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Diese Zeichnung überführt misshandelnde Mutter

Heute Redaktion
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Eine elfjährige Schülerin aus Marbella hat während des Unterrichts eine Zeichnung von sich gemacht. Als der Lehrer diese sah, alarmierte er die Behörden.

Eine alltägliche Schulaufgabe hat den Albtraum eines 11-jährigen Mädchens ans Licht gebracht. Während des Unterrichts in einer Schule im südspanischen Marbella zeichnete die Schülerin ein Bild von sich. Sie zeigte sich zwar lächelnd, doch am Handgelenk waren Schnittwunden eingezeichnet. In einer Hand hielt die Figur ein Messer, in der anderen einen Koffer. An den Beinen zeichnete die Schülerin Flecken ein, neben der Figur schrieb sie: "Blut, Blutergüsse durch Schläge mit dem Gurt." Verteilt auf der ganzen Seite stand zudem 14-mal das Wort "volaré" - übersetzt "ich werde fliegen".

Die Zeichnung zog die Aufmerksamkeit des Lehrers auf sich. Er hatte bereits bemerkt, dass das Mädchen immer wieder blaue Flecken an den Armen hatte, an vielen Tagen kam es ungepflegt zur Schule. Daraufhin brachte der Schulleiter die Minderjährige in ein Gesundheitszentrum. Dort erkannten die Ärzte sofort die Art der Verletzungen: Das Kind war offenbar regelmäßig misshandelt worden.

Die Zeichnung ist "ein Notruf"

Die Schülerin erzählte, dass ihre Mutter sie immer wieder schlage. Sie zeigte dem Lehrer ihr Tagebuch. Darin schilderte sie, wie die Mutter sie zudem psychisch misshandelte. "Wenn sie mich nicht schlägt, dann beschimpft sie mich. Dumm, dick oder Schlampe. (...) Ich will sterben. Sterben, sterben, sterben", hatte das Mädchen geschrieben.

"Aus psychologischer Sicht ist diese Zeichnung ein Notruf", erklärt der Kinderpsychologe José Antonio Galiani gegenüber der spanischen Zeitung "La Vanguardia". Die eingezeichneten Narben und Verletzungen zeigten, wie schwer das Mädchen leide, so Galiani. Der Psychologe Javier López Ibor von der Klinik HC Marbella ist ähnlicher Meinung. "Sie schreibt so viele Male ‹ich werde fliegen›, weil sie am liebsten flüchten würde. Das deutet auf eine schwere Misshandlung hin."

Die spanische Polizei nahm die Mutter des Mädchens fest. Die Marokkanerin gab zu, ihre Tochter regelmäßig zu schlagen, "weil sie mir Geld klaut". Das Kind wurde nun in die Obhut des Staates gegeben. (kle)

(red)