Wirtschaft

Ein Drittel der Westbahn-Mitarbeiter vor der Kündigung

In einem internen Mail informierte Westbahn-Chef Erich Forster seine Belegschaft Freitagnachmittag darüber, dass die Streichung von 100 Jobs droht.

Clemens Oistric
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Die Westbahn steht vor enormen wirtschaftlichen Herausforderungen.
Die Westbahn steht vor enormen wirtschaftlichen Herausforderungen.
Alföldi Attila

In einem emotionalen E-Mail an die Belegschaft skizzierte Westbahn-Vorstand Erich Forster Freitagnachmittag die dramatische Situation, in die sein Unternehmen durch die Corona-Krise schlitterte. Die Umsätze seien derzeit "extrem niedrig", so Forster. "Eine weitere finanzielle Unterstützung ist daher unumgänglich, um Verluste nicht explodieren zu lassen. Das Ministerium kann aktuell aber keine weitere Unterstützung zusagen. Sollte die Entscheidung somit gegen weitere finanzielle Hilfe für die Westbahn fallen, müssten wir jedoch einen sehr schweren Schritt setzen: Um das Unternehmen zu retten und somit langfristig die Mehrzahl der Arbeitsplätze zu sichern, müssten wir rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kündigen."

"Informiere euch schweren Herzens"

Der Vorstandsvorsitzende fügte an: "Das wäre furchtbar und ich hoffe sehr, dass sich dieser Schritt zumindest teilweise noch vermeiden lässt. Da wir aber nicht wissen, ob und wann wir vom Ministerium weitere Hilfe erhalten und wir Informations- und Anmeldefristen (beim AMS) einhalten müssen, falls diese Maßnahme notwendig wird, informiere ich Euch schweren Herzens schon jetzt über die möglichen Kündigungen."

Diese Kündigungen würden sich "über alle Bereiche des Unternehmens erstrecken". Die Betroffenen Kollegen würden wegen der derzeit herrschenden Ansteckungsgefahr telefonisch von ihren Bereichsleitern vorinformiert werden.

"Rund ein Drittel der Stellen in der Westbahn streichen zu müssen, wäre ein schwerer Schlag für unser Unternehmen und es würde mich persönlich tief betroffen machen. Ich hoffe weiterhin von ganzem Herzen, dass wir die Westbahn vor dieser Situation bewahren können."

Westbahn-Chef Forster: "Rund ein Drittel der Stellen in der Westbahn streichen zu müssen, würde mich tief betroffen machen."
Westbahn-Chef Erich Forster
Westbahn-Chef Erich Forster
Picturedesk

Wie schwer ihm dieser Schritt fallen dürfte, zeigt auch ein Hinweis des Chefs, dass er die Arbeit der Westbahn-Crew wertschätze: "Alle betroffenen Kolleginnen und Kollegen haben Engagement und Herzblut in die Westbahn eingebracht." Er bemühe sich daher um weitere Gespräche mit dem Ministerium ("die hoffentlich doch noch zu einem besseren Ende führen") und überbetriebliche Lösungen (AMS, Stiftung). Das Mail endet mit dem Satz: "Rund ein Drittel der Stellen in der Westbahn streichen zu müssen, wäre ein schwerer Schlag für unser Unternehmen und es würde mich persönlich tief betroffen machen. Ich hoffe weiterhin von ganzem Herzen, dass wir die Westbahn vor dieser Situation bewahren können." Gezeichnet ist das Schreiben mit "Euer Erich".

Westbahn bestätigt "Heute"-Infos

"Heute" überprüfte die Authentizität des der Redaktion zugespielten E-Mails Freitagabend bei einer Westbahn-Sprecherin. Das Unternehmen bestätigte die Info in einer schriftlichen Stellungnahme und lässt wissen: "Um den Fortbestand der privaten Bahn für die Kundinnen und Kunden und die Mehrzahl der MitarbeiterInnen zu sichern, könnte es nunmehr zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte notwendig sein, den Abbau von rund 100 Stellen durchzuführen."

Laut Westbahn reagieren die Österreicher derzeit "mit großer Zurückhaltung bei Reisen, was aus Gesundheitsrücksicht verständlich ist – dennoch besteht immer ein gewisser Reisebedarf, der zu versorgen ist". Das Problem: "Bislang konnte das BMK keine weitere finanzielle Unterstützung zusagen. Wenn die WESTbahn unter den verschärften Corona- Rahmenbedingungen wirtschaftlich auf sich alleine gestellt ist, so muss dies mit dem absoluten Minimum an MitarbeiterInnen erfolgen, um möglichst viele Zugangebote für die Kundinnen und Kunden sichern zu können und dennoch Verluste nicht ausufern zu lassen."

Westbahn hofft auf weitere Hilfen

Vorstand Forster hofft nun auf die Zusage für weitere Hilfe: "Wir müssen aber jetzt Fristen einhalten, falls Schritte bei der Mitarbeiterreduktion doch notwendig werden. Daher müssen wir aus Vorsichtsgründen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über dieses Drohszenario informieren, AMS und Gewerkschaft in Kenntnis setzen und um Unterstützung auch für verkürzte Fristen im Fall notwendiger Kündigungen ersuchen, um so die Anzahl der Betroffenen möglichst gering halten und die Mehrheit der Arbeitsplätze langfristig sichern zu können.“ Den Personalabbau nicht umsetzen zu müssen, sei das "vorrangige Ziel".