Österreich

Diktatoren-Nichte arbeitet als Gerichtsdolmetscherin

Am Landesgericht Leoben ist eine enge Verwandte des Ex-Staatschefs von Rumänien, Nicolae Ceausescu, tätig. Den alten Namen hat sie freilich abgelegt.

Florian Horcicka
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Der einstige Diktator Rumäniens: Nicolae Ceausescu
Der einstige Diktator Rumäniens: Nicolae Ceausescu
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Wer in der Obersteiermark mit der Justiz zu tun hat und nur rumänisch spricht, wird um G. T. kaum herumkommen. Die 58-Jährige ist am Landesgericht Leoben als beeidete Dolmetscherin tätig. Was wohl die wenigsten wissen: Die Frau ist die Nichte des selbsternannten "Genies der Karpaten", Nicolae Ceausescu.

Der Ceausescu-Clan machte Rumänien zum Armenhaus Europas

Die fachliche Qualifikation der studierten Übersetzerin G. T. steht nicht in Frage. Ihre Karriere ist freilich bemerkenswert. Nach dem blutigen Sturz des kommunistischen Regimes musste sie in Rumänien Racheaktionen befürchten. Denn während die Bevölkerung unter argem Mangel und Verfolgung litt (Brot und Fleisch waren rationiert, der Strom stundenlang abgeschalten, politische Gegner wurden eingesperrt, gefoltert oder getötet), lebte der Ceausescu-Clan in Saus und Braus. G. T´s. leiblicher Vater soll für die Verschiebung von Millionen Dollar auf Schweizer Bankkonten der Familie verantwortlich gewesen sein.

Die bemerkenswerte Einbürgerung der Frau Ceausescu

G. T., die damals noch T.-Ceausescu hieß, suchte in Österreich um Asyl an. Das wurde zunächst abgelehnt. Sie erhielt aber in einer mysteriösen Aktion, die auch Gegenstand einer parlamentarischen Anfrage war, einen Sonderstatus, wurde nicht abgeschoben und durfte in Österreich bleiben. Genauer gesagt in der Obersteiermark, wo sie enge Beziehungen zu einem katholischen Ordensstift und einem Bürgermeister aufbaute. Vom Namen T.-Ceausescu blieb nur T. übrig. Schließlich bekam sie die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen. Die Gründe blieben unklar. In einer rumänischen Zeitung hat sie 1992 erklärt, dass sie brisante Informationen hätte und das österreichische Innenministerium großes Interesse hätte, ihren Fall geheim zu halten. Die Journalistin Ana Maria Ivan befasste sich mit der Causa, doch auch sie stieß auf eine Mauer des Schweigens.

T. übernahm ein Gasthaus, gründete eine Firma und wurde Dolmetscherin. "Heute" kontaktierte T. vergeblich. Sie gab keine Stellungnahme ab.

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