Sonne, Strand und Sangria – das waren einst Synonyme für Spanien. Doch das beliebte Touristenland könnte bald zu einer Wüstengegend werden. Wissenschaftler warnen, dass extreme Hitzewellen, die immer intensiver werden, weite Teile Spaniens bis 2050 unbewohnbar machen könnten, so ein Bericht in der Zeitschrift "National Geographic".
Das spanische Gesundheitsministerium musste aufgrund der immer deutlicheren Auswirkungen des Klimanotstands bereits Gespräche mit der britischen Botschaft aufzunehmen, wie man "gefährdete" Touristen am besten über den Umgang mit der Hitze aufklären könne, gestand der spanische Klimawandel-Experte Héctor Tejero in der "TT".
„Die großen spanischen Touristengebiete sind die Orte, an denen der Klimawandel am stärksten spürbar ist“Héctor TejeroSpanisches Gesundheitsministerium
Der Klimanotstand stelle, so Tejero, eine "echte Gefahr" für Spaniens traditionelles Massentourismusmodell dar, da die steigenden Temperaturen und immer häufigeren Hitzewellen ausgerechnet die beliebten Küstenziele des Landes treffen würden.
Der Klimanotstand könnte in Zukunft dazu führen, dass der Tourismus in Teilen Spaniens verschwindet: "Das ist ein echtes Risiko, denn die großen spanischen Touristengebiete sind die Orte, an denen die Auswirkungen des Klimawandels in Spanien am stärksten spürbar ist: der Süden und der Osten der Halbinsel – im Wesentlichen die Mittelmeerküste", so Tejero.
Die Kombination aus hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit macht das Leben an den spanischen Mittelmeer-Regionen immer unerträglicher. Besonders betroffen sind aber auch die Regionen Madrid und Kastilien-La Mancha.
"Touristen sind bei Hitze einem größeren Risiko ausgesetzt, weil sie nicht an die örtlichen Temperaturen angepasst sind. Sie schützen sich nicht vor der Hitze – und jeder neigt dazu, im Urlaub die Dinge weniger ernst zu nehmen, wenn es darum geht, zu den heißesten Tageszeiten der Sonne aus dem Weg zu gehen", so Tejero.
Ein bereits acht Jahre alter Bericht der spanischen Regierung sagte voraus, dass der Klimawandel die spanische Tourismusindustrie dramatisch verändern könnte: Strände erodieren, Verkehrssysteme überfluten, Wasserknappheit auf dem Höhepunkt der Saison verursachen und Skigebiete zur Schließung zwingen.
Der Bericht prognostizierte, dass der Tourismus aus Nordeuropa bis 2080 gegenüber dem Stand von 2004 um 20 Prozent zurückgehen könnte, da die steigenden Temperaturen die Menschen dazu veranlassten, ihren Urlaub zu Hause zu verbringen.
"Extreme Hitzebelastungen haben sich in Spanien in den letzten 40 Jahren mehr als verdoppelt, und dieser Trend wird sich voraussichtlich fortsetzen", warnt NASA-Klimaexperte Colin Raymond. Die Kombination aus steigenden Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit stellt eine ernsthafte Bedrohung für Mensch und Natur dar.