Wien

E-Bike statt Auto: "Ich pendle auf zwei Rädern!"

E-Bike-Trend: In Österreich gibt es bereits eine Million Elektro-Fahrräder. Für Marianne Wilhelm ist das Rad aus ihrem Alltag nicht mehr wegzudenken.

Yvonne Mresch
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Mit ihrem E-Bike ist Marianne Wilhelm in ganz Wien unterwegs – und spart damit Zeit und Geld.
Mit ihrem E-Bike ist Marianne Wilhelm in ganz Wien unterwegs – und spart damit Zeit und Geld.
Helmut Graf

Zum Termin mit "Heute" kommt Unternehmerin Marianne Wilhelm – wie könnte es anders sein – mit dem E-Bike, den Tageseinkauf im Korb und die Arbeitsunterlagen an der Lenkstange. Ihr Bike ist eines von tausend Elektro-Fahrrädern, die es in Österreich derzeit gibt. Aus ihrem Alltag ist das Gefährt mittlerweile nicht mehr wegzudenken.

Vom Steuerberater zum Honiggeschäft

"Ich bin in ganz Wien damit unterwegs, fahre zum Steuerberater, zum Einkaufen und natürlich auch von und zur Arbeit", erzählt sie. Jeden Tag pendelt die 53-jährige von Döbling in den Bezirk Neubau, wo sie zwei Filialen von "Wald und Wiese" leitet. Das Radfahren hat für sie viel verändert: "Ich bin so am schnellsten unterwegs, vor allem wenn es Verkehr gibt. Es macht Spaß, ich bin an der frischen Luft und reduziere meinen CO2-Ausstoß." Der Umstieg vom normalen Rad auf das E-Bike hatte für Wilhelm einen entscheidenden Grund: "Es ist einfach praktischer und einfacher. In Döbling ist es teilweise sehr steil, da würde ich mir anders schwer tun im Alltag". Auch der finanzielle Vorteil liegt für Wilhelm auf der Hand: "Ich spare Geld und bin unabhängig von etwaigen Krisen."

Mehr Diebstähle von E-Bikes

Die Unternehmerin ist täglich mit dem Bike unterwegs – zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter. "600 Kilometer habe ich seit Jahresbeginn schon geschafft", sagt sie stolz. Auch in ihrem Umfeld merkt die Wienerin eine Zunahme an E-Bikes. "Es fällt mir schon auf, dass immer mehr umsteigen. Auch mein Mann fährt schon damit." Die beliebten Zweiräder sind allerdings auch immer wieder Opfer von Diebstählen. Eine offizielle Statistik gibt es laut Landespolizeidirektion Wien keine. Es sei aber anzunehmen, dass mehr Bikes als in der Vergangenheit gestohlen werden. Das habe mit dem Anstieg an Elektro-Fahrrädern zu tun. Angst um ihren Alltagsbegleiter hat Wilhelm nicht: "Ich habe zwei Schlösser und wenn ich mich unwohl fühle, nehme ich einfach den Akku mit", sagt sie.

E-Bike-Hersteller: "Es braucht mehr Investition in Radwege"

Laut einer Studie des E-Bike Herstellers QWIC ist rund ein Viertel der Befragten in Österreich offen, mit dem E-Bike zur Arbeit oder Ausbildungsstätte zu fahren. "Ich erlebe es selbst als E-Bike fahrender Pendler, dass das Radverkehrsnetz bereits gut funktioniert. Wenn wir uns an den Niederlanden orientieren, ist trotzdem noch Luft nach oben", sagt Stefan Wisiak, Country Manager QWIC Österreich und appelliert: "Wir müssen jetzt die Menschen und besonders die Pendler überzeugen, umzusteigen. Es braucht mehr Investition in Radwege, Infrastruktur – wie unter anderem Ladestationen und Parkmöglichkeiten – sowie in öffentliche Aufklärung und qualitative E-Mobilität."

Denn, so Wisiak, bei etwa 80 Prozent aller Autofahrten werden weniger als 20 Kilometer zurückgelegt. "Viele wollen weg vom Auto, aber trotzdem mobil sein. Was es dafür braucht ist ein noch besser ausgebautes Radverkehrsnetz, vor allem jetzt, wo durch das Parkpickerl viele Pendler auch umsteigen wollen. Wir brauchen eine verbesserte Infrastruktur, um das Umsteigen so attraktiv wie möglich zu gestalten." Marianne Wilhelm sieht das ähnlich. "Im siebten Bezirk funktioniert das mit dem Radfahren sehr gut. In Döbling ist es hingegen mühsam. Es braucht einfach die Infrastruktur und es macht einen Unterschied, ob man als Radfahrer gesehen wird oder nicht."

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