Jahrelang hat sich ein 42-Jähriger mit gefälschten Dokumenten als Diplom-Ingenieur ausgegeben. Mindestens sechs Firmen fielen auf den Trick rein, das kostete sie 125.500 Euro.
Seine berufliche "Karriere" begann laut Polizei am 4. November 2013. Erst am 16. November endete seine Laufbahn – mit einer Festnahme. Ein paar Tage zuvor wurde ihm ein gefälschtes Dienstzeugnis zum Verhängnis. Die Firma, bei der sich der Tatverdächtige bewarb, rief den angeblichen früheren Arbeitgeber an, um nachzuprüfen, ob der Inhalt des Zeugnisses der Wahrheit entspricht. Dieser konnte nicht mal bestätigen, dass der 42-Jährige dort überhaupt jemals gearbeitet hat.
Das Lügengebilde wackelt
Dann wurde Anzeige erstattet, weshalb die Ermittlungen eines Kriminalsachbearbeiters der Polizeiinspektion Wien Mitte begonnen haben.
Der ermittelnde Sachbearbeiter fand heraus, dass sich der Mann bereits 2017 wegen einer Urkundenfälschung strafbar gemacht hatte. Weitere Nachforschungen deckten Stück für Stück das konstruierte Zweitleben des Mannes auf: Wie etwa, dass er 2008 eine Fachhochschule in Deutschland abgeschlossen haben will und seit dem den akademischen Grad des Diplomingenieurs führte.
"Erfolgreich" im Beruf durch Fälschungen
Weiter zurück in der Vergangenheit grabend, fand der Ermittler heraus, dass seit 1996 insgesamt 15 Arbeitgeber den Mann beschäftigten. Er kontaktierte die Firmen und versuchte in Erfahrung zu bringen, ob der Mann bei seinen Bewerbungen einen akademischen Grad angeführt hatte, und inwieweit der in späterer Folge ausgeübte Beruf, nur aufgrund seiner Qualifikation als Diplomingenieur ausgeübt werden durfte.
Des weiteren bestätigte sich der Verdacht, wonach das Maturazeugnis des gewieften Dokumentenfälschers ebenfalls nicht echt sei, als die besagte Schule dem Ermittler mitteilte, dass keine Aufzeichnungen über ihn existieren würden.
Bei sechs angefragten Firmen waren sowohl Matura und Diplomprüfungszeugnis für den Job und das ausverhandelte Gehalt ausschlaggebend.
"Hab ich von einem Kollegen bekommen"
Der 42-Jährige zeigte sich in den Einvernahmen zum Teil geständig. Das Zeugnis von der Fachhochschule will er allerdings nicht gefälscht haben. Bei der Einvernahme gab er an, dieses von einem Firmenkollegen geschenkt bekommen zu haben. Der Gesamtschaden beläuft sich auf über 125.500 Euro. (bai)