Österreich

Horror-Flug: 7 Stunden von Wien nach Berlin

Langes Warten, falscher Airport, kein Ersatztransfer, Personal verschwunden, 400 Euro Taxifahrt...Chaos pur bei Billigairline EasyJet.

Heute Redaktion
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Die 22-jährige Julia (Name von der Redaktion geändert) aus der Steiermark wollte am vergangenen Freitag mit der Fluglinie EasyJet nach Berlin fliegen. Ihr Plan: Abflug um 19.15 Uhr in Wien-Schwechat, Ankunft um 21.15 Uhr in Berlin-Tegel.

Sie kam zwar an ihrem Ziel an – aber erst in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages, mit sieben Stunden Verspätung und per Taxi um 400 Euro. "Für die Rückreise habe ich einen Nachtbus gebucht", so Julia.

Landete in Leipzig statt in Berlin

Mit 40-minütiger Verspätung hob der Flieger vom Wiener Flughafen ab. Wegen Unwetter in Berlin konnte dieser jedoch nicht planmäßig landen und wich auf den Leipziger Flughafen aus. Insgesamt 70 Flüge sollen an diesem Tag gestrichen worden sein und 250 verspätet, wie die "B.Z." berichtet. Am falschen Airport angekommen passierte erstmal lange nichts...

Betrunkener Fluggast drehte im Flieger durch

Der Flughafen in Leipzig war zu dem Zeitpunkt geschlossen, wie die 22-Jährige erzählt. "Wir durften das Flugzeug nicht verlassen." Getränke gab es zwar, jedoch um den vollen Preis. Essen war zu wenig an Board, "es gab nur noch drei Sandwiches", so die Steirerin. Es waren Kinder an Board und ältere Personen. "Alle wollten etwas zu essen haben".

Einem Passagier wurde alles zu viel – der betrunkener Fluggast, mit Donald-Trump-Kappe auf dem Kopf, drehte im Flugzeug durch. Er zündete sich eine Zigarette an und wollte den Notausgang öffnen. Das Personal hinderte ihn, Polizeibeamte kamen in den Flieger, nahmen seine Personalien im hinteren Bereich des Flugzeuges auf – den Herren jedoch nicht mit.

"Flughafen voll mit aggressiven Leuten"

Nach gut eineinhalb Stunden Warten durften die Passagiere das Flugzeug endlich verlassen. Doch weder Ersatzbusse noch Ansprechpersonen warteten, wie von Easyjet versprochen, auf sie. Eine Zerreißprobe für die Nerven.

"Der Flughafen war voll mit aggressiven Leuten. Bei EasyJet ging keiner mehr ran."

Es sei eine Frechheit, dass 500 Leuten ein Ersatz-Transfer versprochen wird der dann nicht kommt, die Stewardessen verschwinden, es kein Bodenpersonal gibt, die App nicht funktioniert und man die Fluggäste stundenlang uninformiert stehen lässt, regt sich Julia auf.

Um 400 Euro mit dem Taxi nach Berlin

Hotels wie Züge waren zu dem Zeitpunkt ausgebucht oder fuhren nicht mehr. Ersatzbusse gab es keine. Was tun? "Wir haben uns in Gruppen zusammengetan und Taxis organisiert". 400 Euro kostete die Fahrt nach Berlin. Finale Ankunft: Samstag, 3.50 Uhr, statt Freitag um 21 Uhr. Die App funktioniere nach wie vor nicht, aber sie hoffe zumindest die Taxi-Kosten zurückzubekommen.

Inzwischen hat easyJet reagiert - und folgende Stellungnahme an "heute.at" übermittelt:

"easyJet kann bestätigen, dass der Flug EZY5848 von Wien nach Berlin-Tegel am 1. Juni wegen Gewittern um Berlin zum Flughafen Leipzig umgeleitet wurde. Da es in der Nähe des Leipziger Flughafens keine passende Busverbindung gab, konnten wir leider keinen Weitertransport nach Berlin-Tegel anbieten.

Kosten werden erstattet

Wir haben unsere Kunden darüber informiert, dass easyJet ihre Reisekosten ab dem Flughafen Leipzig erstattet.

Wir bitten alle betroffenen Kunden uns über unser Online-Antragsformular zu kontaktieren, damit easyJet schnellstmöglich mit der Erstattung der Reisekosten beginnen kann"

Nicht der einzige Zwischenfall

(mp)