Wien

Wie im Film – Dieser Wiener (47) hat den Bogen raus

Nach einem Burnout verschrieb sich Karl Rapp (47) seinem größten Hobby – dem Bogenbauen. Heute führt er seine eigene Manufaktur in Währing.

Yvonne Mresch
Karl Rapp (47) hat die Leidenschaft für Bögen gepackt. In Währing hat er sich einen Traum erfüllt und sich mit einer Manufaktur selbstständig gemacht.
Karl Rapp (47) hat die Leidenschaft für Bögen gepackt. In Währing hat er sich einen Traum erfüllt und sich mit einer Manufaktur selbstständig gemacht.
Helmut Graf

Bogenbauer gehört zu den Nischenberufen, viele gibt es nicht mehr in Österreich: "Soweit ich weiß, bin ich der einzige, der in Wien noch professionell Holzbögen herstellt", erzählt Karl Rapp im Gespräch mit "Heute". Als der ehemalige Bautechniker vor sieben Jahren ein Burnout hatte, änderte sich sein Leben schlagartig. "Ich kam wieder zum Bogenschießen, ein Hobby, das ich schon als Teenager hatte", erinnert sich der heute 47-jährige. Rapp wollte sich einen Bogen besorgen, doch nach einer angekündigten Wartezeit von zwei Jahren beschloss er kurzum: "Das mache ich selbst!"

Vom Reiterbogen zum Osmanischen Modell

Der Währinger stürzte sich in Literatur und brachte sich das Bogenbauen autodidakt bei. "Kurse gibt es ja nicht", lacht er. Vor drei Jahren machte er sich schließlich selbstständig und führt seitdem die einzig bekannte Bogenmanufaktur in Wien. "Ich werde zwar nicht reich, aber jetzt macht mir mein Job Spaß", strahlt er. In seiner Manufaktur in der Währinger Straße 188 stellt er unterschiedliche Bögen her – von Langbögen ("Die sind gut für Anfänger"), über historische Bögen wie etwa Osmanische oder Mongolische, kurze Reiterbögen ("meine Favoriten") oder sogenannte Take-Down-Bögen, die man auseinander nehmen kann. Auch für Kinder fertigt Rapp Bögen an. Insgesamt hat er in den vergangenen Jahren rund 100 Stück hergestellt.

"Mache keine Bögen, die nur an der Wand hängen"

Die Preise reichen vom einfachen Modell um 500 oder 600 Euro bis hin zu Spezial-Anfertigungen um 1.200 Euro. An einem Stück arbeitet der Spezialist etwa eine Woche. Jedes Modell ist ein Einzelstück, nach Wunsch der Kunden angefertigt und an die Hand angepasst. Dabei arbeitet Rapp mit unterschiedlichem Holz (etwa Ahorn, Esche, Rubinie oder Ulme). Am Ende wird der Bogen glaslaminiert. Auch mit kuriosen Anfragen ist der Bogenbauer ab und an konfrontiert: "Einmal wollte jemand den Elbenbogen aus Herr der Ringe angefertigt haben", lacht er. "Ich habe den Auftrag nicht angenommen, denn schießen könnte man damit nicht. Und ich mache keine Bögen, die nur an der Wand hängen."

"Für mich ist es eine Kombination aus Funktionsfähigkeit und Ästhetik, die die Faszination Bogen ausmachen", begründet der Wiener seine Liebe zu Bögen. "Mir gefällt das künstlerische Schaffen und am schönsten ist es, wenn ich das Endprodukt und die Freude bei den Kunden sehe." Mehr Infos zur Wiener Bogenmanufaktur finden Sie auf www.karl-rapp.at

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