Österreich

Ehrenmord: Todesdrohung gegen Anwalt von Killer

Erst seit einer Woche verteidigt der Wiener Top-Jurist Nikolaus Rast den Afghanen Hikmatullah S. (18). Nun bekam er Morddrohungen per Mail.

Heute Redaktion
Teilen
Causa Ehrenmord: Die brisante Morddrohung gegen den Wiener Staranwalt Nikolaus Rast im Wortlaut
Causa Ehrenmord: Die brisante Morddrohung gegen den Wiener Staranwalt Nikolaus Rast im Wortlaut
Bild: Denise Auer, privat

Nur vier Zeilen lang ist das Mail eines Martin B., das der Wiener Anwalt Nikolaus Rast in seinem Posteingang vorgefunden hat. Doch diese haben es in sich: "Dass du präpotenter Idiot Dich für diesen K... hergibst, ist skandalös", schreibt Martin B. Er spricht auf den neuesten Klienten des Wiener Strafverteidigers an – Hikmatullah S., der Ende des Vorjahres seine Schwester Bakhti im Innenhof eines Wohnhauses in Wien-Favoriten regelrecht hingerichtet haben soll.

"Der Kerl gehört sofort ohne Prozess öffentlich totgepeitscht", lautet die befremdliche Rechtsansicht des Mailschreibers. Dann die Drohung gegen den Juristen, der die Verteidigung des Verdächtigen übernommen hat: "Und für Dich hätte sicherlich jemand eine Kugel über ... du reidiger Abschaum!!"

Kam Mail von FPÖ-Account?

Brisant: Das Mail wurde von einer E-Mailadresse verschickt, die auf "@fpoe.at" endet. Anwalt Rast glaubt aber nicht, dass ein Mitarbeiter der freiheitlichen Partei hinter der deftigen Nachricht steckt. "Das wäre wirklich ausgesprochen dumm, so etwas von einem Arbeitsaccount zu versenden. Ich gehe davon aus, dass das fingiert wurde – so etwas ist ja heutzutage nicht sonderlich kompliziert", sagt Rast.

"Werde die Sache am Montag anzeigen"

Die "Kronen Zeitung" hatte den brisanten Wutbrief in ihrer Sonntagausgabe zuerst öffentlich gemacht. "Heute" erreichte Nikolaus Rast wenige Stunden nach der Veröffentlichung des Artikels und wollte wissen, ob der Verfasser des Mails mittlerweile vielleicht erkannt hat, zu weit gegangen zu sein und eine Entschuldigung erfolgt ist. "Nein, es gab keine weitere Reaktion", so Nikolaus Rast, "ich werde die Causa morgen Montag daher zur Anzeige bringen".

Mehrere Negativ-Nachrichten

Dass er den Afghanen verteidigt, stößt offenbar nicht nur Martin B. sauer auf. "Es gab mehrere negative Reaktionen seit ich die Causa übernommen habe – aber keine hatte auch nur annähernd diese Schärfe", so Rast. Auch Astrid Wagner, die Hikmatullah S. ganz am Anfang vertreten hatte, bekam – wie berichtet – teils wüste Drohnachrichten auf Facebook. Sie legte den Fall nach wenigen Tagen zurück.

Auch die Juristen Manfred Arbacher-Stöger und Liane Hirschbrich haben aufgegeben. Nachdem Hikmatullah S. laut neuestem Gutachten bereits deutlich älter als 18 Jahre alt sein soll, droht ihm im Falle einer Verurteilung wegen Mordes eine lebenslange Haftstrafe. Für den Verdächtigen gilt die Unschuldsvermutung. (coi)