Österreich

Direktor klagt: "Immer mehr Kinder können kein Deutsch"

Andreas B. leitet eine Wiener Schule – es fehlt es an Geld, Personal und einem Plan der Politik. Wie Kinder darunter leiden, berichtet eine Mama.

Sandra Kartik
Morgen wird gestreikt.
Morgen wird gestreikt.
Tobias Steinmauer / APA / picturedesk.com

Er arbeitet seit bald 30 Jahren im Bildungswesen, doch nun ist für den Wiener Schuldirektor ein neuer Tiefpunkt an Österreichs Schulen erreicht. "Man hat das Bildungssystem tot gespart, bzw. das viele Geld, das reingesteckt wurde, ist nicht dort angekommen, wo man es braucht: Bei Schülern, Lehrern und Psychologen", schildert Andreas B. (Name geändert) im "Heute"-Gespräch. Auch er ist Teil des Netzwerks "Schule brennt", in dem sich Pädagogen konkret für bessere Bildung einsetzen. Der Leiter einer Schule im Herzen Wiens wird heute ebenfalls am "Aktionstag Bildung" mit Kollegen und Eltern für bessere Bedingungen in den Schulen auf die Straße gehen.

Lehrplan "komplett veraltet"

"Immer mehr Kinder können kein Deutsch. Es wäre dringend notwendig, dass alle Klassen mit mindestens mit zwei Lehrern ausgestattet werden. Teilweise würden sogar drei bis vier Pädagogen gebraucht. Derzeit kommen immer mehr Menschen aus der Schule, die nicht lesen und schreiben können und sich somit in Zukunft nicht auf dem Arbeitsmarkt integrieren können", erzählt der Direktor aus der traurigen Praxis. Andreas B. fordert deshalb konkret von der Politik: "Man muss Geld in die Hand nehmen und den Lehrplan, der komplett veraltet ist, entstauben und überarbeiten."

Der akute Personalmangel habe sich seit der Pandemie verschärft. "Es will fast niemand mehr Lehrer werden. Es wird immer mehr auf sie abgewälzt." Dasselbe gilt auch für Schuldirektoren, die unter einem Wust von Bürokratie erstickt werden würden. "Auch ich überlege mir, ob ich den Job unter den derzeitigen Bedingungen weitermachen will", schließt Andreas B. entmutigt.

"Unsere Kinder zahlen"

Der Wiener Mutter Romana L. (Name geändert) reicht es: "Die Bildungsdirektion redet sich mit einem Lehrerkräfte-Mangel aus. Das eigene Versagen ist eher das Problem. Unsere Kinder zahlen dafür", ärgert sie sich. Besonders verschärft ist die Situation für Schüler mit besonderen Bedürfnissen. Das hat Angie Weikmann bei ihrem jüngeren Sohn zu spüren bekommen. Auch sie wird heute in Wien für eine gemeinsame, inklusive Bildung demonstrieren, die ihrem und anderen Kindern helfen soll, statt sie auszugrenzen.

Ihre beiden Kinder sind im Volksschulalter, ihr Jüngster besucht eine integrative Mehrstufen-Klasse. "Wir sind sehr froh über diesen Platz. Befeuert durch den LehrerInnen-Mangel wird diese Schulform leider immer seltener." Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf sind durch das fehlerhafte System "mit massiven Ungerechtigkeiten konfrontiert." Weikmann nennt ein konkretes Beispiel: Volksschüler, die mit Lernschwierigkeiten auffallen, aber keine klare Diagnose bekommen, "müssen erst zweimal negativ benotet werden, bis überhaupt ein Förderbedarf beantragt werden darf. Diesen Kindern wird von der Schule vermittelt: Du bist nicht gut genug."

Seit der Pandemie hat sich die Situation in den Klassen für viele Schüler verschlechtert. "Es gibt heute auffallend mehr Kinder mit Problemen, die individuelle Unterstützung in der Schule brauchen, doch es fehlt an Personal", weiß auch Volksschullehrerin Dagmar S. Es bräuchte kleinere Gruppen, doch das Gegenteil ist derzeit der Fall, die Klassen werden immer größer. "Was laut Lehrplan gefordert wird, kann ich im Frontalunterricht für 25 Kinder nicht bieten". Viele bräuchten mehr Aufmerksamkeit, die den Kindern jedoch nicht gewidmet werden kann.

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