Schuldirektorin packt aus

"Drittel spricht kaum Deutsch" –  bittere Schulbilanz

Bildung in der Krise. Das neue Schuljahr hat überall begonnen. Viele Probleme sind die alten geblieben, manche sogar noch schlimmer geworden.

Michael Pollak
"Drittel spricht kaum Deutsch" –  bittere Schulbilanz
Für mehr als die Hälfte der Wiener Schüler ist Deutsch eine Fremdsprache (Symbolfoto).
Getty Images

Problemfall Sprache. Es ist für Lehrer, (Mit)Schüler und Eltern eine Katastrophe. Österreichweit ist für 27 % der Schüler Deutsch eine Fremdsprache, in Wien sogar für 51,6 % (Quelle: Integrationsfonds).

Der Anteil ausländischer Kinder und Jugendlicher unter den Schülern liegt in Wien bei 35,1 %. Am geringsten ist der Anteil in Niederösterreich mit 12,9 %.

"Familien leben lang genug in Österreich"

Eine weitere Studie zeigt: In Wien kann ein Drittel der Schulanfänger nicht genug Deutsch, um dem Unterricht folgen zu können.

"Ja, einen so großen Anteil gibt es auch bei mir an der Schule, obwohl wir keine Brennpunktschule sind", sagt eine Wiener Schuldirektorin, die anonym bleiben möchte zu "Heute".

Der Alltag in ihrer Bildungseinrichtung: "Ich habe zwei Deutschförderklassen – das bedeutet es sind mehr als 40 Schüler, die kaum Deutsch können an meiner Schule."

Das Unverständliche: "Die Familien dieser Kinder leben lang genug in Österreich, aber sie kümmern sich einfach nicht darum, dass ihre Kinder es können."

Es ist die bittere Realität. Wir sprechen hier von Kindern, die alle in Österreich geboren wurden. Laut Gesetz müssten sie alle zumindest ein Jahr in einem Kindergarten verbracht haben. Dennoch kann jeder Dritte kaum gut genug Deutsch – so die Statistik und die Beobachtung der Pädagogen.

"Die Frage ist: Was ist das für ein Kindergarten und was wird dort gesprochen", sagt die Direktorin. Was sie meint: Es gibt offenbar Kindergärten, die zwar auf Deutsch geführt werden sollten, in denen aber fast ausschließlich andere Sprachen gesprochen werden.

Und natürlich sind bei diesem Mega-Problem vor allem die Eltern schuld: "Das sind zum Teil Eltern, die selbst die Sprache gut beherrschen. Doch sie verstehen nicht, dass es wichtig ist, sie ihrem Kind noch vor der Schule beizubringen."

Die Direktorin erzählt "Heute", dass diese Kinder sogar in ihrer eigenen Muttersprache große Probleme haben: "Da zeigen wir ihnen zum Beispiel ein Bild eines Ruderbootes. Die Kinder haben weder auf Deutsch noch in einer anderen Sprache eine Ahnung, wie es zu bezeichnen ist."

Leiden müssen dadurch vor allem die Lehrer und die Mitschüler, die besser Deutsch können, berichtet die Schulleiterin. Die anderen werden im Lernen extrem gebremst: "Es ist immer schwierig. Man konzentriert sich leider auf die Schwächeren. Aber wenn ich zu wenig Lehrpersonal habe, was soll ich machen."

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    Unsplash / Leserreporter

    Auf den Punkt gebracht

    • Eine Wiener Schuldirektorin berichtet anonym über die gravierenden Sprachprobleme an ihrer Schule, wo ein Drittel der Schüler kaum Deutsch spricht, obwohl sie in Österreich geboren wurden und mindestens ein Jahr im Kindergarten verbracht haben sollten
    • Sie kritisiert die mangelnde Unterstützung der Eltern und die ineffektive Sprachförderung in Kindergärten, was den Unterricht für Lehrer und Mitschüler erheblich erschwert
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