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"Downton Abbey": Große Leinwand, kleine Freude

Heute Redaktion
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Knapp drei Jahre nach dem TV-Finale in "Downton Abbey" kehren Adel und Dienerschaft zurück – diesmal auf die große Leinwand. Ab 19.9. im Kino.

Die einen lieben sie, die anderen können überhaupt nichts damit anfangen: Fast drei Jahre nachdem das Finale im deutschsprachigen Fernsehen ausgestrahlt wurde, kommt "Downton Abbey - Der Film" (endlich) ins Kino.

Eines gleich vorab: Wer die beliebte Historienserie nicht gesehen hat, sollte sich besser für einen anderen Film entscheiden. Denn bei den vielen Figuren (und den vielen Newcomern) ist es selbst für einen eingefleischten Fan etwas schwierig, den Überblick zu behalten.

Yorkshire, 1927: Auch für die Figuren von "Downton Abbey" sind knapp drei Jahre vergangen. Es wird hoher Besuch erwartet: König George V. (Simon Jones) und die Queen Mary (Geraldine James) haben ihr Kommen angekündigt. Mit im Schlepptau haben sie auch Lady Bagshaw (Imelda Staunton) – sehr zum Ärger von deren Cousine Dowager, der Countess of Grantham (Maggie Smith).

Die Bediensteten haben unterdessen allerhand zu tun: Ein Lunch, eine Parade und ein Dinner müssen organisiert werden. Als wäre das nicht schon genug zu bewältigen, geraten sie mit den mitgebrachten Angestellten des royalen Königspaares aneinander. Währenddessen macht sich Lady Mary (Michelle Dockery) über die Zukunft von Downton Abbey Gedanken.

Job der Bediensteten wird verherrlicht

Während wir es in der Serie noch mit spannenden Intrigen, Skandalen und schockierenden Wendungen zu tun hatten, ist der Film erstaunlich naiv. So wird etwa der Job der Bediensteten permanent verherrlicht: "Es gibt nichts Schöneres, als auf 'Downton Abbey' zu arbeiten", bekommen wir immer wieder zu hören. Selbst wenn man als Bedienstete die Möglichkeit hätte, etwas anderes zu machen, sollte man sich nicht nach einem anderen Arbeitsplatz umschauen, so die Message von "Downton Abbey"-Schöpfer und Drehbuchautor Julian Fellowes.

Zu viele Themen, nichts wird hinterfragt

Das große Problem bei dem Film ist, dass man viel zu viele verschiedene Themen aufgreift, diese aber nicht zu Ende durchdenkt. Einen Mordversuch, einen homosexuellen Butler und eine Bedienstete, die Lady Mary beklaut, in die Story einzubauen, sind grundsätzlich spannende Ansätze.

Doch wenn der schwule Butler klischeehaft als oberflächlicher Casanova dargestellt wird, der wahllos herumschmust, läuft irgendetwas schief. Mindestens genauso fragwürdig ist die Szene mit einer Bediensteten, die Anna Bates beim Klauen erwischt. "Du kannst dir das nicht leisten, na und? Das gibt dir nicht das Recht, zu stehlen. Du solltest froh sein, hier überhaupt arbeiten zu dürfen", meint sie zu ihr. Erst als sie diese Tat wieder gutmacht, indem sie für Lady Mary ein Kleid in 24 Stunden näht, nimmt Anna ihre Entschuldigung an. Hinterfragt wird in diesem Film nichts.

Film erreicht das Niveau der Serie nicht

Auch optisch wirkt der Film ganz anders als die Serie. Die Aufnahmen sind zwar schön, aber in Kombination mit dem Soundtrack kommt einem eher eine deutsche billige Telenovela á la "Bianca - Wege zum Glück" in den Sinn.

Ebenso entspricht das Ende des Films einer wahren Seifenoper – alles wendet sich zum Guten. Natürlich sorgt der Cast hier und da für einige Lacher, insbesondere die grandiose Maggie Smith sowie der großartige Kevin Doyle (Rolle: Joseph Molesley). Doch das rettet "Downton Abbey" leider auch nicht. Denn mit dem Niveau der einst preisgekrönten Serie hat das Historiendrama nichts mehr gemein.

Ob "Downton Abbey" eine Fortsetzung bekommt? Gut möglich. Die grandiose Maggie Smith wird allerdings nicht mehr dabei sein. Das hatte sie bereits in zahlreichen Interviews angekündigt.

Aber wahrscheinlich wäre es sowieso besser, auf einen weiteren Film zu verzichten.

"Downton Abbey" startet am 19. September in den österreichischen Kinos.

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