Politik

"Eigenes Hirn": Kurz-Zitat aus Interview geschnitten

Eine Passage mit einer flapsigen Formulierung wurde zunächst aus einem Interview mit Puls 24 gekürzt. Kritik auf Social Media.

Clemens Pilz
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Auf Punkt und Beistrich gebügelte Sätze, Message-Control: Wenn Sebastian Kurz und seine ÖVP-Mitstreiter im TV auftreten, wirkt jedes Wort sorgsam abgewägt. Ein Moment mit Seltenheitswert zeigt den Bundeskanzler jetzt von seiner emotionaleren Seite. "Aber Sie haben ja ein eigenes Hirn", reagierte er auf die Frage einer Puls 24-Moderatorin. Auf Sendung ging der Ausschnitt am Dienstag nicht – eine Entscheidung, die in der Puls 24-Redaktion offenbar strittig war.

Nach Kritik in sozialen Netzwerken veröffentlichte der Sender am Donnerstag schließlich das ungekürzte Interview. Auch die Passage mit dem flapsigen Ausdruck, der bei einem Politiker mit liberalerem Kommunikationsstil wohl weniger aufgeregt hätte, ist zu hören. Moderatorin Alexandra Wachter konfrontierte den Bundeskanzler darin mit der Kritik, er würde seine Verhandlungsposition in Brüssel für innenpolitische Zwecke ausnützen. 

"Die Frage ist, warum wird über Sie so negativ gesprochen?", so Wachter. "Anscheinend weil wir gut verhandelt haben. Aber wenn Sie sagen, es stört Sie die Rhetorik oder...", sagt Kurz. "Mich stört gar nichts, ich habe nur zitiert", wirft die Moderatorin ein. "Aber Sie haben gerade gesagt, meine Rhetorik sei problematisch", so Kurz. Wachter antwortet: "So steht es in der 'Zeit', das war, was ich zitiert habe."  Der Kanzler: "Aber Sie haben ja ein eigenes Hirn. Sie müssen ja nicht..."

Wegen Missverständnis herausgeschnitten

Warum wurde der Moment nicht im TV gezeigt? Laut Informationen der APA habe es Interventionen aus dem Bundeskanzleramt gegeben. Für die erste Ausstrahlung wurde die Passage dann entfernt. Der Sender begründet Streichungen im Interview anders: "Bei dem Gespräch gibt es ein Missverständnis bezüglich Brutto und Netto", heißt es. "Während Kurz von Brutto spricht, spricht Wachter von Netto." Um Fehlinterpretationen auszuschließen, habe man diese Passage bei der TV-Ausstrahlung gekürzt. "Um den Zusammenhang aufrecht zu erhalten, mussten auch andere Teile wegfallen."

Ein Sprecher des Bundeskanzleramts dementierte gegenüber der APA Interventionen: "Ich habe die Redaktion darauf hingewiesen, dass im Interview eine falsche Zahl in den Raum geworfen wurde, ohne die Möglichkeit zu bekommen, das aufzuklären. Das Interview war aus meiner Sicht mehr ein Hickhack als ein Gespräch mit konsistenten Fragen und Antworten. Es obliegt allein der Redaktion, welche Teile eines Interviews und in welcher Länge gesendet werden."

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