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Drogen-Treff U6: "Traue mich abends nicht alleine raus"

Heute Redaktion
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15 Polizeieinsätze pro Tag: Die Anrainer entlang des Gürtels und der U6 sind tagtäglich mit dem harten Drogenhandel und Revierkämpfen konfrontiert. "Heute" machte sich vor Ort selbst ein Bild.

15 Polizeieinsätze pro Tag: Die Anrainer entlang des Gürtels und der U6 sind tagtäglich mit dem harten Drogenhandel und Revierkämpfen konfrontiert. "Heute" machte sich vor Ort selbst ein Bild.

U-Bahn-Abgang Thaliastraße, 16.15 Uhr: Zwei Schwarzafrikaner warten direkt vor der Rolltreppe, suchen Blickkontakt mit den Öffi-Passagieren und sprechen Leute in gebrochenem Englisch an: "What do you want? Gras or Kokain…"

Aber sie sind nicht die einzigen: Auch vor dem Stationsgebäude und auf beiden Seiten entlang der U6-Trasse stehen Gruppen von Schwarzafrikanern oder ziehen durch die Seitengasse. Sie sind auf Kundenfang. Selbst als die Polizei vorfährt, bleiben die Dealer cool – keiner läuft weg. Denn sie wissen genau: Ohne Tatverdacht gibt es keine Kontrolle.

Die immer größer werdenden Horden von Kriminellen versetzen die Anrainer in Angst – vor allem Frauen. Eine Verkäuferin zu "Heute": "Ich traue mich am Abend nicht mehr allein raus. Ich bin froh, wenn ich oben bei der Station heil ankomme." Ein Standl-Betreiber erzählt wütend: "Ich habe viele Freunde, die weggezogen sind. Die Dealer sind 24 Stunden am Tag hier."

Und sie sorgen für Probleme: Eine parlamentarische Anfrage zeigt, dass die Polizei allein vergangenes Jahr 5.308 (!) Mal rund um den Hotspot ausrücken musste. Das ergibt 15 Einsätze pro Tag! Erst am Wochenende wurde ein Asylwerber (16) am Lerchenfelder Gürtel niedergestochen – Spital!

Sasa Ilic hat Angst um seine Kinder: "Wenn wir die Großeltern besuchen, fahren wir bald nur mehr Taxi." Ein kleiner Lichtblick für die Anrainer: Nachdem die Polizei Anfang des Jahres die Liberalisierung des Gesetzes kritisierte, wird es im Juni wieder verschärft. Den Dealern drohen dann bis zu zwei Jahre Haft.