Österreich

Polizei fliegt auf Drohnen als Zusatzaugen von oben

Heute Redaktion
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Sie sind klein, wendig und kommen auch dort hin, wo für Autos und Schiffe Schluss ist. Seit April testet die Polizei Wien Drohnen in Einsätzen. Die Erfahrungen sind positiv.

Große Menschenansammlungen, enge Räume oder Ufergebiete: Nicht immer kommt die Polizei schnell dort hin, wo sie im Notfall sein müsste. Genau hier spielen die wendigen Drohen als "Helfer aus der Luft" ihren Vorteil aus. Gesteuert von einem Drohnenpiloten erreichen sie aus der Luft jeden Ort, senden in Echtzeit Bilder der Situation an Laptop oder Handys und unterstützen so die Polizei am Boden in ihren Handlungen.

Seit April testet die Polizei Wien Drohnen in Einsätzen. (Video3)

Seit April werden die technischen Helfer im Rahmen eines Probebetriebs von der Polizei Wien getestet – die gemachten Erfahrungen sind durch positiv. "Drohnen sind ein wichtiges Tool, das neue Wege in der Polizeiarbeit ermöglicht und haben sich rasch etabliert. Ich bin ganz begeistert", hält der Leiter Landesverkehrsabteilung der Polizei Wien, Brigadier Michael Takacs, mit seinem Lob nicht hinter dem Berg. Gemeinsam mit dem obersten Drohnenpiloten der Wiener Polizei, Kontrollinspektor Thomas Hahn führte er die "fliegenden Polizei-Augen" am Mittwoch vor Journalisten in der Roßauer Kaserne (Alsergrund) und der Donau neben der Reichsbrücke (Leopoldstadt) vor.

Punktgenaues Handeln durch Luftbilder in Echtzeit

"Das Einsatzgebiet der Polizeidrohnen ist vielfältig. Dazu zählen Verkehrsunfälle, Demos, große Sportveranstaltungen oder etwa auch das Wiener Donauinselfest", so Takacs. Die gemachten Bilder unterstützen bei der fotogrammetrischen Aufnahme von Verkehrsunfällen, der Evaluierung von Polizeieinsätzen oder der sogenannten Führungsunterstützung bei Großveranstaltungen. "Beim Donauinselfest etwa hatte jeder Abschnittskommandant aktuelle Bilder auf seinem Handy. So hatten sie eine Übersicht über die aktuelle Lage und konnten schnell und punktgenau handeln, wenn es notwendig war", erklärt der Brigadier.

Punkten können Drohnen vor allem dort, wo für Autos oder Schiffe bauliche oder natürliche Barrieren auftreten. Neben großen Menschenansammlungen ist das etwa auch die Suche nach Vermissten im Wasser.

Auch Wasserpolizei "fliegt" auf Drohnen

"Drohnen spielen auch für die See- und Strompolizei eine wichtige Rolle. Bei seichten Uferbereichen kommen Schiffe einfach nicht nahe genug hin. Zudem spiegelt die Wasseroberfläche zurück, so dass ein Mensch, der zehn Zentimeter unter der Wasseroberfläche treibt, vom Boot aus nicht zu sehen ist", erklärt Takacs. Die Drohnen hätten diese Einschränkungen jedoch nicht, da sie punktgenau gelenkt werden könnten und durch die steuerbare Kamera Einsichten liefern können, die sonst verborgen blieben.

Hilfreich auch bei der Kontrolle von Güterschiffen: Hier müsse man "einfach über das Schiff fliegen und kann so direkt in den Laderaum sehen", betont Takacs. Gestartet werden die Drohnen bei Wasser-Einsätzen direkt auf einem der Polizei-Schiffe, etwa beim Landeplatz der See- und Strompolizei am Handelskai (Leopoldstadt). "Wir haben neben wasserpolizeilichen auch grenzpolizeiliche Aufgaben. Auch hier oder bei Einsätzen wegen Gewässerverunreinigungen sind Drohnen hilfreich", erklärt der Kommandant der See- und Strompolizei, Chefinspektor Erich Kraus.

Drohnen im Polizeibetrieb deutlich billiger als Helis

Auch wirtschaftlich überzeugen die Drohnen: "Eine Flugminute mit dem Hubschrauber kostet inklusive Besatzung und Wartung 65 Euro. Demgegenüber kostet eine Drohne insgesamt zwischen 3.500 und 4.000 Euro – diese Kosten haben sich im Vergleich rasch hereingespielt", so Takacs, "vor allem wenn man bedenkt, dass eine Verkehrsaufnahme per Drohne im Durchschnitt nur fünf Minuten dauert".

Als Beispiel für einen Einsatz einer Drohne im Verkehrsbereich nannte der Brigadier das schwere Zugsunglück, das sich im April in der Donaustadt ereignete. Eine Schnellbahn fuhr damals auf einen LKW auf, drei Menschen wurden schwer verletzt – "Heute" hat berichtet.

Durch die Bilder der Drohnen habe die Landesverkehrsabteilung mit Hilfe eines Computerprogramms rasch eine maßstabsgetreue Skizze erstellen können, die dann zur Klärung des Unfallhergangs und, seitens der Justiz, der Verschuldensfrage verwendet wird.

Polizei Wien mit zwei Flugdrohnen und elf Piloten

Derzeit sind zwei Drohnen des Typs "DJI Phantom 4 Pro+" bei der Polizei Wien im Einsatz, gesteuert werden die nur rund 1,4 kg schweren Flugobjekte durch einen von derzeit elf Drohnenpiloten.

Nach einer einwöchigen Spezialausbildung und einer Prüfung, die gemeinsam mit der Austro Control abgenommen wird, dürfen die Piloten die Drohnen steuern. Dennoch gibt es auch für die Flugdrohnen Einschränkungen: "Obwohl das Modell eine Höhe und Reichweite von rund sechs Kilometern hätte, dürfen wir laut Gesetz nur maximal 120 Meter in die Höhe steigen, die Einsatzentfernung darf 500 Meter nicht überschreiten", erklärt Takacs. Einen Strich durch die Drohnen-Rechnung machen kann auch das Wetter: "Wir starten nicht bei Regen und dürfen laut gesetzlicher Vorgaben nur bis zu einer Windstärke von maximal 36 km/h abheben", erklärt Hahn.

Aus Sicherheitsgründen müsse neben dem Drohnenpiloten auch stets ein "Spotter", also ein Polizist mit Fernglas anwesend sein, der die Drohne während der gesamten Dauer ihres Flugs im Auge behält. Sollte dieser die Drohne dennoch einmal aus den Augen verlieren, sind die Phantom-Modelle mit einem "Home Button" ausgestattet: "Sobald dieser Knopf gedrückt wird, kehrt die Drohne GPS-gesteuert automatisch zu dem Piloten zurück", erklärt Hahn.

Polizei wünscht sich mehr Drohnen und Nachtbetrieb

Seit Beginn des Testbetriebs am 1. April waren die zwei Luftdrohnen bis 26. Juni 14 Mal im Dienst, darunter waren neun Fotogrammetrie-Einsätze bei Unfällen, eine Demo, zwei Einsätze wegen Fußballspielen und zwei Ausbildungsflüge. Insgesamt waren die Drohnen 51 Stunden in der Luft.

Noch bis September werden die Flugdrohnen getestet, danach wird evaluiert. So zufrieden sich die Polizei mit dem bisherigen Drohnentest auch zeigt, einige Verbesserungen stehen bereits auf der Wunschliste. "Dazu gehört etwa das Ermöglichen eines Nachtbetriebs, das ist bisher rechtlich nicht möglich. Außerdem wäre eine Zoom- und Wärmebildfunktion für die Kamera wünschenswert", erklärt der Brigadier.

"Ich bin überzeugt, dass sich die Drohnen im Polizeieinsatz bewähren, mein Wunsch wäre daher, dass wir für jedes Verkehrsunfallkommando und die See- und Strompolizei eine Drohne bekommen, das wären in Summe sechs Stück", so Takacs. (lok)