Wirtschaft

E-Mails und Diensthandys überfordern uns

Heute Redaktion
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Ob E-Mail, WhatsApp, Facebook oder Diensthandy: Überall und jederzeit erreichbar zu sein, stört nicht nur unseren Arbeitsfluss, sondern kann auf Dauer zu einer Belastung für das Gehirn werden, warnen Psychologen. Eine konsequentere Policy in Unternehmen, die der Entwicklung der modernen Kommunikation angepasst ist, wird deshalb seit langem gefordert.

Ob E-Mail, WhatsApp, Facebook oder Diensthandy: , stört nicht nur unseren Arbeitsfluss, sondern kann auf Dauer zu einer Belastung für das Gehirn werden, warnen Psychologen. Eine konsequentere Policy in Unternehmen, die der Entwicklung der modernen Kommunikation angepasst ist, wird deshalb seit langem gefordert.

In vielen Postfächern haben sich mehr als 1000 ungelesene E-Mails angesammelt. 1000 Nachrichten, Anfragen, Einladungen. Allen Absendern zu antworten ist unmöglich, täglich kommen Dutzende neue Mails dazu. Probleme, die immer mehr Arbeitnehmer nur allzu gut kennen. Und dann wäre da noch das Diensthandy, von dem Chefs annehmen, es sei 24 Stunden am Tag eingeschaltet.

Eine konsequente E-Mail-Policy oder Kommunikationsregelung zwischen Unternehmen und ihren Mitarbeitern, die den technischen Entwicklungen angepasst ist, wird deshalb vielfach schon seit Jahren gefordert. Denn mittlerweile gibt es tatsächlich Programme, die Mailboxen automatisch leeren, wenn ein Mitarbeiter das wünscht, weil er zum Beispiel drei Wochen auf Urlaub ist.

Unser Posteingang geht über

Bei fast allen in der Jobwelt geht der Posteingang immer und immer mehr über, und wer alle E-Mails beantwortet, dem fehlt die Zeit für seine eigentliche Arbeit. Wie sehr dieses Thema die Gesellschaft beschäftigt, zeigen Studien der letzten Zeit. Über 80 Prozent der Befragten sagten im Schnitt, sie hätten das Gefühl, viel zu arbeiten, aber das genüge noch immer nicht.

Dabei steht längst außer Frage: Je mehr Informationen gleichzeitig verarbeitet werden müssen, umso schwieriger fällt es uns, diesen allen die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken. Durch die Masse an E-Mails und Telefonaten kann sich bei vielen Menschen eine emotionale Erschöpfung breit machen, die auch bei Burnout beobachtet wird.

Seite 2: Unser Hirn braucht Pausen!

Überall blinkt und tönt es

Aber nicht nur die schiere Menge der elektronischen Kommunikation stresst den Menschen heutzutage, auch ihre ständige Präsenz. Jede neue E-Mail blinkt am Bildschirmrand auf, das Smartphone weist mit verschiedenen Tönen auf Facebook-Nachrichten, WhatsApp-Posts, Twitter-Interaktionen oder verpasste Anrufe hin. Diese Push-Nachrichten sind kaum zu ignorieren.

Mit Outlook auf dem Computer und Smartphone neben der Tastatur ist es nicht mehr möglich, konzentriert zu arbeiten. Denn um in einen Arbeitsfluss zu kommen, braucht es Ruhe. Dieser "Flow", wie ihn die Arbeitspsychologie nennt, stellt sich aber nur dann ein, wenn für eine Weile niemand unterbricht. Das kommt in der modernen Arbeitswelt jedoch immer seltener vor. Schließlich unterbrechen uns auch Kollegen mit einer Frage, klingelnde Telefone oder der laut sprechende Nachbar im Großraumbüro.

Unser Hirn braucht Pausen

Restlos beforscht sind die ständigen Unterbrechungen durch moderne Kommunikationstechnologie auf unser Gehirn noch nicht. Die Entwicklung verlief so schnell, dass es noch keine Langzeitstudien gibt. Psychische Gefährdungen am Arbeitsplatz müssen ernst genommen werden. Häufige Unterbrechungen führen oft dazu, dass wir schneller erschöpft und unzufrieden mit unserer Leistung sind. Deshalb steigt das Bedürfnis nach mehr Pausen. Viele gönnen sich gerade dann aber keine Pause, weil sie aufgrund der Unterbrechungen ihrem Zeitplan hinterherhinken.

Aber auch wer E-Mail-Benachrichtigungen abstellt und das Handy im Nachbarzimmer deponiert, wird der Allgegenwart unserer Kommunikation nicht völlig entkommen. In vielen Berufen kann man heutzutage von überall arbeiten. Das ist für viele Menschen ein Gewinn, weil sich so beispielsweise Arbeit und Kindererziehung besser verbinden lassen. Gleichzeitig erzeugt dies auch Druck: Wir haben nie richtig Freizeit.

Technologie muss für Pausen sorgen

Viele Unternehmen wollen ihre Mitarbeiter auch nach Arbeitsschluss oder im Urlaub anrufen. Erste Erkenntnisse über Home-Office und flexible Arbeitszeiten zeigen die negativen Folgen der ständigen Erreichbarkeit. Unter dem Strich fühlten sich die Betroffenen umso gestresster, je mehr die Arbeit ins Privatleben Einzug hielt. Es wuchs das Gefühl, nicht mehr abschalten zu können.

Dabei sind gerade Kommunikationspausen umso wichtiger. Das Arbeiten am Bildschirm, das Mailen, das Surfen mit dem Smartphone belastet immer die gleichen Hirnregionen. Und nach der Arbeit lesen wir auf dem Heimweg weiter Nachrichten auf dem Smartphone und surfen zuhause auf dem Sofa weiter.

Wenn sich das Gehirn nicht so schnell umstellen kann, muss sich unser Umgang mit der Technologie anpassen. Etwa mit Computern die anzeigen, wann eine Pause gemacht werden sollte. Oder mit einer Software auf dem Smartphone, die Erreichbarkeit individuell regelt. Anrufe vom Chef können zwischen 9 und 16 Uhr durchgestellt werden, von 18 bis 22 Uhr dürfen Freunde anrufen, ab 22 Uhr ist Zeit für Erholung.