Szene

Drake hört einfach nicht auf zu jammern

Sein Album "Scorpion" schlägt alle Rekorde, aber der Kanadier gibt sich erneut weinerlich.

Heute Redaktion
Teilen

Drake ist der erfolgreichste Solokünstler der Geschichte: Niemand vor ihm hat mehr Billboard-Hits gelandet. Ausserdem wurde kein Album in den ersten 24 Stunden so häufig gestreamt wie der fünfte Langspieler "Scorpion" des kanadischen Rappers.

Mit dem Erfolg kommen aber auch die Hater: Drake ist der Nickelback des Rap und all die Witze verletzen ihn zutiefst: "Scorpion" ergänzt er mit einer Art offenem Brief, in dem er sich über all die bösen, bösen Kommentare beklagt. So weit nichts Neues: Selbstmitleid beherrschte der "One Dance"-Sänger schon immer.

Drake rappt über sein geheimes Kind

Auf dem Cover starrt Drizzy (der Spitzname ist irgendwie fast schon zu albern für einen so quengligen Künstler) mit leerem Blick in die Ferne, und der weinerliche Charakter zeigt sich auch in den Songs: "Ihr werdet mich nie lieben, solange ich nicht weg bin", rappt er etwa in "Emotionless" über ein Sample von Mariah Carey.

Randbemerkung: Im gleichen Song macht Drake öffentlich, dass er eben tatsächlich Vater ist, wie es Pusha T kürzlich in einem Disstrack behauptete: "Ich versteckte mein Kind nicht vor der Welt, ich versteckte die Welt vor meinem Kind." Dass er überhaupt nochmals auf den Beef eingeht, ist nur ein weiteres Indiz dafür, dass an dem kanadischen Waschlappen nichts abprallt.

Aber so funktioniert der Brand des Rappers, der von Rihanna öffentlich in die Friendzone gesteckt wurde, nun mal. Passenderweise nennt er einen der Songs "Can't Take a Joke" – Drakes Karriere ist ein einziges, unermüdliches "Miimimimii".

Picture

Die zwei Gesichter des Drake

Zur Musik: "Scorpion" besteht aus zwei Teilen, der Rap-lastigen A-Seite und einer B-Seite, die den Fokus auf R'n'B legt. Der Fairness halber soll gesagt werden, dass das Album in Sachen Produktion tatsächlich grosses Tischtennis ist.

Drake stehen sowohl basslastige Trap-Nummern, schön zu hören im rauen "Nonstop", als auch 90s-Slow-Jams wie "Don't Matter to Me". In Letzterem haucht er ganz beiläufig dem verstorbenen King of Pop neues Leben ein: Der Refrain besteht aus einem bisher unveröffentlichten Michael-Jackson-Sample.

Dass sich Drake von zwei so unterschiedlichen Seiten zeigt, rechtfertigt auch die Überlänge von 25 Songs. Klar gibt es schwächere Momente, etwa das öde "Peak" (wer bitteschön hat Drake dieses Fisher-Price-Keyboard in die Hand gedrückt?), und Hater werden spätestens nach einer Stunde den Kopf gegen die Wand schlagen und "bitte mach, dass es aufhört" schreien.

Für Fans ist "Scorpion" aber ein reichhaltiges Geschenk, und wahrscheinlich wird Drizzy mit diesem Monster-Album noch einige Rekorde mehr brechen.

Jedem Tag sein Star: Die VIP-Bilder des Tages:

Mehr zum Thema