Wirtschaft

Ein Drittel der Studenten hat Finanzprobleme

Heute Redaktion
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Bild: Helmut Graf

Mehr als ein Drittel der Universitätsstudenten hat starke finanzielle Probleme. Das ist das Ergebnis einer am Institut für Soziologie der Uni Wien erstellten Studie. 15 Prozent der Studenten gaben an, regelmäßig zu wenig Geld für Lebensmittel zur Verfügung zu haben, 21 Prozent überziehen regelmäßig das Konto und 16 Prozent haben sich derzeit Geld ausgeliehen oder einen Kredit aufgenommen.

Für die in Zusammenarbeit mit der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) im Jänner 2013 durchgeführte Erhebung wurden Online-Fragebögen von rund 5.000 Uni-Studenten im Bachelor-, Master- und Diplomstudium ausgewertet. Demnach gaben 16,2 Prozent der Studenten an, "sehr stark" von finanziellen Schwierigkeiten betroffen zu sein, 20,5 Prozent sind "stark" betroffen und 20,6 Prozent zum Teil.

Am stärksten mit Finanzproblemen zu kämpfen haben demnach Studenten an Kunst-Unis. Unger führte dies bei einer Pressekonferenz am Mittwoch unter anderem auf den hohen Anteil ausländischer Studierender dort zurück. Außerdem hätten Kunst-Uni-Studenten eher unregelmäßige Einkommen etwa durch Auftritte oder Ausstellungen. Am seltensten mit finanziellen Problemen konfrontiert sind Medizin-Studenten.

Öffi-Tickets werden zum Problem

Jeweils ein Fünftel der Studenten kann es sich selbst nicht leisten, bei Bedarf ein Semesterticket bzw. eine Jahreskarte für öffentliche Verkehrsmittel sowie neue Kleidung zu kaufen. Jeder zehnte Student schafft es nicht, aus eigenen Mitteln nötige Studienmaterialien zu kaufen, seine gesamte Wohnung angemessen warm zu halten und eine im vergangenen Jahr dringend nötige medizinische Behandlung zu finanzieren.

23 Prozent gaben außerdem an, es sich nicht selbst leisten zu können, jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch, Geflügel oder eine entsprechende vegetarische Speise zu essen, 30 Prozent können sich keinen einwöchigen Urlaub samt Unterkunft pro Jahr finanzieren.

Familienbeihilfe geht an Eltern

Probleme gibt es außerdem bei der Familienbeihilfe, die derzeit von rund 43 Prozent der Bildungsinländer bezogen wird. In der Regel wird diese aber nicht direkt an die Studenten ausbezahlt, sondern an die Eltern: Jeweils ein Fünftel der Erziehungsberechtigten gibt diese aber entweder gar nicht oder nur teilweise an ihre studierenden Kinder weiter. Weiteres Studienergebnis: Berufstätige Studenten und Studenten mit finanziellen Schwierigkeiten schaffen die Studieneingangs- und Orientierungsphase seltener in der vorgesehenen Zeit als Vollzeit-Studenten und Studierende ohne Finanzprobleme.

Die stellvertretende ÖH-Vorsitzende Angelika Gruber (Verband Sozialistischer StudentInnen/VSStÖ) sieht die Studienergebnisse als "Denkzettel an die Regierung". Diese müsse endlich die "Baustelle Beihilfensystem" angehen. Die zuletzt erfolgte Herabsetzung des Bezugsalters für die Familienbeihilfe sei ein "dummes Experiment" gewesen, diese müsse außerdem direkt an die Studenten ausbezahlt werden.

Ministerium: "Gut ausgebaute Förderung"

Im Wissenschaftsministerium verwies man auf "die gut ausgebaute Studienförderung" in Österreich. Dieses umfasse ein breites Spektrum von der Studienbeihilfe, dem Studienzuschuss und Studienabschlussstipendien über Fahrtkosten- und Reisekostenzuschüsse bis hin zu Mobilitätsstipendien und Beihilfen für ein Auslandsstudium.

2012 habe man inklusive Leistungsstipendien rund 200 Mio. Euro für alle Hochschuleinrichtungen ausgeschüttet . Profitieren würden davon pro Studienjahr rund 46.000 Studenten. In der Hochschulkonferenz arbeite derzeit eine Arbeitsgruppe an weiteren Verbesserungen - man sei "verwundert", dass die Studie dort noch nicht erwähnt worden sei.