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Dutzende Tote bei bis zu minus 57 Grad

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

Beißende Kälte, Dutzende Tote, Chaos im Verkehr: Die heftigsten Dezemberfröste seit 50 Jahren legen Russland lahm. In Sibirien rät der Zivilschutz von längeren Autofahrten ab - zu groß ist das Risiko, beim Warten auf den Pannendienst in dem dünn besiedelten Gebiet zu erfrieren.

Fast täglich warnen Ärzte auch in Moskau vor Gesundheitsproblemen: Kinder unter drei Jahren sollten bei Temperaturen ab minus 20 Grad nicht mehr aus dem Haus. Selbst die an Eiseskälte gewöhnten Russen stöhnen über einen Jahrhundert-Winter.

Frauen bekommen Taxi auf Staatskosten

Am meisten zittern die Menschen in der riesigen Teilrepublik Sacha in Sibirien. Dort sinkt das Quecksilber in diesen Tagen örtlich auf bis zu minus 57 Grad. Im äußersten Nordosten des Riesenreiches, in der Stadt Anadyr, verkürzen Geschäfte ihre Öffnungszeiten drastisch. Frauen werden auf Staatskosten von der Arbeit nach Hause gefahren, um längere Aufenthalte im Freien zu vermeiden. Wer schnell in den Supermarkt springt, lässt den Motor wie selbstverständlich laufen - der Wagen würde sonst nicht wieder anspringen.

Keine Wolken machen Luft bitterkalt

Schuld an der Eiseskälte östlich der natürlichen Wetterbarriere, dem Ural-Gebirge, ist nach Angaben des staatlichen Wetteramtes ein kräftiges Tief über dem Norden der Pazifik-Halbinsel Kamtschatka in Verbindung mit Ausläufern eines Hochdruckgebiets über Sibirien. Da sich dabei keine Wolken bilden, kühlt sich die Luft bis in niedrige Schichten extrem ab. Ein weiteres Hoch blockiert wärmere Luft. Eine solche Kombination habe es zuletzt 1938 gegeben, sagen Meteorologen.

Mongolei im Notstand

Das führt nun dazu, dass die Temperatur etwa im südsibirischen Gebiet Altai bis zu 25 Grad unter dem Dezemberdurchschnitt liegt. Nicht nur fällt in dortigen Schulen der Unterricht aus - kältefrei! In der Teilrepublik Tuwa an der Grenze zur Mongolei rufen die Behörden sogar den Notstand aus, um mehr Arbeitskräfte im Kampf gegen brechende Stromleitungen und schneeverwehte Straßen einzusetzen.

Hunderte mit Erfrierungen im Spital - 56 Tote

Das frostige Wetter hat schon viele Opfer gefordert. 56 Kältetote gibt es nach offiziellen Angaben, Hunderte liegen mit schweren Erfrierungen in Kliniken. Mit flaschenweise Wodka wärmen sich nicht nur Obdachlose auf - und erfrieren dann im Schlaf. Nach Ansicht von Experten liegt die Dunkelziffer deutlich höher.

Todesursache: Vergiftung und Explosionen

Hinzu kommt: Jeden Tag sterben Dutzende Menschen an Kohlenmonoxidvergiftungen oder bei Gasexplosionen, weil sie sich an maroden Öfen oder offenen Feuern wärmen wollen. Meist wurden Sicherheitsbestimmungen nicht eingehalten.

APA/red.