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Diese Journalistin (29) ist die Tote von Nordirland

Sie twitterte von den Krawallen in Nordirland – kurze Zeit später war die investigative Journalistin Lyra McKee tot.

Heute Redaktion
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Lyra McKee wurde am Freitagmorgen in der nordirischen Stadt Londonsderry erschossen. Die Polizei spricht von einem "terroristischen Vorfall". Was bisher bekannt ist.

Bei der getöteten Frau handelt es sich um die investigative Journalistin Lyra McKee. Sie hat regelmäßig über den Nordirland-Konflikt berichetet und arbeitete unter anderem für "Buzzfeed" sowie das Magazin "The Atlantic".

Noch am Donnerstagabend hatte sie auf Twitter von den Krawallen in Londonsderry berichtet. "Absolute madness", schrieb sie zu einem Foto, das eine schwarze Rauchsäule zeigte. Kurze Zeit später war sie tot.

Laut BBC ist davon auszugehen, dass die Krawalle nach einem Einsatz der nordirischen Polizei im Wohnviertel Creggan ausgebrochen sind. Die Beamte sollen vor dem Osterwochenende nach Waffen gesucht haben.

Hintergrund: Es wurde befürchtet, dass irisch-republikanische Gruppierungen in Anlehnung an den Osteraufstand von 1916 gewalttätig werden könnten.

Fotos in den sozialen Netzwerken zeigten am Donnerstagabend Vermummte, die Molotowcocktails und Sprengkörper auf Polizeifahrzeuge warfen. Die Polizei informierte darüber, dass Brandsätze geschleudert und mehrere Schüsse abgefeuert worden seien.

Die nordirische Polizei geht laut BBC davon aus, dass die Splittergruppe "New IRA" die Journalistin getötet hat. Es handelt sich dabei um eine Gruppierung von bewaffneten irisch-republikanischen Dissidenten, die ein vereinigtes Irland anstrebt.

Im Gegensatz zur Irish Republican Army (IRA), welche den bewaffnete Kampf 1997 eingestellt hat, lehnen sie das sogenannte Karfreitagsabkommen ab.

Die Polizei hat nach dem Tod Lyra McKees Mordermittlungen eingeleitet.

Im Nordirland-Konflikt hatten sich jahrzehntelang irisch-katholische Nationalisten und protestantische Loyalisten bekämpft. Mindestens 3500 Menschen sind seit den 60er-Jahren im Zuge des Konflikts gestorben.

1998 einigten sich Briten, Iren und Nordiren am Karfreitag auf ein Ende des bewaffneten Konflikts. Auch wenn dieses Karfreitagsabkommen offiziell das Ende des Nordirland-Konflikts markiert, kommt es im Land allerdings bis heute immer wieder zu Anschlägen. Auch in Londonsderry sind seit Jahresbeginn wiederholt Sprengsätze explodiert.

Der Brexit hat die bestehende Instabilität verschlimmert. Denn durch den EU-Austritt Großbritanniens droht eine Abspaltung Nordirlands vom Rest der Insel. Die Austritts-Verhandlungen haben den Streit über die Grenze zur Republik Irland und den verfassungsmäßigen Status Nordirlands neu entfacht.

(jbu)