Österreich

Dürnrohr: EVN beendet heuer Kohleverstromung

Heute Redaktion
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EVN beendet die Kohleverstromung am Standort Dürnrohr noch im Herbst 2019.
EVN beendet die Kohleverstromung am Standort Dürnrohr noch im Herbst 2019.
Bild: Bwag, CC-BY-SA-4.0

Während in Wien um das Klima debattiert wird, macht die EVN nun Nägel mit Köpfen: Sie beendet die Kohleverstromung am Standort Dürnrohr noch im Herbst 2019.

Ausstieg aus der Kohleverstromung früher als geplant: Die EVN beendet die Kohleverstromung am Standort Dürnrohr noch im Herbst 2019. Das Kraftwerk Dürnrohr war seit 1986 ein Eckpfeiler der Versorgungssicherheit Ostösterreichs. Zu Spitzenzeiten war an diesem Standort Steinkohle für bis zu einem Jahr Produktion gelagert. Um die Kohleverstromung am Standort Dürnrohr hatte es zuletzt immer wieder Aufregung gegeben ("Heute" berichtete).

Mikl-Leitner: "Das ist ein richtiger Schritt"

„Das ist ein richtiger Schritt, weil die Stromerzeugung durch Kohle die CO2-schädlichste Erzeugungsform ist. Niederösterreich ist schon jetzt Vorreiter bei der Stromerzeugung durch Erneuerbare Energien. Und auch beim Kohleausstieg wird Niederösterreich mit gutem Beispiel vorangehen. Schon im Herbst dieses Jahres wird das letzte Kohlekraftwerk Niederösterreichs in Dürnrohr geschlossen. Jetzt geht es darum, den Kohleausstieg mit vereinten Kräften in ganz Europa voranzutreiben."

Bereits seit Monaten wird in Dürnrohr die vorhandene Restkohle verstromt. Sie reicht insgesamt noch für rund 30 Betriebstage. Neue Lieferoptionen wurden nicht mehr gezogen. Ein frühzeitiger Ausstieg aus der Kohleverstromung sei ein Beitrag zum Klimaschutz in Österreich, bringe aber gleichzeitig große Herausforderungen für die heimische Versorgungssicherheit.

Dürnrohr werde nun als wichtiger innovativer Energiestandort weiterentwickelt. Hier nutzt die EVN 500.000 Tonnen Haus- und Gewerbemüll pro Jahr als Brennstoff zur Strom- und Wärmeerzeugung. Aus dem Müll wird Strom für 170.000 Haushalte und Fernwärme für die Landeshauptstadt St. Pölten erzeugt. Auch Industriebetriebe werden von Dürnrohr aus mit Energie versorgt.

Niederösterreichischer Klärschlamm

Künftig soll dort auch der niederösterreichische Klärschlamm einer sinnvollen Verwertung zugeführt und zur Strom- und Wärmeerzeugung verwendet werden. Zusätzlich wird derzeit von der EVN die Errichtung einer großen Photovoltaik-Anlage am Standort vorbereitet. Bei diesen Projekten können auch Mitarbeiter am Standort neue berufliche Herausforderungen finden. In nächster Zeit wird die EVN über 20 Mio. Euro in den Standort Dürnrohr investieren. Die Bundesregierung fordert in der Klima- und Energiestrategie 2030 einen raschen Ausstieg aus der Kohle. Niederösterreich setzt das jetzt um, heißt es seitens des Landes. Dafür müssten aber andere Kraftwerke in Niederösterreich einspringen und die Versorgungssicherheit garantieren.

Zahlen und Fakten zur Stromerzeugung mit Kohle

- Österreich erzeugt derzeit rund 350 Megawatt Strom im Kohlekraftwerk Dürnrohr und 250 Megawatt im Kraftwerk Mellach, in Summe also 600 MW aus Kohlekraft

- Der CO2 Ausstoß in beiden Kraftwerken (Mellach, Dürnrohr) liegt bei bis zu 2 Mio. Tonnen pro Jahr

- 24 von 28 EU Staaten erzeugen Strom aus Kohlekraft

- Derzeit gibt es in den 28 EU Staaten insgesamt 260 aktive Kohlekraftwerke

- 14 von 28 EU Staaten erzeugen Strom aus Atomkraft

- Im Jahr 2015 gingen 18 % der gesamteuropäischen CO2 Emissionen von den (damals) 284 Kohlekraftwerken aus

- Kohle ist damit einer der größten CO2 Emittenten in der EU

- Lettland, Luxemburg, Malta und Zypern verzichten sowohl auf eigene Atomkraftwerke als auch auf Kohlekraftwerke, sind aber deutlich kleinere Volkswirtschaften als Österreich



- Unter Österreich-Ratspräsidentschaft wurde beschlossen: Ab 2025 dürfen die Mitgliedsstaaten Kohlekraftwerke nicht mehr mit Beihilfen subventionieren

(wes)