Österreich

Direktor mobbte Lehrer, er brach bei Arzt in Tränen aus 

Mobbing kommt nicht nur bei Schülern vor. Auch viele Lehrer leiden unter Psychoterror, Demütigungen und Schikanen am Arbeitsplatz.

Christine Ziechert
Der Lehrer wurde für mehrere Wochen krankgeschrieben. (Symbolbild)
Der Lehrer wurde für mehrere Wochen krankgeschrieben. (Symbolbild)
Getty Images/iStockphoto

Aus einer "Kleinigkeit, die dann zum Riesending geworden ist" entwickelte sich ein Konflikt zwischen Lehrer Johannes H. (Name geändert) und einem Direktor, der sich über mehrere Monate zog. "Ich habe schlecht geschlafen, konnte in der Früh nichts essen, weil ich Angst hatte, ihm zu begegnen. Die Hilflosigkeit macht dich fertig", berichtet der Pädagoge der "Tiroler Tageszeitung" (TT).

Grund für die Auseinandersetzung war, "weil ich mir kein Blatt vor den Mund nehme", so Johannes H. Der Vorgesetzte habe seine Position ausgenutzt, ihn drangsaliert. Hilfe erhielt der Lehrer nach eigenen Angaben nicht, denn Kollegen befürchteten, zwischen die Fronten zu geraten: "Du stehst alleine da, zweifelst irgendwann an dir selbst. Bei mir ging es so weit, dass ich beim Arzt weinte und der mich dann für mehrere Wochen krankgeschrieben hat", meint Johannes H. zur "TT".

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    Denise Auer
    "Wer offen und ehrlich seine Meinung gesagt hat, wurde abgestraft" - Lehrerin Melanie K.

    Auch Melanie K. (Name geändert), Lehrerin an einer höheren Schule, litt unter Abwertungen und Schikanen durch ihren Vorgesetzten: "Für mich war die Bildungseinrichtung, in der ich tätig bin, lange ein guter Ort. Vor einiger Zeit gab es dann einen Wechsel in der Schulleitung. Das Klima hat sich schlagartig verändert. Nicht nur für mich, sondern auch für viele Kollegen. Recht schnell nahm die Zahl der Krankenstände zu", erinnert sie sich im Gespräch mit der "TT".

    "Wer offen und ehrlich seine Meinung gesagt hat, wurde abgestraft. In meinem Fall wurden erbrachte Leistungen abgewertet, bestimmte Aufgabengebiete, die ich schon länger verantwortete und gut beherrschte, wurden mir entzogen. Kommentarlos. Ohne Begründung", erklärt die Pädagogin.

    "Wir versuchen, den Kindern und Jugendlichen demokratische Werte und kritisches Denken zu vermitteln. Von uns Lehrern wurde aber blinder Gehorsam und Selbstzensur verlangt" - Melanie K.

    Melanie K. fühlte sich hilflos, war seelisch angeknackst und litt unter Schlafproblemen: "Ich habe mir rechtliche Unterstützung geholt, auch psychologische. Trotzdem kostet es viel Kraft, sich in so einem Umfeld zu bewegen. Wir versuchen, den Kindern und Jugendlichen demokratische Werte und kritisches Denken zu vermitteln. Von uns Lehrern wurde aber blinder Gehorsam und Selbstzensur verlangt", meint die Lehrerin.

    Die Schicksale von Johannes H. und Melanie K. sind keine Einzelfälle: "Viele Schulleiter und Direktoren machen einen tollen Job, haben im praktischen Alltag aber eine Fülle an Macht und nützen diese manchmal leider aus. Solche massiven Konflikte enden fast immer in einer Eskalation, 90 Prozent der betroffenen Pädagogen lassen sich irgendwann versetzen oder wechseln den Beruf", berichtet Astrid Schuchter, Vorsitzende der Tiroler ÖLI-UG (Österreichische Lehrer*innen Initiative), der "Tiroler Tageszeitung". Schuchter kritisiert, dass es "kein Unterstützungsangebot gibt, das nicht direkt aus dem System Schule kommt. Die Leute, die eine Mediation machen, sollten nicht aus den eigenen Reihen stammen."