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Drogensubstitution in Ö: So läuft?s

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia/Symbolbild

In der Opiat-Substitutionstherapie ist in Österreich auch die Verschreibung und die Verwendung der verschiedenen dafür vorgesehenen Arzneimittel strikt geregelt. Nicht jeder kann alles einfach so bekommen. Heute.at hat die Facts.

Hier die Eckpunkte:

Prinzipiell sind Methadon sowie auch Buprenorphin zur oralen Einnahme die Mittel der ersten Wahl.
Das in Österreich verwendete Methadon ist flüssig und wird mit einer Zuckertrinklösung in der Apotheke verabreicht. Die Halbwertszeit beträgt 24 bis 36 Stunden. Vor allem bei einer Langzeitanwendung von Methadonracemat (Mischform verschiedener Moleküle) treten häufig Nebenwirkungen wie starkes Schwitzen, Stimmungsbeeinträchtigungen bis hin zu Depressionen, Antriebslosigkeit, Libidoverlust, Obstipation und Gewichtszunahme auf.
Buprenorphin (Sublingualtabletten) hat die Eigenschaft, dass es einerseits Opiatrezeptoren im Gehirn besetzt, andererseits zusätzlicher Konsum kaum wirkt.
Es gibt auch eine Kombination von Buprenorphin und dem Opiat-Gegenspieler Naloxon, welcher die Wirkung anderer Opioide blockiert und so Missbrauch verhindern soll. Bei ordnungsgemäßer Einnahme spielt der Effekt von Naloxon keine Rolle.
Retardierte Morphine (z.B. Substitol) kommen als Substanz Heroin am nächsten. Sie gibt es in unterschiedlicher Dosierung zum Schlucken. Das Problem liegt in der Möglichkeit, die Kapseln aufzulösen und zu injizieren. Das bewirkt auch den Schwarzmarkt. Allerdings, hier kann der Arzt bei Verdacht auch retardiertes Morphin verschreiben, bei dem die Kapseln in der Apotheke geöffnet und deren Inhalt sofort eingenommen werden muss.


Die Auswahl des jeweiligen Medikaments richtet sich nach der Schwere und der Dauer der Opiatabhängigkeit des Patienten, weiters nach seiner persönlichen Situation und nach seinem individuellen Reagieren auf das jeweilige Medikament.

Bei kurzer und eher leichter Abhängigkeit wird Buprenorphin (wenig dämpfend auf das Gehirn wirkend) empfohlen. Längere und schwerere Abhängigkeiten werden eher mit Methadon oder retardiertem Morphin behandelt. So die Empfehlungen.

Kein Mischkonsum mehr: Lebensgefahr

 Mit einer eigenen neugefassten "Psychotropenverordnung" des Gesundheitsministeriums soll möglichst auch der "Mischkonsum" von Opiaten (zur Substitution) zusammen mit Schlaf- und Beruhigungsmitteln (speziell Benzodiazepine) zurückgedrängt werden.

Der Grund: Der Mischkonsum mit Opiaten und/oder Alkohol ist schädlich und oft lebensgefährlich. Bei 92 Prozent der drogenbedingten Todesfälle im Jahr 2010 in Österreich lag in der Obduktion nachweisbar ein Mischkonsum vor, bei 77 Prozent waren Benzodiazepine beteiligt.

Oft wird auch noch Alkohol konsumiert. Opiate (auch aus der Substitutionstherapie), Benzodiazepine und Alkohol potenzieren sich in ihrem dämpfenden Effekt auf das Atemzentrum im Gehirn und können so Atemstillstand auslösen.

Die Kernpunkte der neuen Regelung:


Das rasch anflutende Flunitrazepam (Benzodiazepin; Rohypnol, Somnubene) darf nur noch auf fälschungssicheren Suchtgiftrezepten (mit Kontrollmöglichkeit) verschrieben werden.
Im Körper langsamer anflutende Benzodiazepine werden - ebenfalls via Verordnung - nicht mehr auf ein Rezept wiederholt abgegeben ("ne repetatur").
Via Chefärzte der Krankenkassen können derartige Verschreibungen für einen (kontrollierten) Monatsbedarf bewilligt werden.
Ärzte sollen vermehrt auf den Rezepten die Abgabe von jeweils nur einer Tagesdosis in den Apotheken vermerken. Den Apothekern wird die "Auseinzelung" der Tabletten abgegolten.