Das Leben einer 55-jährigen Frau aus Turin veränderte sich im Januar 2023 drastisch. Zu dieser Zeit erlag ihr jugendlicher Sohn einer degenerativen Krankheit. Die Italienerin, die im wissenschaftlichen Bereich arbeitete, versank daraufhin in einer tiefen Depression, wie "La Repubblica" berichtet.
Sie habe daraufhin heimlich Kontakt zu einer Sterbehilfeorganisation in Basel aufgenommen. Im Juli habe die Schwester der Turinerin von diesem Vorhaben Wind bekommen. Daraufhin habe sie den Ehemann der Frau kontaktiert, der aus beruflichen Gründen in Kanada lebe.
Er und die Schwester der Frau aus Turin seien nach Basel geeilt: "Wir haben sie dort getroffen und mit ihr gesprochen. Sie hat uns beruhigt und versichert, dass sie diese Idee aufgegeben hat", berichtet der Italiener gegenüber "La Repubblica".
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Zwar seien sie zuerst beruhigt gewesen, hätten aber dennoch versucht, die Basler Sterbehilfeorganisation zu kontaktieren, um die Situation zu erklären: "Wir haben geschrieben, dass meine Frau schwer trauerte und eine depressive Phase durchmachte. Wir baten darum, mit der Person in Kontakt zu treten, die sie im assistierten Suizid begleitet hätte", erklärt der Ehemann weiter.
In der Zwischenzeit fuhr die depressive Turinerin mit ihrem Plan heimlich fort. Am 12. Oktober reiste sie erneut nach Basel. Später erhielt der Anwalt der Frau ein SMS von einer ihm unbekannten Nummer. Der Text enthielt ihre letzten Wünsche: "Bitte gehen Sie nach Hause, schalten Sie das Telefon aus, spenden Sie meine Kleidung an eine Wohltätigkeitsorganisation und übergeben Sie meinem Mann die Urne mit der Asche unseres Sohnes." Dieses SMS alarmierte den Anwalt, der den Ehemann der Frau in Kanada benachrichtigte. Kurz darauf wurde eine Vermisstenanzeige veröffentlicht.
Erst einige Stunden später bemerkte der Ehemann, dass ein E-Mail der Basler Klinik in seinem Spam-Ordner gelandet war. Die Nachricht über den wurde nach dem Tod seiner Ehefrau verschickt. Es vergingen mehrere Tage, bevor der Mann eine Urne mit der Asche seiner Frau sowie ein Todeszertifikat ohne Erklärung überreicht wurde. "Ich konnte den Körper meiner Frau vor der Einäscherung nicht sehen", empört er sich.
Silvio Viale, Arzt, Gemeinderat in Turin und wissenschaftliche Leiter von Exit Italia, verteidigt die Basler Klinik: "Ich bin sicher, dass die Organisation aus Basel (...) alle medizinischen Untersuchungen durchgeführt hat", erklärt er gegenüber TGCOM 24.
"Außerdem, wenn der Fall der Familie bereits vor dem Sommer bekannt war, bedeutet dies, dass er seit Monaten im Gange war. Ich bin nicht überrascht, dass die Organisation nicht nur die Wünsche der Frau, in Würde zu sterben, respektiert hat, sondern auch postmortale Vereinbarungen gegenüber der Familie", schätzt er ein. Er bedauert jedoch, dass der Ehemann "vor vollendete Tatsachen" gestellt wurde.