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Diese Festwochen-Show geht uns auf den A...

Heute Redaktion
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Die Macaquinhos laden zum Rosetten-Reigen ins Performeum
Die Macaquinhos laden zum Rosetten-Reigen ins Performeum
Bild: Ze de Paiva

In Brasilien sorgten sie mit ihrer Show für ordentlich Brösel, jetzt lädt das Künstlerkollektiv "Macaquinhos" in Wien munter zum Rosetten-Reigen.

Kultur zum Angreifen, versprach Neo-Intendant Thomas Zierhofer-Kien vor seiner ersten Saison – und ja, zugelangt wird bei diesen Festwochen ordentlich. Ab 15.6. sogar in Körperöffnungen. Mutiert das (von der Stadt Wien 2017, 2018 und 2019 mit 32,4 Millionen Euro geförderte) Kultur-Spektakel reloaded zum Affentheater?

Popo-Partie versus Stammgäste?

Neue Zielgruppen sollen beim "Festiavl der ausgebreiteten Arme" erschlossen, Stammgäste auf keinen Fall vor den Kopf gestoßen werden. So zumindest der Plan vor Start der Wiener Festwochen "reloaded". Das könnte angesichts der geladenen Popo-Partie aber in die Hose gehen.

After als Ost-Süd-Gefälle und "Hommage an die Freiheit"

Kunst, Körper, Krater. Die Grenzen sind beim diesjährigen Kulturreigen fließend. Da wird seit 12.5. Haupthaar durchwühlt („Haircuts by Childen"), Haut geschrubbt („Hamamness") und durch einen Sud aus Verwesung gewatet („Death Center For The Living"). Und ab 15.6. heißt's sogar: Anus, öffne nicht!

Die Macaquinhos (Äffchen, eine bunte Truppe aus Fotografen, Tänzern, Drag-Queens und Co.) setzen beim Nord-Süd-Gefälle („Der Anus als körperliche Metapher für den Süden, gesellschaftlich delegitimiert und ausgegrenzt, dem normativen Norden durch Kolonialismus, Kapitalismus und Patriarchat unterworfen") des eigenen Körpers an und räumen mit Klischees, wie etwas der vielgelobten Freizügigkeit der Brasilianer, auf. Der Rosetten-Reigen (u.a. wird Gesicht an After an Gesicht durch den Raum gerobbt) ist laut des Künstleraggregats „eine Hommage an Schönheit und Freiheit, fernab von einer industriellen Porno-Ästhetik".

Dekolonisation de Luxe

Der Pressetext verspricht: "In einer gewalttätigen Welt provozieren Macaquinhos durch taktische Softness, die Totalität ihrer radikalen Verletzlichkeit strotzt vor choreografierter Körperpoesie. Das Kollektiv Macaquinhos negiert Hierarchien und produziert eine Vielfalt von unten. Dekolonisation de Luxe!"

Show sorgte in Südamerika für ordentlich Wirbel

Der Eintritt ist erst ab 18, die Show sorgte in Südamerika für ordentlich Brösel. Die Reaktionen auf das Loch-Theater waren so wild, dass weitere Auftritte der Truppe vermutlich nicht stattfinden dürfen. Die Körperöffnung als Kultur-Happening? Die Festwochen meinen, ja: "Natürlich ist die Performance am provokanteren Ende angesiedelt", heißt es auf "Heute"-Anfrage. "Das liegt in der Natur der Thematik. Aber man muss sie im Gesamtkontext des Programmes sehen. Die Macaquinhos "rücken die am meisten tabuisierte Körperzone in den Fokus. Es ist ein tatsächlich ein Reigen. Ganz viel spielt sich in dieser Kreisbwegung ab."

"Es geht um Körper UND Geist"

Dass das der menschliche Körper als solcher heuer auffallend inbrünstig ausgeschlachtet wird, sieht Pressesprecherin Anne Zimmermann nicht: "Das einzelnen Programmpunkte richten sich nicht FÜR oder GEGEN Stammpublikum oder neue Gäste. Die Kriterien waren inhaltlicher Natur. Der Körper als roter Faden steht so sicher nicht im Konzept. Vielmehr schwingt er bei den großen Themen wie Gender ud Diversität einfach mit. Und auch da geht's um das Miteinander und die Wechselwirkung von Körper UND Geist."

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