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Die traurige Geschichte der Wiener Staatsoper

Heute Redaktion
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Heute gilt die Wiener Staatsoper als Wahrzeichen der Stadt und erfreut sich weltweiter Anerkennung. Dabei hatten die Wiener anfänglich wenig Gutes über das Haus am Ring zu sagen. Die harsche Kritik soll für eine furchtbare Tragödie verantwortlich sein.

Erst durch den Beschluss von Kaiser Franz Joseph I., die mittlerweile obsolet gewordene Stadtmauer schleifen zu lassen, konnte genügend Platz für den heutigen Ring und seine Prachtbauten geschaffen werden. 1858 wurde mit der Abtragung der Verteidigungsanlagen, die während der zwei Türkenbelagerungen gute Dienste erwiesen hatten, begonnen. Gleichzeitig startete die Ausschreibung für die Neubebauung.

Für den Kunst liebenden Kaiser hatte die Errichtung eines neuen Hauses für das K. k. Hof-Operntheater offenbar oberste Priorität.

Als Architekten wurden in einer öffentlichen Ausschreibung August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll gewählt. Die kostbare Ausgestaltung führten aber dazu, dass ihr Werk erst im Jahr 1869 vollendet werden konnte.

Von Bevölkerung massiv beschimpft

Heute gilt das Gebäude der Staatsoper als ein Wahrzeichen Wiens, das jedes Jahr zahlreiche Touristen anlockt. Doch das war früher ganz anders. Obwohl viel Zeit und Mühen in jedes Detail des Prunkbaus geflossen waren – den Bauplatz hatte der Kaiser persönlich ausgesucht – wurde dieser bereits vor der Eröffnung von den Wienern heftig kritisiert.

Weil erst nach der Grundsteinlegung das Niveau der Ringstraße um rund einen Meter angehoben wurde, fehlte dem Operngebäude ein Sockel. Es dauerte nicht lange, bis die Wiener das Gebäude als "versunkene Kiste" oder "in der Verdauung liegenden Elefanten" bezeichnet. Die Suderanten legten, in Anlehnung an die 1866 verlorene Schlacht, noch eines drauf und schimpften die neue Oper ein "Königgrätz der Baukunst".

Auch Schmähgedichte auf die Architekten machten die Runde:

Der Sicardsburg und van der Nüll,

Die haben beide keinen Styl!

Griechisch, gotisch, Renaissance,

Das ist denen alles ans!


Die Stimmung im Volk gegenüber seinem Herzensprojekt blieb auch dem Kaiser nicht verborgen. Bei einer Baubesichtigung soll Franz Joseph gegenüber einem Adjutanten Kritik geäußert haben: "Die Leute haben doch recht. Das Gebäude steckt wirklich zu tief im Boden." Der Gram und Tadels des Kaisers erreichte über diverse Kanäle auch die Ohren der beiden Architekten.

"Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut!"

Die harsche Kritik soll angeblich den damals schwer kranken Eduard van der Nüll in den Freitod getrieben haben. Er starb am 4. April 1868. Nur zwei Monate später kam auch August Sicard von Sicardsburg in Folge einer schweren Operationen ums Leben. Auch sein Ableben wird häufig mit der erlittenen Kränkung in Zusammenhang gebracht. Keiner der beiden erlebte die Fertigstellung ihrer Vision ein knappes Jahr später.

Franz Joseph soll vom Tod seiner Architekten so tief getroffen gewesen sein, dass er bei späteren Ereignissen und Begegnungen sein Urteil auf die kantenlose Floskel "Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut!" beschränkte.

Im Krieg zerbombt – und wiederaufgebaut

Seit ihrer Eröffnung überzeugt die Wiener Staatsoper durch die Qualität seiner Aufführungen. Besonders zum Ende des 19- Jahrhunderts gelangte das Kunsthaus zu weltweitem Ansehen, das es bis heute behalten hat. Dass wir die Staatsoper auch heute noch in ihrem ursprünglichen Design bewundern können, verdanken wir übrigend der Nachkriegsregierung von Leopold Figl.

Amerikanische Bomber hatten das Haus am Ring so schwer beschädigt, dass auch ein Abriss im Raum stand. Schlussendlich entschied man sich für einen Wiederaufbau mit gleichzeitiger Modernisierung der Innenräume. Die Neu-Eröffnung am 5. November 1955 war das erste Ereignis das vom ORF live übertragen wurde. Damals gab es gerade einmal 800 Fernsehgeräte in ganz Österreich.

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