Dieses Paar bietet "Vampir-Spaziergänge" durch Wien an

Unsterblich zu sein - für den einen die Wunschvorstellung, für den anderen blanker Horror. Eines steht aber fest: Mythen und Geschichten rund um das Thema Vampire ziehen die Menschen seit jeher in ihren Bann. Die unsterblichen Blutsauger und ihr Bezug zu Wien haben es auch Haitham (31) und Sofiya (29) angetan.

Auf Tour mit "Carmilla und Dracula"

"Ich habe mich schon immer für Schauerliteratur interessiert", erzählt Haitham. "Als Kind habe ich mich gefragt wie es wäre, unsterblich zu sein." Vor sieben Jahren lernte der Wiener seine heutige Frau Sofiya kennen, mit der er die Liebe zu Gruselgeschichten und Romanen wie Dracula teilt. Gemeinsam starteten sie im Vorjahr das Projekt "Wiener Voyages".

"Wir wollten etwas Kreatives machen, das man mit anderen Menschen teilen kann", begründen sie die Entscheidung. "Und wir wollten spielerisch vermitteln, wie viel Spannendes im Staatsarchiv oder in Bibliotheken zu finden ist." Nach wochenlanger Recherche entstand das erste Spiel mit dem Titel "Carmilla und Dracula Mythenjagd". Für all jene, die sie nicht kennen: Noch bevor es Dracula gab, galt Gräfin Carmilla als "Mutter der Vampire". Ihre Geschichte stammt aus einer Novelle von Sheridan Le Fanu (1872).

"Wir spielen bewusst mit Wahrheit und Mythos"

Und so geht es: Das Spiel kann alleine oder in der Gruppe gespielt werden. Angelehnt an das Prinzip "Schnitzeljagd" handelt es sich um einen Rätselspaziergang in Form von Musik- Literatur- und Kreuzworträtseln durch die Wiener Innenstadt. Erzählt wird die Geschichte von "Carmilla und Dracula", also aus der Vampirperspektive. Sie wagen sich unter die Menschen und erkunden die Vampirgeschichte Wiens. Eine Runde dauert zwischen einer und zwei Stunden, je nachdem wie schnell die Rätsel gelöst werden, und führt die Spieler an neun unterschiedliche Orte, hinter denen jeweils ein Vampir-Mythos steckt.

Zu viel wollen die Erfinder natürlich nicht verraten, aber eines sei gesagt: Vor dem Mozarthaus darf darüber spekuliert werden, ob der Ausnahmemusiker deshalb so früh verstarb, weil er von Dracula gebissen wurde. "Wir spielen hier bewusst etwas mit Wahrheit und Mythos", erklären die studierten Politikwissenschaftler. "Es soll Spaß machen, aber man soll auch etwas zum Nachdenken mitnehmen."

Mit Vampirmaske auf Social Media

Dieser Aspekt ist den beiden besonders wichtig: "Wir mögen tiefgründige Gruselgeschichten. Viele stammen aus der Zeit der Romantik, da ging es um Existentielles, den Sinn des Lebens, die Unsterblichkeit, Klassengesellschaft und Ungerechtigkeit." Auch moderne Geschichten wie "Twilight" kommen im Spiel vor, Haitham und Sofiya können dem aber nur wenig abgewinnen: "Wir haben das Gefühl, hier werden Vampire nicht so ernst genommen und sehr vermenschlicht."

A propos: Auch die Erfinder selbst schlüpfen gerne mal ins Vampirkostüm. Mit Maske und "Cape" präsentieren sie sich auf Instagram an unterschiedlichsten Orten. "So können wir noch mehr Menschen erreichen", erklärt Sofiya. "Wir wollen vermitteln, dass die Vampire quasi unter den Menschen leben. Dass sie missverstandene Wesen sind und wir alle gemeinsam gut leben sollen."

Fortsetzung folgt?

Bislang dürfen sich die beiden über gutes Feedback der Kunden freuen. Bleibt das so, ist eine Fortsetzung von "Carmilla und Dracula" angedacht. "Wir haben viele Ideen, aber die können wir noch nicht verraten. Der Wien Bezug wird bleiben, aber die Figuren ändern sich und auch die Bezirke."

Die handgefertigten Spiele sind in ausgewählten Spielwarengeschäften sowie online unter www.wienervoyages.games erhältlich. Die digitale Version (inklusive Videos) kostet 24 Euro, die physische Version (gebunden in Buchform oder in einem "Sarkophag") kommt auf 49 Euro. Geeignet ist das Spiel laut Gründer ab einem Alter von 14 Jahren. Gespielt werden kann mehrmals, Rubbelsticker zum Überkleben der Lösungen sind enthalten.