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Ecstasy macht asoziale Oktopusse kuscheliger

Eine Studie hat Bemerkenswertes entdeckt: Normalerweise hassen Oktopusse einander, doch gibt man ihnen MDMA, werden sie sozial und kuschelig.

Heute Redaktion
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Zwei Oktopusse bei der Paarung
Zwei Oktopusse bei der Paarung
Bild: iStock

Was passiert, wenn man Oktopussen MDMA – der Grundstoff für Ecstasy - gibt? Man würde meinen, dass sich nur Leute diese Frage stellen, die gerade selber MDMA genommen haben. Und natürlich Wissenschaftler.

Oktopusse gelten ihren Artgenossen gegenüber als äußerst asozial und feindselig – manchmal fressen sie sogar einander. "Sogar bei der Paarung übergibt das Männchen bloß sein Sperma und verschwindet so schnell wie möglich. Denn würde es bleiben, würde ihn das Weibchen attackieren ", erklärt Neurowissenschaftlerin Gül Dölen, die die Studie an der John Hopkins Universität in Baltimore, USA, geleitet hat.

Dort wollte man herausfinden, wie MDMA das soziale Verhalten von Oktopussen beeinflusst, um daraus Rückschlüsse auf Menschen zu ziehen. Dölen weiß aber selber, dass sich das ganze ein bisschen skurril anhört: "Leute fragen 'Haben Sie Bilder von Oktopussen, die Glowsticks hochhalten?'" – in Anspielung auf die Leuchtstäbe, die oft von Fans elektronischer Musik bei Partys geschwungen werden.

"Ich ignoriere solche Fragen aber, da dies nicht wirklich unser Ziel war", sagt Dölen trocken. "MDMA ist ein hervorragendes Werkzeug um zu untersuchen, ob ein Oktopus sozial werden kann." Und die Antwort ist eindeutig 'Ja'.

Zutraulicher

Für die Studie wurde ein Aquarium mit drei verbundenen Kammern gebaut: Eine war leer, in der zweiten saß eine Spielzeugfigur und in der dritten ein Oktopus in einem Käfig.

Vier Oktopusse wurden in einen Glasbecher mit verdünntem MDMA gesetzt, dass sie über ihre Kiemen aufnahmen. Solange die vier "high" waren, haben sie im Aquarium viel mehr Zeit mit dem gefangenen Oktopus verbracht als nüchtern. Vor allem war aber die Art der Interaktion mit ihm eine ganz andere.

Ohne MDMA näherten sie sich dem Käfig sehr vorsichtig und streckten nur einen Tentakel aus. Doch die Droge machte sie entspannter und freundlicher, erklärte Dölen: "Sie umarmten quasi den Käfig und exponierten Körperteile, die sie sonst nie einem anderen Oktopus zeigen."

Verspielter

Und sie verhielten sich ähnlich zu der Euphorie, die Menschen auf MDMA verspüren: "Einige waren sehr verspielt, machten akrobatische Bewegungen im Wasser oder fummelten längere Zeit am Luftausströmer [Anm.: das Gerät, das Luft ins Aquarium bläst] herum." Andere wiederum streckten alle acht Arme aus und trieben herum, was sie als "Wasserballett" bezeichnet.

Dieses Ergebnis überraschte die Forscher: Oktopusse sind zwar hochintelligent – sie können etwa Glasdosen aufschrauben, um an Futter zu kommen – doch ihre Gehirne sind komplett unterschiedlich zu jenen von Menschen. Dölen hofft, dass ihre Studie dabei hilft, Forschungen zu psychiatrischen Medikamententherapien bei anderen Tierarten, die weit entfernt von Menschen sind, voranzutreiben.

"Seriöse Wissenschaftler melden sich bereits und sagen, wir können eine Menge von diesen Dingen lernen", sagt Dölen. "Ich hoffe, dass dies eine dieser Studien ist, die uns in die richtige Richtung vorantreibt und nicht eine von jenen skurrilen, über die nur Raver Bescheid wissen."

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