Auch wenn die meisten Wespen eher zur lästigen Sorte gehören und uns vor allem im August den letzten Nerv rauben, weil sie angriffslustig ums Grillgut schwirren, gibt es zumindest eine Sorte, die introvertiert ihre Brut versorgen und lieber unsichtbar bleiben möchte. Würde sie ihre Lehmhäuser nicht gerne auf und in unser Mauerwerk bauen, würde sie uns gar nicht auffallen: die Orientalische Mauerwespe.
Die Orientalische Mauerwespe, oder auch Mörtelwespe hat viele Namen, ernährt sich aber bis zum Erwachsenen-Status nur von Spinnen. Es gibt auch keine Königin, oder ein großes Nest, sondern einzelne "Töpfchen", die von den begatteten Weibchen gebaut werden. Dort wird sie pro Töpfchen nur ein Ei ablegen und es mit ungefähr einem dutzend gelähmter Spinnen versorgen, bevor sie das Häuschen schließt. Schlüpft die Larve, ernährt sie sich bis zur Verpuppung von den Achtbeinigen und wartet geduldig auf das nächste Frühjahr, wenn sie als Wespe das Nest verlässt.
Über die Einschleppung weiß man recht wenig, aber der erste Fund solcher Töpfchen wurde 1979 in der Steiermark gemacht. Da die Wespe, wie bereits erwähnt, sehr unauffällig bleibt, den Menschen meidet und auch kaum sticht, wird sie nur selten dokumentiert. Nur die Häuselbauer beklagen sich manchmal über die Lehmbauten, die recht unschöne Ausmaße annehmen können, wenn mehrere Weibchen am selben Ort ihre Eier ablegen. In manchen Dachböden wurden beispielsweise bis zu 80 aneinandergereihte Töpfchen entdeckt.
Vorweg, muss man sich wirklich nicht in Hysterie üben, wenn man solche Töpfchen entdeckt, denn wie beschrieben, handelt es sich bei der Mauerwespe um Einzelgänger, die ihrer Brut einfach nur ein Lehmhaus bauen. Sollte sich das Häuschen aber an einer wirklich blöden Stelle befinden, kannst du es vorsichtig an einen anderen, trockenen (!) Standort umsiedeln. Wasser zerstört den Bau, weshalb die Wespe immer regengeschützte Ecken aussucht.
Im nächsten Frühjahr ist der Spuk nämlich auch schon vorbei – die Wespe schlüpft, fliegt davon und das Töpfchen kann entsorgt werden.