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"Dyschronia: Chronos Alternate" – Sci-Fi-PSVR2-Krimi

Ein eigentlich unmöglicher Mord, Anime-Grafik, VR-Ermittlungen, Science-Fiction-Technik – "Dyschronia: Chronos Alternate" ist ein bunter Game-Mix.

Rene Findenig
"Dyschronia: Chronos Alternate" ist alles – Anime, VR-Game, Krimi, Sci-Fi-Film und Detektiv-Story.
"Dyschronia: Chronos Alternate" ist alles – Anime, VR-Game, Krimi, Sci-Fi-Film und Detektiv-Story.
MyDearest Inc

Spieler in der Rolle von Hal Scion stehen vor einem Rätsel: In der Stadt Dyschronia hat sich ein Mordfall ereignet, den es eigentlich nicht geben dürfte. In der futuristischen Welt von "Dyschronia: Chronos Alternate" wurden Verbrechen nach Vorbild von Filmen wie "Minority Report" ausgerottet – die Behörden wissen einfach alles über die Bürger. Nicht nur, was die Bürger gemacht haben, auch was sie denken und fühlen ist dank neuer Technologie für den Staat ein offenes Buch. Aber: Ein bekannter Professor wurde eindeutig ermordet – und wir sollen herausfinden, wie das passierte und wer der Täter ist.

Willkommen bei "Dyschronia: Chronos Alternate", das nun auch neu für die PlayStation VR2 erschienen ist. Im Zuge der Ermittlungen rund um den Mord kommen uns dabei ganz besondere Fähigkeiten zugute. Protagonist Hal ist nämlich einer der sogenannten "Variant Humans" – Personen, die nicht nur die Vergangenheit sehen, sondern diese auch verändern können. "Dyschronia: Chronos Alternate" selbst erscheint in drei Kapiteln, von denen das erste bereits gestartet ist und der Rest noch im Jahr 2023 folgen soll. Und Entwickler MyDearest Inc sowie Publisher Perp Games liefern einen bunten Mix ab.

Spielerisch freier, aber Fokus liegt auf der Story

So geht es bereits zu Beginn des Titels Schlag auf Schlag: Nach dem Mord wird die Stadt abgeriegelt, das die Menschen verbindende System Augmented Dreaming soll untersucht werden und wir bekommen für die Ermittlungen den Roboter Lily zur Seite gestellt. Waren vergangene "Chronos"-Games noch reine Visual Novels, ist das neue Spiel tatsächlich steuerbar. Allzu viele spielerische Freiheiten darf man sich aber nicht erwarten, denn die Story und Erzählung stehen noch immer im Mittelpunkt. Immerhin darf man nun aber den Protagonisten frei durch die Welt bewegen und Umgebungen untersuchen.

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    Spieler in der Rolle von Hal Scion stehen vor einem Rätsel: In der Stadt Dyschronia hat sich ein Mordfall ereignet, den es eigentlich nicht geben dürfte. In der futuristischen ...
    Spieler in der Rolle von Hal Scion stehen vor einem Rätsel: In der Stadt Dyschronia hat sich ein Mordfall ereignet, den es eigentlich nicht geben dürfte. In der futuristischen ...
    MyDearest Inc

    Zahlreiche Gameplay-Elemente des Titels dürften Spielern aus anderen Serien und Games bekannt vorkommen. So darf man ähnlich wie in den Telltale-Titeln mit den Charakteren reden und dabei kleinere Entscheidungen treffen, um den Verlauf der Handlung zu ändern, Gerichtsprozesse nach bester "Ace Attorney"-Manier führen, entfernt erinnernd an "Metal Gear" schleichen und per speziellen Tech-Armreifen wie in den "Horizon"-Spielen Objekte scannen, um mehr über sie zu erfahren. Dazu kommen Zahlen- und Code-Rätsel sowie etwas an "Life is Strange" erinnernde Blicke in die Vergangenheit. 

    Tolle Anime-Grafik, aber wenige Überraschungen

    Allerdings ist sowohl vorgegeben, wann man in die Vergangenheit der Charaktere blicken und wann man die Geschehnisse verändern darf. Schön dafür: Viele der möglichen Entscheidungen und Veränderungen sind optional, man wird also weder zu einer Gimmick-Mechanik gezwungen, noch wird der Entdecker-Drang, diese Gelegenheit zu finden, abgewürgt. Auch Veränderungen bei der Handlung und neue Gesprächs-Optionen sind bemerkbar. Fünf bis acht Stunden spielt man sich so durch das erste Kapitel, wobei vor allem die Anime-Grafik, die die verschiedenen Spiel-Genres verbindet, sehr gut gefällt. 

    Über weite Strecken wirkt "Dyschronia: Chronos Alternate" wie ein Anime-Film oder ein Visual Novel, der bunte Gameplay-Mix macht aber Spaß und motiviert, auch wenn die spielerischen Freiheiten eher eingeschränkt sind. Gleiches gilt übrigens auch für die Umsetzung auf der neuen PlayStation VR2. Die technischen Möglichkeiten der Controller und des Headsets wie Vibrations-Feedback und adaptive Trigger-Tasten werden maximal gestreift, aber nicht voll ausgenutzt. Dennoch ist es ein besonderes und überraschend entspanntes Erlebnis, die Anime-Ermittlungen in der Virtuellen Realität der PSVR2 zu führen. 

    Vorbildliche VR-Einstellungsoptionen im Spiel

    Spieler dürfen selbst entscheiden, ob sie sich frei-fließend oder stufenweise-teleportierend durch die Spielwelt bewegen wollen, ob sie sich frei mit dem Kopf rundum in der Welt umschauen wollen oder der Blick zur Seite nur in Stufen passieren soll, ob ein Raster zur leichten Orientierung eingeblendet wird oder die Grafik einfach ohne Raster und Co. gezeigt wird – und, und, und. Gespielt werden kann zudem entweder stehend oder sitzend, ganz nach eigenem Geschmack. Wer in VR-Spielen recht schnell an "Motion Sickness" leidet, findet in "Dyschronia: Chronos Alternate" zahlreiche Komfort-Einstellungsoptionen.

    Einstellen muss man sich aber auch in der VR-Welt darauf, lange Zeit "Beifahrer" zu sein und die Handlung zu erleben, statt am Steuer zu sitzen und eingreifen zu können. Auch andere kleine Mankos gibt es. So muss zeitweise jede einzelne Dialog-Zeile per Button-Druck fortgesetzt werden und oftmals "friert" der Protagonist bei den Dialogen ein – was sich in der VR-Welt mehr als seltsam "anfühlt". Auch die Rätsel sind eher an Anfänger gerichtet, denn es wäre zwar das Potenzial für ein paar Kopfnüsse vorhanden, das Spiel und vor allem unsere Robo-Helferin stoßen uns aber förmlich mit der Nase auf die Lösung.

    "Dyschronia: Chronos Alternate" im Test – Sci-Fi-PSVR2-Krimi

    Trotz der Kritikpunkte ist "Dyschronia: Chronos Alternate" ein fantastisches und vor allem recht einzigartiges PSVR2-Spiel. Während andere Entwickler lieber Tech-Demos abliefern und die technischen Möglichkeiten des neuen Headsets auszureizen versuchen, bringt MyDearest Inc eine Visual Novel in die VR-Welt und ergänzt diese um ein paar Möglichkeiten, in das Geschehen einzugreifen. So gesehen ist "Dyschronia: Chronos Alternate" ein spannender und langer Anime-Film, der um Game-Elemente als Bonus ergänzt wurde. Und das macht das Spiel richtig, richtig gut, die Spannung ist jederzeit hoch.

    Sich einmal voll auf die Handlung konzentrieren zu können, statt auf Statuswerte, Ausrüstungsgegenstände, Skill-Trees und Highscores achten zu müssen, steht dem Titel richtig gut. Ein spannendes Mord-Mysterium, eine fantastische Science-Fiction-Welt, eine fesselnde Story, Rätsel, Mini-Games, Schleich-Passagen, eine erkundbare Spielwelt, eine ausgezeichnete Anime-Grafik – und als VR-Spieler ist man mittendrin. "Dyschronia: Chronos Alternate" zeigt sich im Test als spektakulärer Sci-Fi-PSVR2-Krimi, den sich vor allem Anime-Fans nicht entgehen lassen dürfen.