Oberösterreich

Düstere Prognose – 300.000 Österreichern droht Armut

Die Zahl der Menschen, die mit ihrem Einkommen kein Auslangen mehr finden, steigt rapide an. Die AK fordert jetzt ein rasches Gegensteuern.

Tobias Prietzel
Mehr und mehr Menschen müssen jeden Cent umdrehen. Die Arbeiterkammer verlangt jetzt umgehend Gegenmaßnahmen.
Mehr und mehr Menschen müssen jeden Cent umdrehen. Die Arbeiterkammer verlangt jetzt umgehend Gegenmaßnahmen.
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Die Lage ist seit Monaten angespannt: Die zunehmende Teuerung bei Energie und Lebensmitteln macht am meisten jenen zu schaffen, die nur über ein kleines oder mittleres Gehalt verfügen.

Die Sonderauswertung des Arbeitsklima Index zeichnet ein alarmierendes Bild: Für sieben von zehn Personen, die mit ihrem Lohn nicht auskommen, sind Strom, Heizung und Warmwasser inzwischen zu einer starken finanziellen Belastung geworden. Ähnlich verhält es sich laut Arbeiterkammer Oberösterreich bei Nahrungsmitteln, Mobilität und dem Schulbesuch von Kindern.

Immer mehr Menschen schränken sich ein:

1
Energie

Mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Haushalte im untersten Einkommensviertel sparen bei der Energie.

2
Freizeit

Über zwei Drittel (69 Prozent) geben weniger Geld für Freizeit-Aktivitäten aus.

3
Lebensmittel

45 Prozent haben die Investitionen in Nahrungsmittel reduziert.

Die Hälfte greift – falls überhaupt vorhanden – auf Erspartes zurück, hat die Auswertung weiter ergeben. Knapp ein Drittel ist auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Fast 20 Prozent sind mit Zahlungen im Rückstand.

"300.000 Beschäftigte in Österreich sind trotz Arbeit armutsgefährdet. Die Teuerung heizt dieses Problem weiter an", erklärt  der Präsident der oberösterreichischen Arbeiterkammer, Andreas Stangl.

Er pocht auf treffsichere, nachhaltige und strukturell wirksame Instrumente und auf "einen fairen Beitrag von Superreichen". Die Inflation fresse sich "immer mehr in die Mitte der Gesellschaft durch", so Stangl weiter.

"300.000 Beschäftigte in Österreich sind trotz Arbeit armutsgefährdet. Die Teuerung heizt dieses Problem weiter an. Sie frisst sich immer mehr in die Mitte der Gesellschaft durch." AK-OÖ-Präsident Stangl pocht auf wirksame Gegenmaßnahmen.
Geht mit der Bundesregierung hart ins Gericht: Oberösterreichs AK-Chef Andreas Stangl.
Geht mit der Bundesregierung hart ins Gericht: Oberösterreichs AK-Chef Andreas Stangl.
FOTOKERSCHI.AT / APA / picturedesk.com

Kritik an fehlender Nachhaltigkeit

Vieles, was die Regierung bisher gegen die explodierenden Preise getan hat, sei nicht nachhaltig, kritisiert der Präsident. Einmalzahlungen würden in kürzester Zeit verpuffen.

Aus Sicht der AK braucht es – vor allem, um den völlig aus den Fugen geratenen Energiemarkt zu beruhigen – gezielte Maßnahmen: etwa die Trennung von Strom- und Gaspreis, einen Preisdeckel auf alle Energieformen und die Abschöpfung von Übergewinnen. Kammer und Gewerkschaft haben dafür ein Modell erarbeitet.

Kinder in der Armutsfalle

Die jüngste Bevölkerungsgruppe trifft die Teuerung besonders hart. Michael Lindner (SPÖ), in Oberösterreich seit kurzem Landesrat in für Kinder- und Jugendhilfe, will jetzt eine Kindergrundsicherung einführen. Das Ziel: die Armut in diesem abzuschaffen.

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