Niederösterreich

Ehepaar soll sich Erbe von Pensionist erschlichen haben

Ein Ehepaar soll sich das gesamte Vermögen eines mittlerweile verstorbenen Mannes unter den Nagel gerissen haben. Jetzt muss das Paar vor Gericht.

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Der Prozess findet am Landesgericht in St. Pölten statt.
Der Prozess findet am Landesgericht in St. Pölten statt.
Erich Wessely

Wegen einer filmreifen Erbschleicherei muss ein 48-Jähriger und seine 50-jährige Gattin jetzt vor Gericht: Das Ehepaar soll sich das Vermögen eines betagten, mittlerweile verstorbenen, Niederösterreichers, unter den Nagel gerissen haben. 

Sohn arbeitete auf Bank

Der Sohn der Beschuldigten arbeitete als Kundenbetreuer in einer Bank und das Ehepaar erfuhr dadurch, dass der Senior dringend eine Haushalts- und Gartenhilfe benötige. Der 48-Jährige und die 50-Jährige lernten in der Folge den Pensionist kennen - sie kochte und putzte fortan, er erledigte die Gartenarbeit für den Rentner. Dem Paar war nicht entgangen, dass der Pensionist Einiges auf der hohen Kante hatte. 

Opfer wurde abgeschottet

Im Frühjahr 2019 soll der Pensionist laut Anklage bereits gesundheitlich schwer angeschlagen gewesen sein und kaum noch soziale Kontakte zu Familie oder Freunden gepflegt haben. Zu diesem Zeitpunkt soll das Paar laut Anklage den Entschluss gefasst haben, den Rentner dazu zu bringen, ihnen das gesamte Vermögen zu vermachen. 

Testament auf Druck

Das Duo erkundigte sich daraufhin beim Notar, wie man das Erbe der leiblichen Tochter schmälern könne und vereinbarten gleich einen Termin zur Testamentserrichtung. Doch der Notar gab unmissverständlich zu verstehen, ohne Gutachten eines Sachverständigen kein Testament zu errichten. Noch am selben Tag ließ das Paar laut Anklageschrift daher, unter Einbeziehung von Freunden, ein handschriftliches Testament durch das Opfer aufsetzen, wonach sie alles erben sollten.

Depot um 191.000 Euro aufgelöst

Übrigens: Der Hausarzt des Verstorbenen hatte bereits beim Bezirksgericht eine Erwachsenenvertretung für das Opfer angeregt. Nur ein befreundeter Wiener Arzt der 50-Jährigen soll dem Pensionisten laut Anklage uneingeschränkte Urteilsfähigkeit attestiert haben soll.

Während dieses Verfahrens soll auch ein Wertpapierdepot des Opfers über 191.000 Euro vom 48-Jährigen aufgelöst und der Betrag in eine Lebensversicherung zu Gunsten der Angeklagten einbezahlt worden sein.

Dem Ehepaar droht diese Woche beim Prozess in St. Pölten wegen Untreue und Betruges bis zu zehn Jahre Haft. Die mutmaßliche Schadenssumme beträgt weit über 300.000 Euro. Es gilt die Unschuldsvermutung.