Österreich

Drei Frauen pro Monat von ihren Männern ermordet

2018 ermordeten in Österreich im Schnitt drei Männer pro Monat ihre Frauen. Das berichtet der Zusammenschluss Österreichischer Frauenhäuser.

Heute Redaktion
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2018 ermordeten pro Monat drei Männer ihre Frauen.
2018 ermordeten pro Monat drei Männer ihre Frauen.
Bild: imago stock & people

Laut einer Aussendung der Volksanwaltschaft wurden in Österreich bis zum 20. November 2018 32 Frauen ermordet. Bis Jahresende wurden vier weitere Frauen ermordet. Unter dem Titel "Jahresrückblick der anderen Art" gibt der Zusammenschluss österreichischer Frauenhäuser (ZÖF) diese erschreckende Bilanz am Mittwoch bekannt.

Im Jahr 2017 gab es laut Bundeskriminalamt ähnlich viele Opfer männlicher Gewalt: 34 Frauen wurden ermordet, 77 Frauen wurden Opfer eines Mordes oder eines Mordversuches – das bedeutet, dass mehr als sechs Männer pro Monat versuchten, ihre Frau zu ermorden.

Lücken in der Prävention

"Trotz aller Bekenntnisse und Maßnahmen zur Prävention von Gewalt gegen Frauen steht Österreich damit im negativen Spitzenfeld Europas. Eine so erschreckende Zahl an Frauenmorden kann eine Gesellschaft nicht einfach zur Kenntnis nehmen, ohne genau zu analysieren, welche Lücken in der Prävention von schwerer häuslicher Gewalt bestehen", prangert der Zusammenschluss österreichischer Frauenhäuser (ZÖF) in einer Aussendung an.

"Würden anderweitig über 30 Personen zu Tode kommen, wäre eine Untersuchung, eine Analyse selbstverständlich", ist Andrea Brem, Vorsitzende des Vereins ZÖF, sicher. Sie fragt weiter: "Sind (Ehe-) Frauen in unserer Gesellschaft einfach weniger wert?"

Politik ist gefordert

Zwar sei erfreulich, dass seit Monaten eine Task Force im Auftrag von Staatssekretärin Karoline Edtstadler tagt. Diese soll Reformen bei Gewalt- und Sexualdelikten bringen. Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) kündigte an, das Thema Gewaltschutz 2019 anpacken zu wollen.

"Gesetzesänderungen können nur die Basis bilden, nötig ist laufende lokale Kooperation und Vernetzung der zuständigen Behörden, Einrichtungen und NGOs", bemängelt diesbezüglich Olinda Albertoni vom Frauenhaus St. Pölten.

Frühzeitig handeln

Seitens der Kärntner Frauenhäuser wird erklärt, dass auch immer wieder Kampagnen finanziert werden müssten, die bedrohte Frauen über Hilfsangebote informieren. Zu diesem Zweck seien nun neue, leicht verständliche Folder entwickelt worden. "Und wir brauchen dringend eine Finanzierung flächendeckender Täterarbeit, und zwar schon bei ersten Anzeichen von Gewalt und nicht erst, wenn der Gewalttäter wegen Mordes im Gefängnis sitzt", zeigt Michaela Gosch von den steirischen Frauenhäusern auf.

Der Verein ZÖF fordert anlässlich der erschreckenden Zahlen umgehend eine Kommission einzusetzen, die feststellt, wo es in jedem einzelnen Mordfall tatsächliche Lücken im Opferschutz gab und welche Maßnahmen hätten helfen können.

Alle im Opferschutzbereich maßgeblich beteiligten Einrichtungen und Institutionen – NGOs aus dem Opferschutzbereich ebenso wie Polizei, Justiz, Gesundheitseinrichtungen, Ärzt oder die Kinder- und Jugendhilfe jedes Bundeslandes – sollten demnach fallbezogen gemeinsam analysieren, welche Maßnahmen notwendig gewesen wären, um Morde zu verhindern. Die Erkenntnisse sollten dann dementsprechend umgesetzt werden. (red)