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Dschihadisten-Prozess: Hassprediger trat auf "wie Po...

Heute Redaktion
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Der dritte Prozess in Graz gegen mutmaßliche Dschihadisten hat am Montag begonnen. Angeklagt sich ein Hassprediger mit serbischen Wurzeln, der den gewaltsamen Dschihad gepredigt haben soll. Sein Mitangeklagter, ein Tschetschene, soll in Syrien gekämpft und Kriegsverbrechen begangen haben. In seinem Plädoyer führte der Staatsanwaltschaft in die Funktionsweise der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) ein und sagte über den Hauptangeklagten: "Er trat auf wie ein Popstar". Der erste Verhandlungstag endete ohne Ergebnis, die Entscheidung wurde vertagt.

Der dritte Prozess in Graz gegen mutmaßliche Dschihadisten hat am Montag begonnen. Angeklagt sich ein Hassprediger mit serbischen Wurzeln, der den gewaltsamen Dschihad gepredigt haben soll. Sein Mitangeklagter, ein Tschetschene, soll in Syrien gekämpft und Kriegsverbrechen begangen haben. In seinem Plädoyer führte der Staatsanwaltschaft in die Funktionsweise ein und sagte über den Hauptangeklagten: "Er trat auf wie ein Popstar".

Entscheidung gab es am Montag keine, der Prozess wurde vertagt. Um die näheren Umstände besser klären zu können, wurde ein Gurachten in Auftrag gegeben, die Fortsetzung des Prozesses soll frühestens in sechs Monaten stattfinden.

In Handschellen wurden die beiden Angeklagten am Montagvormittag in den Gerichtssaal geführt. Fünf maskierte Justizwachbeamte begleiteten sie. Der Hauptangeklagte Mirsad O. alias "Abu Tejma", ein 34-jährige gebürtige Serbe, gilt als Schlüsselfigur der IS-Terrormiliz in Österreich. Er soll Propaganda für den gewaltsamen Dschihad betrieben und IS-Kämpfer für Syrien angeworben haben.

Mindestens vier Personen soll er als Glaubenskämpfer für die Terroristen in Syrien angeworben haben, einer davon war auch der 28-jährige Mitangeklagte. Er soll in Syrien nicht nur für den IS gekämpft, sondern auch an Kriegsverbrechen und Gräueltaten wie ethnischen Säuberungen und Massakern beteiligt gewesen sein. Deshalb ist der Tschetschene - ebenso wie der Prediger als Bestimmungstäter - der schweren Nötigung sowie des mehrfachen Mordes angeklagt. 

"Auftreten wie ein Popstar"

Mirsad O. kam als Kind mit seinen Eltern nach Österreich und studierte später in Mekka Islamisches Recht und Arabisch. Wieder zurück in Österreich trat er als Vortragsredner in mehreren Glaubensvereinen in Wien und Graz in Erscheinung und betrieb sogar einen eigenen Youtube-Kanal. Der Staatsanwalt bescheinigte ihm ein "Auftreten wie ein Popstar", er sei stets mit "einer ganzen Entourage gereist".

Kein Wunder: Seine Hasspredigten sollen für "Abu Tejma" ein einträgliches Geschäft gewesen sein. Wie normale Popstars waren auch seine Zielgruppe hauptsächlich junge Männer im Alter von 14 bis 30 Jahren, mit anderen Worten: potentielle Kämpfer.

Angeklagte bekennen sich "nicht schuldig"

Die Angeklagten waren sich vor Gericht keiner Schuld bewusst. Der 28-jährige Tschetschene habe sich nicht in den Gegenden aufgehalten, wo die ihm zur Last gelegten Gräueltaten verübt wurden, so sein Strafverteidiger. Der Hassprediger verteidigte sich damit, dass er nur so gepredigt habe, wie er es "in Saudi-Arabien gelernt" habe. Die als Beweismittel vorgebrachten Textpassagen seien allesamt aus dem Zusammenhang gerissen.

Die beiden Angeklagten saßen bereits eineinviertel Jahre in U-Haft. Mehr als ein Dutzend Zeugen und drei Sachverständige sind geladen. Vorerst sind sechs Prozesstage angesetzt. Bei den Grazer Dschihadisten-Prozessen stehen insgesamt 13 Angeklagte vor Gericht. Frühestens in einer Woche soll es zu einer Entscheidung der Geschworenen kommen.

 
Allein in Wien sitzen derzeit acht mutmaßliche Dschihadisten in Untersuchungshaft und warten auf deren Prozess. Gefängnis-Imame warnen, dass Radikalisierungen auch hinter Gittern stattfinden können.