Wirtschaft

In diesen Firmen gibt es die 4-Tage-Woche bereits

Mehr Lebensqualität und gesteigerte Produktivität durch einen freien Tag mehr die Woche? Die Pioniere im Bereich 4-Tages-Woche haben es vorgemacht.

Heute Redaktion
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Mit der 4-Tage-Woche zur idealen Work-Life-Balance?
Mit der 4-Tage-Woche zur idealen Work-Life-Balance?
Bild: iStock

Nur noch vier statt fünf Tage arbeiten? Was die SPÖ im Wahlkampf fordert, ist in einigen Firmen in Österreich und im Ausland bereits Normalität.

In der Theorie ist es bei uns hierzulande seit dem Jahr 1998 möglich, eine 4-Tage-Woche in Unternehmen einzuführen. Dabei wird die tägliche Arbeitszeit auf bis zu zehn Stunden ausgedehnt – in Ausnahmefällen sind auch 12-Stunden-Tage möglich.

Viele der Unternehmen, die probeweise oder regulär auf eine 4-Tage-Woche umgestellt haben, berichten von höherer Produktivität und mehr Zufriedenheit.

"Win-Win-Situation" beim Sägewerk Grafinger

Einer, der bereits vor längerer Zeit auf flexiblere Arbeitszeiten umgestellt hat, ist Martin Ettinger, Obmann der WKO Gmunden und Geschäftsführer vom Sägewerk Grafinger in Grünau. Er spricht von einer "Win-Win-Situation" für alle. "Wir arbeiten von Montag bis Donnerstag, das Zeitsystem wurde von allen Mitarbeitern sehr gut angenommen. Bei uns arbeiten einige, die eine Nebenerwerbslandwirtschaft haben. Für die ist der freie Freitag ein wichtiger Arbeitstag."

Auch die Buch- und Medienhandelskette Thalia hat mit dem Modell nach eigenen Angaben gute Erfahrungen gemacht.

Unterweger hat Skandinavien als Vorbild

In der Latschenölbrennerei Unterweger wird seit dem 1. Oktober 2017 von Montag bis Donnerstag gearbeitet. Diese Umstellung hat ein Umsatzplus und gesteigerte Produktivität gebracht. Nach sechs Monaten bilanzierte Unternehmer Michael Unterweger: "Der Test ist gut verlaufen und wird daher fortgesetzt."

Sein Bruder hatte zuvor von guten Erfahrungen in Skandinavien berichtet. Daraufhin wurde der Beschluss gefasst, es auszuprobieren. "Wir mussten lediglich eine kleine Abänderung in den Arbeitsverträgen vornehmen", erzählte er dem "Standard". Mit einer Verlängerung der Arbeitszeit auf neun Stunden beschränkte sich die Arbeitszeit fortan auf 36 Stunden pro Woche statt bisherigen 38,5 Stunden nach klassischem Modell. Die Mitarbeiter berichten, dass das Modell arbeitsintensiver sei, aber die Freude über mehr Freizeit überwiege.

Dass für die gleiche Arbeit weniger Zeit bleibt, ist denn auch der Nachteil, der am häufigsten genannt wird, wenn über die 4-Tage-Woche debattiert wird.

Produktivitätssteigerung von 20 Prozent bei Perpetual Guardian

International Schlagzeilen gemacht hat auch der Perpetual Guardian in Neuseeland, als er auf die 4-Tage-Woche umgestellt hat. Von mehr Zufriedenheit, weniger Stress, mehr Zeit für die Familie und mehr Gewinn für das Unternehmen sprechen die Verantwortlichen. Dort dokumentierte man einen Zugewinn an Produktivität von 20 Prozent. Die Gewinne des Unternehmens haben sich seit der Einführung stark gesteigert und die Stresswerte sind von 45 auf 38 Prozent gesunken. Der zusätzliche freie Tag wird innerhalb des Teams so beschlossen, dass keine wichtigen Bereiche wegfallen.

"Das Besondere bei dem Testlauf war, dass das Unternehmen nicht einfach gesagt hat: Freitag ist jetzt frei. Die Teams entschieden selbstständig, wie sie ihre Arbeit organisieren und delegieren, sprachen sich ab, wer wann frei hat – und entschieden, wer die Verantwortung übernimmt, wenn der Abteilungsleiter seinen freien Tag hat. In den Interviews haben mir die Angestellten erzählt, dass sie sich zum ersten Mal zusammengesetzt und überlegt haben: Wie können wir effizienter arbeiten? Wie können wir uns gegenseitig helfen?", erzählt Helen Delenay von der University of Auckland im Interview mit dem Guardian.

Die Umstellung bei Perpetual Guardian stieß aufgrund der Unternehmensgröße auf großes globales Interesse. Täglich kommen dort Anfragen aus Ländern wie Japan, Kanada, Großbritannien, Frankreich, der Schweiz und Bulgarien herein.

Produktivität sinkt mit 35. Arbeitsstunde

Österreich gehört europaweit zu den Ländern, in denen die Arbeitnehmer am meisten Wochenstunden leisten. 41,4 Stunden arbeitet der durchschnittliche Vollbeschäftigte pro Woche. Dabei bleibt fast jede fünfte der 250 Millionen Überstunden unbezahlt.

Laut einer Studie aus dem Jahr 2014 sinkt ab der 35. Arbeitsstunde die Produktivität.

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