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Düringer für "Goldenes Brett vorm Kopf" nominiert

Heute Redaktion
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Bild: Lukas Beck / Goldenes Brett vorm Kopf

Roland Düringer, selbsternannte Wunderheiler, denen wenig überraschend die Patienten wegsterben und Pseudoheiler, die mit Angstmache Geld scheffeln: Die neuesten Nominierungen das "Goldene Brett vorm Kopf" sind da und GILT-Gründer Düringer hat beste Chancen zum pseudowissenschaftlichen Unfug-Verzapfer des Jahres gekürt zu werden. Der Preis wird in der Wiener Urania und erstmals auch in Deutschland verliehen.

Roland Düringer, selbsternannte Wunderheiler, denen wenig überraschend die Patienten wegsterben und Pseudoheiler, die mit Angstmache Geld scheffeln: Die neuesten Nominierungen das "Goldene Brett vorm Kopf" sind da und GILT-Gründer Düringer hat beste Chancen zum antiwissenschaftlichen Unfug-Verzapfer des Jahres gekürt zu werden. Der Preis wird in der Wiener Urania und erstmals auch in Deutschland verliehen. 
Unter 200 Nominierten, die lautstark Dinge verkünden, die längst wissenschaftlich widerlegt wurde - oft immer und immer wieder - wurden jetzt drei ausgewählt, die um das "Goldene Brett vorm Kopf" rittern: 

Roland Düringer - rechtsextreme Gäste und Lichtgenährte

Begonnen hat Roland Düringer als Kabarettist, dann inszenierte er sich als Anti-Establishment-Guru, nun ist er auch noch Politiker mit seiner , deren Programm einzig "denen was wegnehmen" zu sein scheint. Abseits davon gehört ein Arsenal an Verschwörungstheorien, mit denen er kokettiert: Kondensstreifen am Himmel blieben heute länger als früher, Impfungen könnten gefährlich sein und die Pharmaindustrie sowieso. In seine Puls4 Talkshow "Gültige Stimme" lud er unter anderem den Verschwörungstheoretiker Rüdiger Dahlke, der Lichtnahrung für möglich hält oder die rechtslastige Autorin Eva Hermann, die den "Zusammenhalt" und "Werte" wie Kinder, Mütter und Familien in der NS-Zeit für gut hielt, ein. Genau darin besteht die Gefahr, die von Düringer ausgeht: Ohne auf den ersten Blick als Esoterik-Schwurbler erkennbar zu werden, schürt er Zweifel an wissenschaftlichen Fakten und bereitet den Boden, auf dem dann gefährliche Verschwörungstheorien gedeihen können.

Ryke Geerd Hamer – germanische, antisemitische Medizin mit Todesopfern

Unter dem Namen "Germanische Neue Medizin" verbreitet der ehemalige Mediziner Ryke Geerd Hamer seine Thesen. Krebs hält er für eine "Krankheit der Seele" und ein "sinnvolles biologisches Sonderprogramm". Behandlungsmethoden wie Chemotherapie oder chirurgische Entfernung von Tumoren lehnt er ab. Weder der Entzug der Approbation als Arzt noch Haftstrafen konnten ihn bisher davon abhalten, seine wissenschaftlich haltlosen Ideen weiter zu verbreiten. Als Basis für seine Behauptungen dient nicht etwa wissenschaftliche Forschung, er beruft sich stattdessen auf angebliche übersinnliche Botschaften, die ihm durch seinen verstorbenen Sohn übermittelt worden sein sollen. Seine gefährlichen medizinischen Ansichten verknüpft Hamer überdies mit antisemitischen Verschwörungstheorien.

Fünfjährige überlebt, Eltern wollten OP verhindern

Zahlreiche Patienten, die der Germanischen Neuen Medizin vertrauten und wissenschaftlich fundierte Behandlungsmethoden ablehnten, sind bereits verstorben. Besonders bekannt wurde der Fall der fünfjährigen Krebspatientin Olivia (1995), die von Hamer behandelt wurde. Das Kind wurde schließlich gegen den Willen der Eltern operiert und überlebte. Auch 2016 gelangte Hamer wieder in die Schlagzeilen:  In Italien verstarb eine 18jährige Krebspatientin , nachdem ihre Eltern gemäß Hamers Thesen eine Chemotherapie ablehnten.

Krebszentrum Brüggen-Bracht – Ermittlung wegen fahrlässiger Tötung, 100% biologisch

Als "effektiv" und "100% biologisch" preist das Krebszentrum Brüggen-Bracht seine alternativen Therapien an. Die Krebstherapie sei "frei von chemischen Giften". Seine Praxis besteht aus "einem Team von Heilpraktikern und einem Arzt" und bietet neben der vermeintlichen Krebstherapie kosmetische Behandlungen wie Hyaluronspritzen gegen Falten an.

"aktuell bestes Präparat" gegen Tumore: 3 Tote

Im August 2016 erlangte das Zentrum traurige Berühmtheit, weil drei Krebspatienten verstarben – offenbar nach Behandlung mit dem nicht als Krebsmedikament zugelassenen 3-Bromopyruvat. Auf der Internetseite des Krebszentrums wurde dieses Mittel als das "aktuell beste Präparat zur Tumorbehandlung" beworben.

Gegen den Heilpraktiker Klaus Ross wird wegen fahrlässiger Tötung der drei Patienten und wegen fahrlässiger Körperverletzung in zwei weiteren Fällen ermittelt.

Goldenes Brett fürs Lebenswerk: Zentrum der Gesundheit

Die Website stellt sich als neutrale Informationsplattform dar. Tatsächlich werden dort jedoch pseudomedizinische Thesen vertreten, Angst geschürt und Verschwörungstheorien eine Plattform geboten. Im umfangreichen Shop gibt es Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetika, und passenderweise tauchen Links zu den einzelnen Produkten direkt neben den entsprechenden pseudo-redaktionellen Beiträgen auf.

Die Verbraucherzentrale Hamburg bescheinigte dem Zentrum ein großes Verkaufsinteresse, eine schlechte Transparenz der Informationen zum Anbieter sowie eine mangelhafte Objektivität der Ernährungsberatung.

Hall of Fame der Gewinner mit Xavier Naidoo und Virenleugner 

2014 gewann Xavier Naidoo mit seinem Gefasel über die Reichsbürgerbewegung, 2015 "triumphierte" Virenleugner Stefan Lanka . 

Jury: Wissenschafter, Fachjournalisten

Die Jury setzt sich aus Wissenschaftern und wissenschaftlichen Fachjournalisten zusammen. 2016 wird die Preisverleihung erstmals in der Wiener Urania und zeitgleich in Hamburg stattfinden. 

6. Verleihung 

Das goldene Brett vorm Kopf

Urania Wien

11. Oktober 2016, 20 Uhr