Wirtschaft

Trotz EU-Embargo – Italien steigert russische Ölimporte

Italien ist das einzige Land in der EU, das nun mehr Tanker mit russischem Öl ansteuern. Manche machen jetzt das Geschäft ihres Lebens.

Die EU verordnete ein Embargo für Öltransporte via Schiff.
Die EU verordnete ein Embargo für Öltransporte via Schiff.
IMAGO/ITAR-TASS

Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs verhängte die EU zehn Sanktionspakete gegen Russland – nach den Sanktionen für Rohöl per Tanker, die seit Dezember gelten, zuletzt auch für verarbeitete Erdölprodukte wie Benzin und Diesel.

Bereits seit Kriegsbeginn hat sich die Abhängigkeit Europas von russischen Ölexporten mit Tankern verringert, im Jahresvergleich um etwa ein Drittel, wie Daten des Londoner Schifffahrtsbüros Vessels Value zeigen. Aber: "Die Sanktionen gegen russisches Öl haben wenig Einfluss auf die gesamten Exportzahlen gehabt", schreibt Vessels-Value-Analystin Rebecca Galanopoulos Jones.

Italien bezieht 21 Prozent mehr Öl aus Russland

Ein EU-Land erhöhte gar seine Einfuhren. Italien importierte vergangenes Jahr 21 Prozent mehr. Grund dafür ist vor allem die größte italienische Raffinerie in Sizilien, die sich im Besitz des russischen Unternehmens Lukoil befand. Das soll sich nun ändern. Die Regierung verstaatlichte die Anlage und will sie dem Genfer Rohstoffhändler Trafigura verkaufen.

Branchenexperten gehen davon aus, dass Trafigura dem italienischen Staat Zusagen über die Versorgung gemacht hat, wie die "Welt" schreibt. Allerdings ist über die Herkunft des Öls nichts bekannt, am Ende könnten auch Öllieferungen aus Russland dahinterstehen.

Schattenflotte wächst

"Die Wege des russischen Rohöls sind verworren", sagt Daniel Grübner, geschäftsführender Gesellschafter des Europe Oil Telegram. Seit Ende letzten Jahres ist die Zahl der Tanker, die an ungenannte Käufer verkauft wurden, deutlich gestiegen.

Diese Schattenflotten wollten ungeachtet der Sanktionen die Prämien für russisches Rohöl nutzen, so Analystin Jones. Ihre Daten zeigen, dass die Ausfuhren russischer Tankschiffe in den letzten zwei Jahren stabil geblieben sind.

Statt nach Europa liefert Russland nun aber vor allem in weiter entfernte Länder. Die Exporte nach China steigerte Russland im Jahresvergleich um 38 Prozent, in die Türkei um 47 Prozent und nach Indien gar um 577 Prozent. Auch nach Südamerika fließt mehr russisches Öl und selbst die ölreichen Vereinigten Arabischen Emirate steigerten die Importe um 313 Prozent – allerdings noch auf niedrigem Niveau.

Indien wird nun zum großen Ölexporteur

Wenn die Sanktionen aufrechterhalten würden, dürfte die Schattenflotte in absehbarer Zukunft weiter operieren und die Preise steigen, sagt Analystin Jones. Davon profitierten Länder wie Indien und China. Sie importierten das russische Rohöl und verkauften es dann als saubere Erdölprodukte an Staaten wie Deutschland, heisst es in Berichten.

Allein Indien steigerte seine Ölexporte seit dem Ukraine-Krieg um das Fünffache. "Die Versorgung deutscher Tankstellen wird so auch mit russischem Öl abgesichert", sagt Wirtschaftswissenschaftler Jens Südekum im ZDF.

Dank des Preisdeckels für russisches Öl profitiere Indien von sehr günstigen Konditionen. "Das ist die gute Nachricht", so Südekum. "Wir haben dafür gesorgt, dass Putin weniger Einnahmen hat, um den Krieg zu finanzieren." Indien profitiere dafür doppelt. Es kaufe billig ein und teuer weiter.

Europa hat das Nachsehen, weil die längere Schifffahrt die Preise nach oben treibt. Dadurch leidet laut David Wech vom Marktanalysten Vortexa auch die Umwelt. Die Schattenflotte mit älteren Tankschiffen würde normalerweise zum Recycling auf Schrottplätze gebracht und durch modernere, effizientere Schiffe ersetzt. Doch mit den sanktionierten oder halb-sanktionierten Geschäften ließen sich riesige Prämien verdienen.

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