Politik

Völliges Chaos um Regeln für den Schul-Lockdown

Am Dienstag startet der Schul-Lockdown, aber es gibt viele Unklarheiten. Vor allem rund um die Frage, wie viele Schüler tatsächlich daheim bleiben. 

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Im Bezug auf die Schulschließungen gehen die Meinungen von Kanzler Kurz und Bildungsminister Faßmann auseinander.
Im Bezug auf die Schulschließungen gehen die Meinungen von Kanzler Kurz und Bildungsminister Faßmann auseinander.
picturedesk.com/APA/Hans Punz

Österreichs Schulen sind ab Dienstag ausnahmslos im Lockdown-Modus. Damit hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon wieder auf. Denn: Die Schulleitungen interpretieren die Vorgaben der Regierung zu Distance-Learning, Anwesenheit und Lernangebot während des Lockdowns höchst unterschiedlich:

Wie viele Schüler kommen?

Das ist unklar, verlässliche bundesweite Daten sind erst Ende der Woche zu erwarten. Erste Rückmeldungen an die Bildungsdirektionen zeigen aber extreme regionale Unterschiede: In manchen Schulen in Wien wollen über 50 Prozent weiter in die Schule gehen, am Land sind es teils unter 5 Prozent.

Müssen alle Lehrer kommen?

Die Schulleitungen sollen die Lehrer-Anwesenheit "je nach Zahl der anwesenden Schüler" organisieren. Einige Schulleiter lassen aber alle Lehrer antreten.

Wie geht Distance-Learning?

Je nach Schule und Alter der Schüler wird das höchst unterschiedlich ausgelegt. Vorgegebene Mindestzeiten für Onlinekurse gibt es ebenso wenig wie fixe Stundenpläne. Dem Ministerium wichtig: Der Kontakt zu einzelnen Schülern soll, anders als im ersten Lockdown, nicht mehr komplett abreißen. Wöchentliche Online-Sitzungen sollen helfen.

Oberstufen

Das E-Learning soll weiter über "Videokonferenzen, die sich weitgehend mit dem Stundenplan decken", organisiert werden. Bei "besonderem Bedarf", etwa bei Maturanten, können Kleingruppenkurse weiter in der Schule stattfinden.

Unterstufen und Grundschulen

Unterhalb der Oberstufe soll ein "Mix aus digitalen und analogen" Inhalten angeboten werden. Faustregel dabei: je älter die Schüler, umso digitaler der Unterricht. In den Volksschulen soll die Arbeit mit "Lern- und Arbeitspaketen", die am Montag ausgeteilt wurden, im Vordergrund stehen. Digitale Mittel wie eine wöchentliche Online-Sprechstunde sollen unterstützen.

Lernstationen

Neu sind die "Lernstationen" in den Schulen. Je nach Altersgruppe werden Schüler dort entweder direkt beim Lernen betreut oder erhalten Hilfe beim Distance-Learning. Diese Stationen sollen von Lehrern und bereitstehenden Studenten betreut werden.

Kurz gegen Faßmann

Kanzler Kurz (ÖVP) hatte sich schon früh für Schulschließungen ausgesprochen, Bildungsminister Faßmann hatte dagegengehalten. Diese unterschiedliche Auffassung zeigt sich auch jetzt: Denn während das Kanzleramt hofft, dass möglichst wenige Schüler kommen, hält Faßmann auch eine 50 Prozent-Betreuungsquote für "bewältigbar".

Schulleitungs-Chaos

Diese Auslegungsunterschiede spiegeln sich auch in höchst unterschiedlichen Info-Schreiben von Schulleitungen wider. Manche raten offen zum Betreuungsangebot, andere dezidiert davon ab.

Ein Schulleiter zu "Heute": "Ich versuche, das Ziel des Bundeskanzlers umzusetzen, dass so wenige Schüler wie möglich kommen sollen. Sonst ist der Lockdown ja sinnlos." Andere Schulleiter würden aber "das Gegenteil tun, warum auch immer sie das machen."

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