Sozial- und Arbeitsminister Rudolf Hundstorfer sorgte am Freitag mit seiner Forderung an die nächste Regierung, den jährlichen Urlaub nach 25 Dienstjahren auch ohne Tätigkeit in ein und derselben Firma von fünf auf sechs Wochen auszuweiten, für helle Aufregung. Der Vorschlag hat ihm von vielen Seiten Kritik eingebracht. Was sagen Sie zu einer sechsten Urlaubswoche? Stimmen Sie ab!
Hundstorfer brachte die Erhöhung des jährlichen Urlaubs von fünf auf sechs Wochen ins Spiel. Die hohe Mobilität der Arbeitnehmer brächte es mit sich, dass nur noch die wenigsten sechs Wochen Urlaub aufgrund der Dauer ihrer Betriebszugehörigkeit erreichten. Daher wünscht sich der Minister eine zusätzliche Woche nach 25 Dienstjahren, auch wenn diese nicht in der selben Firma geleistet wurden.
IHS-Chef: "Verlängerung des Urlaubs hat Kosten"
Hundstorfers Forderung widersprachen mittlerweile mehrere Experten und Parteien. Der Chef des Institutes für Höhere Studien, Christian Keuschnigg, hält wenig vom Vorstoß des Sozialministers. "Letztlich muss sich alles rechnen", sagte der IHS-Chef am Sonntag in der "ORF Pressestunde". "Eine Verlängerung des Urlaubs hat Kosten - man muss sich das im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit anschauen", sagte Keuschnigg. An sich befinde sich die heimische Wirtschaft in guter Verfassung, mit mehr Kosten würde es aber schwieriger.
Ins selbe Horn stößt auch Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung für Sozialpolitik in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ): "Es ist den Unternehmen zu verdanken und fast einzigartig in der EU, dass die Beschäftigung in Österreich trotz der schwachen Konjunktur immer noch steigt. Eine Ausweitung von Urlaubsansprüchen würde Unternehmen massiv belasten und diese positive Entwicklung am heimischen Arbeitsmarkt gefährden."
WKÖ: Österreich im internationalen Spitzenfeld
Hinzu kommt, dass Österreich, was den gesetzlichen Anspruch auf Urlaub und Feiertage betrifft, ohnehin bereits im internationalen Spitzenfeld liegt. "Wer hier noch drauflegen will, würde dem österreichischen Standort einen Bärendienst erweisen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe schädigen", betont Gleitsmann.
Aufgrund der Alterung der Belegschaft und der Verlängerung des Erwerbslebens würden zudem ohnehin mehr Mitarbeiter als früher in den Genuss der sechsten Urlaubswoche. In der Praxis kämen die Mitarbeiter meist lange vor ihrem 25. Dienstjahr zur sechsten Urlaubswoche, weil auf die 25 Jahre auch Schul- und Studienzeiten massiv angerechnet werden.
Team Stronach: "Nachteil im globalen Wettbewerb"
Das Team Stronach warnt ebenfalls vor einem wirtschaftlichen Schaden. "Eine Ausweitung der sechsten Urlaubswoche wäre ein Nachteil im globalen Wettbewerb. Wir stehen in Konkurrenz mit wirtschaftlich aufstrebenden Staaten, die einen großen Druck ausüben. Österreich muss konkurrenzfähig bleiben", so Robert Lugar, der Obmann vom Team Stronach.
Die Diskussion um die 6.Urlaubswoche geht am wirklichen Problem vorbei. Sie bringt weder die dringend notwendige Entlastung für ArbeitnehmerInnen noch mehr Arbeitsplätze", sagt Birgit Schatz, ArbeitnehmerInnensprecherin der Grünen, zur Debatte um die 6.Urlaubswoche. "Das wirkliche Problem sind zu lange Tages- und Wochenarbeitszeiten, die kaum ausgeglichen werden können. Hier braucht es dringend eine Reduktion der Überstunden und der Tages- und Wochenarbeitszeiten."
Arbeitsrechtler Mazal: Mehr Arbeitsplätze denkbar
Eine sechste Urlaubswoche kann mehr Beschäftigung bringen - aber nur, wenn die Österreicher ihre Urlaubsgewohnheiten anpassen, sagte der Arbeitsrechtler Wolfgang Mazal am Montag. Solange Urlaub, wie in Österreich üblich, in kurzen Tranchen konsumiert und bis zu drei Jahre lang aufgeschoben wird, entstünden keine neuen Jobs, sondern nur mehr Kosten und allenfalls mehr Arbeitsdruck.