Niederösterreich

Ehehölle endete mit Mordversuch: 12 Jahre Haft für Mann

Über Jahre soll ein 7-facher Vater (39) seine Frau geschlagen, gequält und isoliert haben. Vor Gericht drückte der Tschetschene auf die Tränendrüse.

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Der angeklagte Tschetschene
Der angeklagte Tschetschene
privat

2004 war ein heute 39-jähriger Tschetschene mit seiner Frau nach Österreich gekommen, zeugte mit ihr sieben Kinder, lebte zuletzt in St. Pölten-Oberwagram.

Gattin völlig isoliert

Der selbstständige Paketzusteller soll seine Gattin komplett kontrolliert, ihr jegliche Freunde und Bekannte untersagt (Anm.: sie durfte nicht mal mit der Schwägerin reden), ihr Handy samt Datenvolumen kontrolliert haben. In Geschäfte durfte die Frau nur alleine oder mit seiner Begleitung.

Messer wegen Handykauf

Ab 2014 soll er sie laut Anklage geschlagen haben. Die Gründe: Weil die damals Schwangere zum Beispiel beim Kochen telefoniert hatte. In den letzten Jahren sollen die Attacken brutaler und regelmässig erfolgt sein. Ab 2018 soll er sie mit der Faust geschlagen haben, 2019 setzte er ihr ein Messer an die Brust, der Sohn ging dazwischen. Motiv: Die bedauernswerte Frau hatte sich heimlich vom Haushaltsgeld ein Handy um 100 Euro gekauft.

Mordversuch weil zuviele Daten verbraucht

Am 13. Februar 2020 hatte sie zu viel Datenvolumen am Smartphone verbraucht, es kam zum Streit, sie wollte flüchten, er warf sie laut Anklage aufs Bett. Dann sagte sie drei Mal ensuite: "Ich will mich scheiden lassen." (Anm.: das Paar ist nach muslimischen Recht verheiratet, sagt der Mann drei Mal, dass er die Scheidung begehrt, "gilt die Scheidung" - obwohl die Instantscheidung auch bei einigen Muslimen umstritten ist; bei der Frau gilt die Scheidung ohnedies nicht, aber er fühlte sich provoziert). Der 39-Jährige wurde rasend vor Wut und würgte die 36-Jährige. Die Tochter (16) schritt ein, half ihrer Mutter zur Flucht übers Fenster. Der Tschetschene wurde schließlich festgenommen („Heute“ berichtete).

"Ich durfte kein Deutsch lernen"

Die Ehefrau berichtete in der kontradiktorischen Vernehmung über die Ehehölle und Schläge und die Zeit davor: "Als wir nach Österreich kamen, hätte ich so gerne Deutsch gelernt. Nur er hat mit das nicht erlaubt. Ich durfte nur den einen, für die Mindestsicherung notwendigen Kurs absolvieren. Ich hätte auch sehr gerne gearbeitet, aber das ließ er natürlich gar nicht zu. Ich bekam nicht mal Taschengeld, nur Haushaltsgeld zum Einkaufen."

"Dachte die Augen quillen heraus"

Zum 13. Februar 2020 berichtete das Opfer: "Ich hatte das Gefühl, dass die Augen herausquillen, so stark hat er mich gewürgt."

12 Jahre Haft

Vor Gericht heute in Sankt Pölten wegen Mordversuchs, fortgesetzter Gewalt und gefährlicher Drohung zog der 39-Jährige eine Show ab und drückte auf die Tränendrüse: „Ich bin so dankbar in Österreich sein zu dürfen. Sie schimpfte und spuckte immer wieder. Sie hat mich mal mit einem Messer attackiert". Die Anschuldigungen gegen ihn seien doch gar nicht wahr. Die Tochter entschlug sich der Aussage (bzw. musste sich entschlagen). 

Am Nachmittag des Prozesses kamen noch einige "Entlastungszeugen", die den Mann als umgänglich beschrieben.

Das Urteil der Geschworenen nach rund dreistündiger Beratung: Es war Mordversuch (7:1 Stimmen). Die Strafhöhe: Zwölf Jahre Haft (nicht rechtskräftig)-