täglich kommt eine Push-Meldung und fordert auf, innerhalb von zwei Minuten ein Foto zu machen. Dabei werden beide Handy-Kameras, auf der Vorder- und Rückseite, gleichzeitig ausgelöst. Der Schnappschuss inklusive Selfie wird dann auf einem Feed für alle manuell hinzugefügten Freunde sichtbar. Wer sich extrovertiert fühlt, kann seine Fotos auch öffentlich machen.
Was ist, wenn ich nicht pünktlich ein Foto mache?
Zu welcher Tageszeit die Push-Aufforderung kommt, variiert täglich. Jedoch bekommen diese alle Nutzer und Nutzerinnen zum gleichen Zeitpunkt. Wer den Aufruf verpasst, kann nachträglich trotzdem noch ein Bild hochladen. Jedoch wird die Verspätung dann zeitlich sichtbar gemacht. Fotos von Freunden können auch nur angesehen werden, wenn selbst ein Bild hochgeladen wurde.

Trotzdem sollten junge Nutzer vorsichtig sein. Gerade diese Spontanität sorgt dafür, dass persönliche Details schnell mal versehentlich geteilt werden könnten. Ein Beispiel: Oftmals findet eine Bereal-Push-Nachricht während der Arbeitszeit statt. Nicht wenige teilen in der Schnelle ein Foto ihres PC-Bildschirms, der heikle (persönliche) Daten enthalten könnte.

Potenzial für Brands und Firmen

Bei der Social-Media-Agentur Monami wird die App nicht nur für Kunden und Kundinnen, sondern auch intern rege verwendet. "Es macht immer wieder neugierig, zu sehen, was Freunde und Kollegen gerade so treiben", sagt Sutter. Das Prinzip sei so beliebt geworden, dass nun auch TikTok mit Tiktok Now und auch Instagram eine ähnliche Funktion eingeführt hätten.

Die Social-Media-Expertin sieht auch ein großes Potenzial für Brands zu PR-Zwecken. "Schweiz Tourismus gibt auf Bereal regelmäßig Einblicke hinter die Kulissen und nimmt die Community mit auf ihre Reisen", sagt Sutter. Auch Influencer könnten sich so etwas authentischer und realer zeigen. Bisher gibt es aber noch wenige, die das nutzen.

Flacht der Hype schon wieder ab?

Die App ist interessant, jedoch hält der Hype bei vielen nicht besonders lange. Viele haben die App nach einigen Tagen oder Wochen wieder deinstalliert. Oft fehle die Motivation, längerfristig täglich etwas zu posten, so die Nutzer. Bei Sutter ist die Motivation noch da: "Ich poste immer noch regelmäßig. Viele hören auf, ich wollte es aber durchziehen. Ich finde: Je größer der Freundes- und Bekanntenkreis, umso mehr steigt der Reiz."

Dass die App in den nächsten Monaten stagnieren wird, glaubt die Projektleiterin nicht. "Es besteht immer noch ein großes Bedürfnis nach einem unzensierten und nicht vorgespielten Social-Media-Leben. Das macht Bereal für mich weiterhin attraktiv für alle – auch Leute, die nicht so gern soziale Medien haben."

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    Der erfolgreiche, wenn auch umstrittene US-Podcaster Joe Rogan ist kein Freund von TikTok. Dafür lobt er das chinesische Pendant Douyin.
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    Screenshot TikTok